Die internationalen Prozesse zum Thema Klimawandel und Landwirtschaft befinden sich aktuell in einer Phase, in der wichtige Richtungsentscheidungen für die Zukunft getroffen werden. Im Rahmen der UN-Klimaverhandlungen werden erhebliche Finanzmittel bereitgestellt, die zum Großteil in den besonders vom Klimawandel betroffenen Agrarsektor fließen werden. Dies bietet die Chance für einen ökologischen Wandel, birgt aber auch die Gefahr der Zementierung von Produktionsmodellen, welche bestehende Probleme eher verschärfen, als sie zu lösen.
Zusammen mit mehr als 300 Entwicklungs- und Kleinbauernorganisationen warnt Brot für die Welt in einer gemeinsamen Stellungnahme davor, „Climate-Smart Agriculture“ auf dem Pariser Klimagipfel als Lösungsansatz im Kampf gegen den Klimawandel zu präsentieren. Das Konzept ist beliebig und beinhaltet keinerlei Kriterien dafür, welche landwirtschaftlichen Praktiken sich aus sozialer und ökologischer Sicht als „klimaintelligent“ qualifizieren und vor allem, welche nicht. Damit bietet es der Agrarindustrie die Möglichkeit, ihre sozial- und klimaschädlichen Produktionsmodelle unter dem Deckmantel des Klimaschutzes zu vermarkten. Eine von Industrieländern und multinationalen Agrar- und Lebensmittelkonzernen dominierte „Global Alliance for Climate-Smart Agriculture“ versucht bereits, das Konzept in den Forschungs- und Entwicklungsbudgets von immer mehr internationalen Organisationen und Regierungen zu verankern.
Weiter wie bisher ist in der Landwirtschaft aber keine Option. Die Zeit drängt und die Probleme sind immens: Einerseits bedroht das Wetterchaos die weltweiten Ernteerträge und damit die Lebensgrundlage der gesamten Menschheit. Anderseits heizen die konventionelle Landwirtschaft mit ihrem exzessiven Einsatz von Agrarchemie und die Massentierhaltung die Erderwärmung kräftig an. Klar ist: Die Welt braucht grundlegend andere Produktions- und Konsummuster, um die wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können, ohne die Umwelt zu Grunde zu richten. Diese müssen sich an den Bedürfnissen und Kenntnissen der Millionen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Entwicklungsländern orientieren, die den Großteil der weltweit konsumierten Lebensmittel produzieren und gleichzeitig besonders verwundbar gegenüber den Folgen des Klimawandels sind. Lösungsansätze der Agrarindustrie, die vorrangig auf der Verbreitung teurer Betriebsmittel basieren, schaden Kleinbauernfamilien, da sie diese in existenzgefährdende finanzielle Abhängigkeit bringen.
Statt also den alten Wein der industriellen Intensivierung in neue Schläuche namens „Climate-Smart Agriculture“ zu füllen, sollten Regierungen, Hilfswerke und internationale Organisationen endlich agrarökologische Prinzipien zur Leitlinie für eine neue Landwirtschaftspolitik machen. Dies beinhaltet sowohl umwelt- und klimaschonende Anbaumethoden als auch eine solidarische Form der Ressourcenverteilung, die allen Menschen gleichen Zugang zu Land, Saatgut und Wasser gewährt.
Klar, dass sich die Profiteure der bisherigen Produktionsmodelle mit Händen und Füßen gegen einen derartigen Kurswechsel wehren. Die Agrarkonzerne wissen nur zu gut, dass ihnen ökologische Bewirtschaftungsformen keine Kundschaft für Pestizide, synthetische Düngemittel und lizensiertes Gentech-Saatgut bringen. Der Klimawandel jedoch degradiert die industrielle Landwirtschaft zum Auslaufmodell, ganz egal mit welchen Begriffen sie sich tarnt. Die politischen Entscheidungsträger/-innen müssen endlich echte Lösungswege für eine zukunftsfähige Landwirtschaft einschlagen.