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COP22 – No Burning Man in Marrakesch

Heute wurde in Marrakesch der 22. UN-Klimagipfel feierlich und bescheiden eröffnet. Es geht vor allem darum, Regeln und Zeitpläne für die Umsetzung des Pariser Abkommens zu erarbeiten. Die anstehenden US-Wahlen überschatten die Verhandlungen.

Von Sabine Minninger am

Burning Man ist ein jährlich stattfindendes Festival im US-Bundesstaat Nevada in der Black Rock Desert. Das Festival ist an Skurrilität kaum zu überbieten, aus der ganzen Welt reisen Leute an, um tagelang zu feiern.

Ähnlich beschreibend hat die Weltpresse sich lustig gemacht in der Vermutung, dass so auch die Teilnehmer des 22. Weltklimagipfels in Marrakesch auffallen werden – in extremer Feierlaune werden sie in den Wüstenstaat einfallen und auf skurrile Art und Weise diesen schrägen UN-Prozess abfeiern.

Der alleinige Grund für die Champagnerlaune liegt auf der Hand: Nach über zwei Dekaden Verhandlungen liegt nun endlich ein Abkommen auf dem Tisch, ein Meilenstein in der Klimadiplomatie. Und ein Jahr später drehen immer noch alle durch vor Freude, Selbstverliebtheit und totaler Panik. Musste man sich über 20 Jahre lang rechtfertigen, an diesem ergebnisarmen Prozess teilzunehmen, darf man sich jetzt als Teil von Weltgeschichte feiern lassen (Stichwort Selbstverliebtheit) und das mit dem Wissen, dass dieses Abkommen ohne ehrgeizige Umsetzung die Welt nicht retten wird (Stichwort Panik).

So konnte man heute Morgen zum Auftakt nun gespannt warten, wie die französische Regierung hier auftreten wird, indem sie nun würdevoll oder siegesbesoffen die Präsidentschaft an Marokko übergibt.

Kurzer Rückblick: Bei der letzten COP 21 in Paris wurde das erste globale Klimaabkommen vereinbart, welches in rasanter Geschwindigkeit, für alle total unerwartet, frühzeitig ratifiziert wurde. Kurz vor Beginn der COP22 in Marrakesch, am 4. November, ist das Abkommen in Kraft getreten.

Trump sei Dank.

Wenn dieser Präsidentschaftskandidat für etwas seinen Zweck hatte, dann dafür zu sorgen, dass die Weltgemeinschaft sich geschlossen anstrengt, das Abkommen in Kraft treten zu lassen, auf das Herr Trump es nicht mehr so einfach in die Tonne kloppen könnte. Mr Trump ist also unfreiwillig zum Klimaschützer Number One geworden und hat damit mehr Einfluß auf den globalen Klimaschutz als andere berühmte amerikanische Klimaschützer wie Leonardo diCaprio oder Arnold Schwarzenegger. Und bevor er auch noch den UNFCCC diskreditieren möchte: No Mr Trump, the UNFCCC is not rigged and the entire world is guilty for the Paris Agreement!

Die Anspannung wegen der US-Wahl ist bei allen Akteuren zu spüren. Aber wie man es auch drehen mag, Mr Trump würde gar nicht in der Lage sein, dass Abkommen zu zerstören, sondern viel schlimmer, er wird in der Lage sein, die Umsetzung zu behindern. Die Staaten haben sich verpflichtet, nun das Abkommen auf nationaler Ebene umzusetzen. Deutschland zum Beispiel hinkt mit dem Klimaschutzplan 2050 dem Ziel, die Erwärmung auf unter 2°C bzw 1.5°C zu begrenzen hinterher und die USA könnten sich im worst case ganz ausklinken, denn Sanktionen gibt es nicht. Und genau dafür sind Weltklimaverhandlungen ein heilsames Korrektiv. Im Land selbst nichts zu tun ist schlimm genug, aber vor der gesamten Weltgemeinschaft als Klimaferkel dazustehen ist schwerer auszuhalten.

Zurück zum Auftakt der COP22: Die marokkanische Präsidentschaft hat liebevoll eine Zeltstadt in der Wüste aufgebaut und gibt sich allergrößte Mühe, seine Gäste herzlichst willkommen zu heißen, jede Bordsteinkante ist poliert. Für ein angenehmes Verhandlungsklima soll gesorgt sein. Gut gemeint ist dennoch nicht gut gelungen. Der Transport wie auch die Essensversorgung der 30.000 Teilnehmer sind was Zeitmanagement angeht eine Katastrophe.

Zusammen mit der neuen UNFCCC-Chefin Patricia Espinosa hat die COP21-Präsidentin Ségolène Royal sehr festlich die Übergabe an die COP22-Präsidentschaft, an Marokkos Außenminister Salahedinne Mezouar gestaltet. In keinem Moment war ihre Rede peinlich oder selbstverliebt. Sie hat den Kontinent Afrika in den Mittelpunkt gerückt und dafür geworben, dass in Afrika die Zukunft liege. Von Festival-Stimmung dagegen keine Spur. Royal gab eher zu bedenken, dass neben den 100 Ländern, die bis heute Morgen das Abkommen ratifiziert haben, bis zum Ende des Jahres hoffentlich noch die anderen 90 folgen werden.

Geschmacksache ist nun ob man es festlich oder kitschig fand als die neue Präsidentschaft zusammen mit der vorherigen Präsidentschaft Solarlampen in Form einer äthiopischen Blume ausgeteilt hat und alle Teilnehmer aufgefordert wurden, diese in die Luft zu halten  – ein Funken Hoffnung für das verhältnismäßig kleine CÖPchen. In den nächsten zwei Wochen werden Zeitpläne und Umsetzungsverfahren diskutiert werden zum Pariser Abkommen. In Marrakesch wird man die Zeit nutzen, die Bedienungsanleitung für das Abkommen zu schreiben oder zumindest sich darauf verständigen bis wann die Anleitung fertig sein sollte. Dieser Gipfel ist niemals zum Scheitern verurteilt, denn hier wird nichts entschieden sondern nur in Arbeitssitzungen weitergebracht.

 

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