Es sind die Bäuerinnen und Bauern, die unsere Ernährung sichern. Im globalen Süden sind es vor allem kleinbäuerliche Familienbetriebe, die mit ihrem Fleiß und ihrem traditionellen Wissen einen Großteil der Welternährung sichern. Doch es läuft etwas schief. Die Arbeit der global in der Landwirtschaft Tätigen wird viel zu wenig geschätzt und gerade Kleinbetriebe sehen sich einer Vielzahl manchmal unlösbarer Probleme ausgesetzt. Vor allem werden ihre Leistungen häufig nicht angemessen entlohnt. Die Folge: Immer mehr Bäuerinnen und Bauern hier und in den Ländern des globalen Südens müssen ihre Höfe aufgeben. Dies wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern stoppen.
Handelsabkommen bedrohen regionale Landwirtschaft
Immer neue Handelsabkommen werden zu Lasten der bäuerlichen Nahrungsmittelproduzenten abgeschlossen. So öffnen die im Dezember von der EU den verschiedenen afrikanischen Regionalgruppen aufgezwungenen Freihandelszonen mit der EU (EPAs) weiter die Agrarmärkte Afrikas. Die Folgen können gerade für Tierhalter dramatisch sein. Schon heute stehen Benin und Südafrika an der Spitze der Abnehmer europäischen Geflügelfleischs. Einheimische Geflügelhalter sind vom Ruin bedroht.
Dies ist auch die Folge der europäischen und deutschen Agrarpolitik, die stark auf Produktionssteigerung und Export, gerade bei der Tierproduktion, setzen. Ohne Futtermittelimporte vor allem aus Südamerika wäre diese Massenproduktion unmöglich. Für Sojaplantagen werden kleinbäuerliche Betriebe, Grasland und Wälder verdrängt. Die dort lebenden Menschen werden vertrieben. Die Folge ist Hunger. Aber die Fleischproduktion nicht in Maßen sondern in Massen stellt auch immer größere Probleme für die Konsumenten und die gehaltenen Tiere dar. Die Antibiotikaresistenz-Problematik, die in Teilen auch in Verbindung mit der Tierhaltung steht, ist inzwischen so dramatisch, dass sie von der deutschen Bundesregierung auf die Agenda des diesjährigen G7-Gipfels gesetzt worden ist.
Die G8 New Alliance for Food Security and Nutrition zeigt aber, dass auf G7-Gipfeln nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Anstatt die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern Afrikas anzuerkennen, öffnet diese Allianz den afrikanischen Kontinent für die Großkonzerne und die Industrialisierung der Landwirtschaft. Anstatt die Landfrage zu Gunsten der vorhandenen Produzenten anzugehen, wird Land hauptsächlich für Großinvestoren angeboten. Anstatt das bäuerliche Wissen und die bäuerlichen Züchtungen anzuerkennen werden von den afrikanischen Staaten strenge Saatgutgesetze zu Ungunsten der Produzentinnen gefordert.
Zimbabwische Bäuerin spricht in Berlin
Um gerade die genannten Probleme der Kleinbauern in den Ländern des globalen Südens noch stärker bekannt zu machen, hat Brot für die Welt dieses Jahr Elizabeth Mpofu von La Via Campesina und Bäuerin aus Zimbabwe zur Grünen Woche und zur „Wir-haben-es-satt“ Demonstration eingeladen. Sie wird auf der Abschlusskundgebung der Demonstration für das weltweit größte Netzwerk bäuerlicher Produzenten sprechen und ihre Forderungen für Politikveränderungen weltweit formulieren.
Die beschriebenen Probleme sind komplex. Nur wenn die Lösungen im globalen Norden und im globalen Süden und dies auch auf der Straße eingefordert werden, werden wir langfristig zum Erfolg kommen. In diesem Zusammenhang demonstriert Brot für die Welt auch dieses Jahr wieder zusammen mit Bauern und Bäuerinnen aus Deutschland und der ganzen Welt und allen anderen Beteiligten zur Grünen Woche auf der „Wir-haben-es-satt“ Demonstration.
Information auf dem Messegelände
Weiter will Brot für die Welt mit seinem Schwerpunkthema „Satt ist nicht genug!“ noch mehr Aufklärungsarbeit zu der komplexen Welternährungsproblematik leisten, damit sich endlich etwas ändert. Dies ist nur im kritischen Dialog mit Politik und Gesellschaft zu erreichen. Aus diesem Grund ist Brot für die Welt dieses Jahr neben der Demonstration auch auf der Grünen Woche mit einem eigenem Stand in der Halle 4.2 vertreten.