Eine Aufgabe für drei: die Flüchtlingsarbeit. Unter dem Dach des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung setzen sich Brot für die Welt, die Diakonie Katastrophenhilfe und die Diakonie für Flüchtlinge und Migranten ein.
Erfahrung und Weitblick
In ihrer gemeinsamen Arbeit setzen Diakonie, Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe unterschiedliche Schwerpunkte und ergänzen sich. Dabei können sie weltweit auf über Jahre gewachsene Strukturen in Kirche und Diakonie in der Flüchtlingsarbeit zurückgreifen. Eine Arbeitsgruppe im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung soll das Engagement für Flüchtlinge angesichts der Herausforderungen noch stärker vernetzen und koordinieren. Dabei geht es um die Menschen, die ihre Heimat aufgrund von unerträglicher Not, Gewalt, Verfolgung oder Diskriminierung verlassen müssen. Gegenwärtig sind so viele Menschen auf der Flucht wie noch nie. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR waren 2015 weltweit 65,3 Millionen Menschen auf der Flucht, die Hälfte davon Kinder. Das ist die höchste Zahl, die jemals verzeichnet wurde. Ein Jahr davor waren es knapp 60 Millionen. Knapp 41 Millionen Menschen allein sind Vertriebene im eigenen Land.
Starke Partner weltweit
- Brot für die Welt setzt sich über Partnerorganisationen vor Ort für die Bekämpfung von Hunger, Armut und Ungerechtigkeit ein. Außerdem engagiert sich das evangelische Entwicklungswerk für Migrations- und Flüchtlingspolitik, die an den Menschenrechten ausgerichtet ist, fördert Beratung in Rechtsfragen und macht Bildungsarbeit.
- Diakonie Katastrophenhilfe hilft Flüchtlingen am Ort sowie in Transitländern. Gegenwärtig ist die Diakonie Katastrophenhilfe in über 20 Ländern im Einsatz für Menschen auf der Flucht. Sie leistet etwa Nothilfe für Flüchtlinge und Vertriebene im Nordirak, in der Türkei, im Libanon, in Jordanien und in Syrien sowie in Griechenland und Serbien. Vielfach arbeiten die Schwesterorganisationen Diakonie Katastrophenhilfe und Brot für die Welt Hand in Hand, zum Beispiel in Serbien. Ebenso kooperieren sie mit Partnern im Rahmen des internationalen kirchlichen Hilfsnetzwerkes ACT Alliance.
- Diakonie Deutschland leistet Hilfe für Flüchtlinge in Deutschland. Der Schwerpunkt liegt derzeit in der unabhängigen Asylverfahrens- und Sozialberatung sowohl in den Erstaufnahmeeinrichtungen als auch in den Kommunen, der psychosozialen Betreuung in der Gemeinwesen- und Projektarbeit der Migrations-fachdienste und der Koordination des freiwilligen Engagements. In der politischen Arbeit setzt sich die Diakonie – ebenso wie Brot für die Welt in seinen Partnerländern – für einen legalen Zugang Schutzsuchender in die EU, für die Berücksichtigung der Wünsche der Schutzssuchenden bezüglich des zukünftigen Aufnahmelands und bessere Lebensbedingungen für Flüchtlinge in Deutschland und der EU ein.
Ein Menschenrecht
Die Allgemeine Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen spricht jedem Menschen das Recht auf Freizügigkeit zu. Artikel 13 hält fest:
Jeder Mensch hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen sowie in sein Land zurückzukehren.
Auch Entwicklung wird weltweit als legitimes Ziel angesehen, während die Nutzung von Entwicklungschancen durch Migration häufig kriminalisiert wird.
Brot für die Welt setzt sich mit seinen Partnerorganisationen für zwei Ziele ein:
- Einerseits dafür, Menschen ein selbstbestimmtes Bleiben in ihren Herkunftsregionen zu ermöglichen. Friedenspädagogische Projekte wie im Ostkongo sind dazu ein wichtiger Beitrag.
- Andererseits den Schutz, die rechtliche und praktische Situation von Migrantinnen und Migranten in den Transit- und Zielländern zu verbessern.
Die Chancen, legal in die EU einzureisen, sind für Migranten und Flüchtlinge kaum mehr existent. Die Einschränkung legaler Migrationswege drängt Migrationswillige in die Illegalität und macht sie noch leichter zu Opfern von Menschenrechtsverletzungen. Insbesondere Frauen und Kinder sind von gewaltsamen Übergriffen und Ausbeutung betroffen.
Kirche und Diakonie vernetzt
Die Auseinandersetzung mit der Migrations- und Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, aber auch der EU ist deshalb ein wesentlicher Teil der Arbeit, auch in enger Zusammenarbeit mit der Diakonie Deutschland. Brot für die Welt hält es für wichtig, die Vielzahl der kirchlichen und diakonischen Akteure im Migrations- und Entwicklungsbereich miteinander zu vernetzen und mit der Diakonie Deutschland und der Diakonie Katastrophenhilfe gemeinsame Standpunkte zur Flüchtlings- und Asylpolitik, Lobby- und Advocacyarbeit, Rechtsfragen sowie Flüchtlingsarbeit zu entwickeln.
So wird auch der Dialog über „Migration, Entwicklung und Menschenrechte“ mit Partnerorganisationen von Brot für die Welt und der Diakonie Katastrophenhilfe intensiviert, systematisiert und mit Projekten vor Ort gestärkt. Die beiden Schwesterorganisationen unterstützen zum Beispiel die serbisch-orthodoxe Partnerorganisation „Philanthropy“. Seit August 2015 werden Flüchtlinge und Migranten in den von der serbischen Regierung ausgestatteten Erstaufnahmeeinrichtungen Presevo und Zajecar mit Nahrung und Hygieneartikeln versorgt.