Im Schatten der terroristischen Bedrohung, fehlgeleiteter Entwicklungsprojekte und ungehindertem Ausverkauf knapper Ressourcen an Privatinvestoren bangen die Menschen im Sahelraum heute verstärkt um ihre Lebensgrundlagen. Der fortschreitende Klimawandel und fehlende gesetzliche Schutzmechanismen gefährden den Zugang zu sich verknappenden Gütern. Vielerorts stehen die Menschen machtlos vor Politik und Staatsapparaten, die Gesetze und Abkommen zur Verpachtung von Land und Wasser, den Bau von Staudämmen und Megainvestitionsprojekten unter dem Einfluss von Investoren und Entwicklungsbanken abschließen ohne Rücksicht auf menschliche und ökologische Verluste zu nehmen.
Angetrieben von dieser Ungerechtigkeit mobilisieren sich Menschenrechtsanwälte und Landvertriebene gleichermaßen - Kleinbauern und informelle HändlerInnen, KleinfischerInnen und Nomaden, die ihre Lebensgrundlagen aufgrund von Krieg, Vertreibung und Ausverkauf verloren haben. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, von Abuja bis nach Dakar. An zehn verschiedenen Stationen schließen sich neue Gruppierungen und Zeugen von Vertreibung und Ungerechtigkeit dem Zug an: In Burkina kämpfen die Bauern und Bäuerinnen dagegen, dass ihr Land zum Experimentierfeld von multinationalen Unternehmen zur Verbreitung genetische veränderter Pflanzen und Saatgutgesetzte wird. In Bamako kommen Tausende Erzeugerinnengruppen zusammen, um für die Anerkennung der Zugangsrechte auf Land und Wasser von marginalisierten Gruppen, darunter viele Frauen, zu streiten. In Freetown fordern die Menschen eine Verfassungsreform zur Anerkennung des Rechts auf Nahrung, um Regierung, internationale Partner und Investoren zur effektiven Hungerbekämpfung zu verantworten.
Der regionale Zug richtet sich auch an die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) und die Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA). In den letzten Jahren nehmen sie vermehrt mit regionalen Richtlinien und Investitionsabkommen Einfluss auf nationale Gesetzesprozesse. Zuletzt hatte ECOWAS, die Wirtschaftsabkommen mit der Europäischen Union, die EPAs, verhandelt und dem Druck der EU nachgegeben und im Eiltempo die Mitgliedsstaaten zur Unterschrift geraten. Bisher haben nicht alle ECOWAS Länder das EPA-Abkommen unterschrieben. Die Karawane mahnt die Politiker an, den weiteren Ratifizierungsprozess in den nationalen Parlamenten ernst zu nehmen, und insbesondere die Konsequenzen für Kleinbauern und den Ernährungssektor abzuwägen. Nun steht die Landnutzungspolitik auf regionaler Ebene zur Debatte. Die Regionalbehörde hat einen ersten Entwurf entwickelt –weitgehend unter Ausschluss der Zivilgesellschaft. Bei Verabschiedung der Richtlinie werden ECOWAS-Mitgliedsstaaten ihre Gesetzgebungen anpassen müssen.
Getragen wird die Aktion von basisnahen Akteuren, die ihre Zusammenarbeit auf den Weltsozialenforen von Dakar und Tunis begonnen haben. Brot für die Welt unterstützt eine Vielzahl von Netzwerken und Basisorganisationen, darunter die UNION (UACDDDD) in Mali, SILNORF Sierra Leone, internationale Netzwerke wie Via Campesina, Foodfirst International (FIAN), The Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA) und GRAIN.
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