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Stiller Hunger

Von Prof. Dr. h. c. Cornelia Füllkrug-Weitzel am

Zu klein, zu oft krank, blutarm – mit diesen schlechten Voraussetzungen müssen sich zwei Milliarden Menschen auf den Weg aus der Armut machen. Es mangelt ihnen zwar nicht an Kalorien, aber an ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen. Sie leiden unter Stillem Hunger oder Mangelernährung.

Kinder besonders gefährdet

Fehlen Zink oder andere wichtige Mikronährstoffe, fangen Erwachsene jede Krankheit ein, sind weniger leistungsfähig, gelten als antriebsschwach. Kinder entwickeln bleibende körperliche und Hirnschäden und lernen schlecht. Sie bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Nach UN-Angaben verlieren Länder, in denen Mangelernährung herrscht, jährlich bis zu zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Welternährungsorganisation FAO schätzt die Schäden auf 1,24 bis 1,86 Billionen Euro.

Es ist gut, dass die Zahl der Hungernden Jahr für Jahr sinkt – aber satt ist nicht genug. Darum hat der UN-Sondergipfel zu den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) vom Wochenende allen Nationen die „Beendigung aller Formen von Fehlernährung“ (Ziel 2.2) bis 2030 auf die Fahne geschrieben.

Die Lösung heißt Vielfalt

Bleibt die Frage: wie? Es kann und muss zur Bekämpfung des Stillen Hungers keine technologische Wunderlösung geben wie die Beimischung fehlender Mikronährstoffe im Trinkwasser. ‚One-fits-all‘ ist genau der Irrweg. Es geht um die Abkehr von Monokultur, von industrialisierter Landwirtschaft und stattdessen um die Nutzung der ganzen Vielfalt standortgerechter Saatgutsorten und einer nachhaltigen Landwirtschaft zur Versorgung der eigenen Region. Oft sind die traditionellen Pflanzen und Anbaumethoden in Vergessenheit geraten. Genauer: die traditionelle Vielfalt wurde durch vermeintlich Moderneres wie den „schönen weißen “ Reis oder den nährstoffarmen Mais verdrängt.

Saatgut gehört den Bauern

Die internationale Agrarindustrie versucht seit längerem und zunehmend erfolgreich, den Saatgutmarkt zu kommerzialisieren. Im Moment steht Afrika dabei im Mittelpunkt. Die regionale Eigenzucht, eigene Saatgutbanken, der kostenlose Tausch oder die billige Weitergabe von Saatgut unter den Bauern sollen unterbunden werden. Erlangen die Konzerne Macht über diesen Handel, wäre die Vielfalt der lokalen und regionalen Saaten bedroht. Hunger und Mangelernährung lassen sich so nicht bekämpfen

 

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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