In Bagapalli in Südindien ist die Zukunft des Handels mit Klimazertifikaten schon angebrochen: Arme Kleinbauern satteln um und erwirtschaften einen Teil ihres Einkommens mit CO2-Einsparungen. Angeleitet durch eine Gruppe indischer Nichtregierungsorganisationen haben sie sich ein Herz gefasst und ihre Landwirtschaft umgestellt. Die Nutzung von Biomasse zum Beleuchten, Kochen und Düngen war ihnen geläufig, aber die Optimierung über eine klimafreundliche Biogasanlage ist neu.
Wie Kleinbauern mit Zertifikaten Geld verdienen
Zehntausende Kleinbauern stellen systematisch auf Biogas- und Solaranlagen um, nutzen ihre Abfälle, modernisieren ihre Energieversorgung und sparen ganz nebenbei CO2-Emissionen ein. Diese Einsparungen haben sie sich zertifizieren lassen und verkaufen nun die Zertifikate national und international. So sind eine indische Fluggesellschaft, aber auch die deutsche Fonds Klima-Kollekte Kunden der Kleinbauern.
Ein vielversprechender Ansatz. Neben der Modernisierung springt für die bäuerlichen Familienbetriebe ein Zusatzverdienst heraus. Armutsbekämpfung zu Marktbedingungen und unabhängig von Spendengeldern. Nun wollen die Kleinbauern noch einen Schritt weiter gehen: warum nicht ihr Kerngeschäft nutzen, um weitere handelbare Klimaleistungen zu erbringen?
Abkehr von Dünger reduziert Klimagase
So haben sie sich der Hilfe von Wissenschaftlern versichert, die seit einigen Erntezyklen auf Versuchsfeldern und im Labor nachweisen, dass die Abkehr von chemischem Dünger eine Reduzierung von Klimagasen bewirkt. Dabei werden strikte Vorgaben eingehalten, damit der Weg in die Zertifizierung der Klimaleistung möglich ist. Zunächst gehen die Erntemengen zurück. Jedoch kommt es schnell zu einer Umkehr des Trends. Ökologisch gedüngte Böden erholen sich und werfen höhere Erträge ab.
Viel Arbeit steckt in dem System, aber Arbeitskräfte gibt es genug. Tausende Bauern warten nun auf das Ende der Versuchsreihe und hoffen auf die Zertifizierung ihrer Einsparung von Treibhausgasen. Dies würde ihnen auch helfen, ihre Produkte besser zu vermarkten. Bisher erzielten sie wenig Einkommen auf den Märkten, weil sie die Anforderungen an Liefermengen und Qualität nicht erfüllen konnten. Mit dem Handel von Klimazertifikaten haben sie einen ungewöhnlichen Einstieg gewählt und zeigen, welches Potenzial sie haben.
Der Beitrag erschien zuerst in der Frankfurter Rundschau.