Es ist schon Ende Juni - meine Arbeit in der Schule hat seit Anfang diesen Monats mit einer großen Abschlussfeier geendet und momentan bin ich in Bamenda für ein einmonatiges Praktikum.
Aber zuerst will ich noch erzählen, was in der Schule alles passiert während dem Second und Third Term.
Ich muss sagen viel Neues zu berichten gibt es nicht – die Arbeit ist Alltag für mich geworden, ich hatte meinen Platz im Team gefunden und so waren die Tage einfach davon gesaust mit nur wenigen Highlights. Eines davon war aber natürlich, als meine Eltern Anfang Februar zu Besuch kamen. Sie blieben für eine Woche bei mir in Buea und haben währenddessen auch zweimal meinen Arbeitsplatz besucht.
Zudem war im Februar auch noch das Zwischenseminar in Kribi. Für eine Woche trafen sich etwa 20 Freiwillige von verschieden Organisationen, um sich über ihren bisherigen Einsatz auszutauschen und Probleme zu besprechen.
In den Ferien zwischen dem Second und Third Term bin ich wieder ein wenig gereist. Währenddessen habe ich auch mein persönliches Highlight besucht – nämlich eine der wenigen Käsefabriken! Mein erster kamerunischer Käse und ich war begeistert nach einer so langen Abstinenz ;) Da wir so gut wie die komplette Zeit mit dem Mototradtaxi gefahren sind, war der Weg auch umso schöner mit einer frischen Brise und einer 360°-Rundumsicht auf eine Landschaft, die mich sehr an zuhause erinnert hat. Im Gegensatz zu Buea, dem Ort, an dem ich meine meiste Zeit verbracht habe, sieht die Vegetation im Nordwesten heimischer aus, da es mehr Nadelbäume und Teeplantagen gibt, die mich von weitem sehr an mir gut vertraute Weinreben erinnern. Die letzte Fahrt haben wir jedoch mit einem Auto unternommen und ich muss sagen, das war mit Abstand die nervenraubenste aller Reisen hier: Wir saßen zu neunt in einem kleinen Toyota - vier vorne, fünf hinten. Das war das einzige Auto, dass an diesem Nachmittag von dem Dorf in die Stadt gefahren ist und ich kann es vollkommen nachvollziehen, dass es nicht fair gewesen wäre zwei Personen stehen zu lassen und daher ging's dann los über so genannte „Dustroads“(unbefestigte, in der Trockenzeit extrem staubige Straßen) etwa 3 stunden zurück nach Bamenda. Dass meine Beine noch zu meinem Körper gehören, habe ich auch erst wieder feststellen können, als wir angekommen waren. Natürlich waren neun Leute definitiv zu viel, aber so ein Erlebnis hat mich dennoch zum Nachdenken angeregt. Denn ist es nicht wirklich eine Verschwendung von Autos und Benzin, Umweltverschmutzung und einsam, in Deutschland allein in einem Auto zu sitzen, wie es so oft der Fall ist?
Ich kann es mir jetzt kaum noch vorstellen und werde mit Sicherheit auch die ungezwungenen Gespräche vermissen, die ich so oft mit fremden Mitreisenden geführt habe.
Und dann sind die Tage in der Schule schneller vergangen, als mir lieb war. Wir haben Brot gebacken, Sterne gebastelt, aus Pappmaché Zahlen und Buchstaben geformt und zu meinem letzten Tag habe ich noch einmal Kuchen für alle gebacken. An diesem Tag haben die Kinder dann auch ein Lied extra für mich gesungen und mir eine Karte mit ihren Fingerabdrücken überreicht. Ob sie jedoch wirklich verstanden haben, dass ich nächstes Jahr nicht mehr da sein werde, weiß ich nicht, denn sie haben sich während des Jahres doch schon sehr an ihre „Aunty Laura“ gewöhnt.
In Bamenda hatte ich dann auch noch meinen "Send Off"- Abend mit allen Mitarbeitern von ISTP aus Bamenda, Kumbo und Buea. Der Abend war ein sehr schöner Abschluss mit meiner Arbeit in der Schule, denn es waren wirklich alle nocheinmal versammelt. Wir drei Freiwilligen von ISTP wurden dabei auch unerwartet reich beschenkt mit geschneiderten Kleidern, Kleinigkeiten von unseren Kollegen in den einzelnen Schulen, Abschiedskarten und natürlich wurde uns auch unsere Arbeitsbescheinigung überreicht.
Nun bin ich schon fast einen Monat in Bamenda und in der letzten Woche meines Praktikums. Ich helfe einer Nicht-Regierungs Organisation dabei, ein Ecovillage in Bafut, einem Dorf vor Bamenda zu errichten. Ein Ecovillage ist eine Dorfgemeinschaft, die versucht durch gemeinsames Zusammenarbeiten und das Aufbauen einer engen Community in Verbindung mit ihrer Kultur nachhaltig zu leben und zu wirtschaften. Es gibt verschiedene Bereiche der Community wie z.B. Ecotourismus oder ökologische Landwirtschaft. Die Organisation, bei der ich gerade arbeite, versucht eine solche Community entstehen zu lassen und hat bereits auch ein großes Stück Land, auf dem ohne Dünger und Pestizide von einigen Dorfbewohnern angebaut wird und auf dem ein kleines Gästehaus mit Versammlungshalle und Küche in Bau ist. Für mich heißt das, ich arbeite an dem Bau des Gästehauses und der Küche mit. Wir arbeiten nur mit natürlichen Materialien, die wir in der Umgebung und den Läden im Dorf finden - das heißt vorwiegend Lehm, Sand, Sägespäne, Gras, Kalk und Wasser. Daraus werden in verschiedenen Mischungen Steine gepresst, es wird verputzt und gestrichen. Gerade die Küche ist interessant, da die Organisation sich auch darauf spezialisiert hat, Öfen zu entwickeln, bei denen zwar mit Feuer geheizt wird, der schädliche Rauch aber dabei nach draußen abgeleitet wird.
Die letzten Wochen habe ich also Matsch mit den Füßen gemischt, um die Wände zu modellieren, verputzt, gestrichen und Fliesen in der Küche verlegt. Diese Woche kommt noch das spannendste für mich, nämlich den Aufbau der Solaranlage und das Wassersystem in der Küche, mit dem aus Brauchwasser wieder Wasser zur Bewässerung der Farm gewonnen wird.
Danach geht's auch schon wieder auf nach Buea und meine letzen Wochen nehmen ihren Lauf.