Der tschadische Menschenrechtler Djéralar Miankéol ist auf freiem Fuß. Bei einer Anhörung zum Berufungsverfahren wurden alle Anklagepunkte fallengelassen. Der Vorsitzende Richter entschied über den langjährigen, in der Haft schwer erkrankten Projektpartner von Brot für die Welt Miankéol: "Er kann zu seiner Familie zurückkehren und sich dort pflegen lassen. Er ist frei. Er hat nichts mehr zu befürchten." In einer Mitteilung an Brot für die Welt schrieb der Menschenrechtler: "Die Entscheidung, mich freizulassen und das Fallenlassen aller Anklagepunkte ist wie ein Hauch von Gerechtigkeit in einem Ozean von Ungerechtigkeit."
Dank für die Solidarität
In seiner E-Mail bedankte sich Miankéol bei allen, die an ihn gedacht haben. Er erinnerte an alle, die sich täglich für die Verteidigung der Menschenrechte einsetzen und für die sprechen, die keine Stimme haben. Auch in dem bewegenden Moment seiner Freilassung machte er auf jene aufmerksam, deren Rechte verletzt werden und für die er stellvertretend kämpft.
Engagierte Zivilgesellschaft
Die Anhörung zum Berufungsverfahren war nach großem internationalen Druck, vor allem von der deutschen Botschaft, dem Auswärtige Amt, internationalen und tschadischen Menschenrechtsorganisationen und regionalen Solidaritätsbewegungen zustande gekommen. Wegen der Bedeutung dieses Verfahrens für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit verfolgten mehr als 400 Menschen die Anhörung, unter ihnen jene Bauern und Bäuerinnen, für die sich Miankéol und seine Organisation "Ngaoubourandi" (ASNGA) einsetzt. Unter den Zuschauern waren auch Studierende, Abgeordnete, Medienleute und Vertreter der Regionalverwaltung.
Freispruch und sofortige Entlassung aus der Haft
Der Vorsitzende Richter befragte Miankéol zur Anklage, die auf Beamtenbeleidigung lautete. In seiner Antwort machte der Koordinator von ASNGA klar, dass er sich nicht bewusst sei, einen Beamten beleidigt zu haben. Im Gegenteil - er habe in seinem Gespräch mit dem Staatsanwalt am 15. Juni, das zu seiner Verhaftung und schließlich zu einer Verurteilung zu einer Haft von zwei Jahren geführt hatte, die sozialen Missstände und Korruption in der Region Logone Occidental und darüber hinaus im gesamten Tschad angeprangert, die eine verantwortungsvolle Regierungsführung behindere und die Konflikte um das Land und zwischen Viehzüchtern und Bauern verschärfe. Das Gericht befasste sich auch mit den Schwächen des als unfair eingestuften Verfahrens. Fünf Stunden nach Beginn der Verhandlung kam die Kammer zu dem Schluss, dass Miankéol unschuldig und mit sofortiger Wirkung freizulassen sei.
"Einsatz für Menschenrechte lohnt sich"
Sieglinde Weinbrenner, Menschenrechtsreferentin bei Brot für die Welt: "Wir sind alle sehr erleichtert" Sie hatte das Verfahren und die Protestaktion begleitet. "Wir möchte uns bei allen bedanken, die an Djéralar Miankéol gedacht, sich für ihn eingesetzt und Briefe geschrieben haben. Seine Freilassung ist ein schöner Beleg dafür, dass sich der Einsatz für die Menschenrechte lohnt und ein gutes Zusammenspiel aller Akteure hin zu guten Ergebnissen führen kann."