In Deutschland ist der Rahmen für die Umsetzung der Agenda 2030 die neue Nachhaltigkeitsstrategie, die die Bundesregierung Anfang dieses Jahres beschlossen hat. Gefragt waren die Politiker, wo sich diese Verpflichtungen in den Wahlprogrammen finden. Dabei ging es um die drängendsten Probleme unserer Zeit: wie lässt sich der Hunger überwinden? Wie können wir den Klimawandel eindämmen? Und wie begegnen wir der wachsenden Ungleichheit weltweit?
Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt, hob die Bedeutung der Nachhaltigkeitsziele hervor: „Die Agenda 2030 ist eine der besten internationalen Vereinbarungen, die je erzielt wurden. Sie transportiert ein neues Entwicklungsverständnis, nach dem ALLE Länder Entwicklungsländer sind - auch Deutschland. Denn wenn alle Menschen auf der Welt so produzieren und konsumieren würden wie wir Deutschen, bräuchten wir zwei Erden. Aber wir haben nur eine.“ Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer Misereor, kommentiere die Diskussion mit dem Resumee: „Die Agenda 2030 macht deutlich: 'Niemanden zurückzulassen' können wir nicht erreichen, wenn wir uns voneinander abschotten und Wege in nationalen Alleingängen suchen. Stattdessen sind gemeinsame Werte und Aushandlungsprozesse, Transparenz von Interessen, globale und umweltfreundliche Technologien notwendig, um die wichtige Frage zu beantworten: Wie wollen und müssen wir leben, um das Heute und die Zukunft gerechter zu gestalten?“
Als Nachlese auf die „Berliner Runde“ zur Agenda 2030 finden Sie Schlaglichter und einzelne Politikerstatements zu Hunger, Klima und Ungleichheit.
Ziel 2 der Agenda 2030: „Bis 2013 den Hunger beenden, Ernährung sichern und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern“
Die Zahl der Hungernden liegt bei knapp 800 Millionen. Zählt man diejenigen dazu, die zwar satt werden, aber armutsbedingt nicht genügend Vitamine und Mikronährstoffe bekommen, haben wir es mit rund zwei Milliarden Mangelernährten zu tun. Wie kann der Hunger besiegt und eine wachsende Weltbevölkerung ernährt werden, ohne dass dadurch die Umwelt noch stärker belastet wird?
Dr. Peter Tauber, Generalsekretär der CDU
„Zu den internationalen Verpflichtungen, die Deutschland eingegangen ist, werden wir weiter stehen und Mittel zur Verfügung stellen. (…) Ich glaube, dass Abschottung nicht die Antwort sein kann auf diese Herausforderung, sondern dass wir eher eine intensivere internationale Zusammenarbeit brauchen. Die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit wird also in unserem Regierungsprogramm eine Rolle spielen. Wir wollen Fluchtursachen wirksam bekämpfen, Menschen in ihrer Heimat eine Perspektive geben und wir brauchen eine völlig neue Strategie in der Zusammenarbeit mit Afrika.“
Dr. Katarina Barley, Generalsekretärin der SPD
„Wenn es um Nachhaltigkeit geht, sollte man vor allem da ansetzen, wo Frauen sind. Sie haben häufig einen anderen Blick und schauen mehr auf die Sicherung von Gemeinschaft als auf kurzfristigen Erfolg. Wenn es um Hunger geht, müssen wir unsere eigene Ernährungs- und Subventionspolitik überdenken: dass es nicht um ‚immer größer, immer effizienter‘ geht, sondern es auch in Deutschland und auf der europäischen Ebene zu einer nachhaltigen Strategie kommt. (…) Es ist die Frage, welche Anreize man dafür schafft. Und die Anreize müssen stärker hingehen zu Nachhaltigkeit als zu Massenproduktion.“
Matthias Höhn, Bundesgeschäftsführer der Partei DIE LINKE
„Wir müssen endlich darüber reden, ob es sinnvoll und nachhaltig ist, mit Waffen Geld zu verdienen, dadurch Konflikte herbeizuführen, die wir bitter bezahlen müssen und durch die so viele Opfer zu beklagen sind. Am Ende stellt sich die Frage, was mit diesem Geld vor Ort passiert und was wir fördern: regionale Strukturen und Produktionen für die Menschen vor Ort oder für den Export? (…) Wir müssen über die Spekulationen mit Grundnahrungsgütern weltweit und der Preisentwicklung, die dahinter steht, nachdenken. Es ist wichtig, diese Spekulationen zu unterbinden.“
Michael Kellner, Bundesgeschäftsführer von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
„Wenn wir bis heute dafür sorgen, dass Agrarmärkte außerhalb der Europäischen Union durch eine unfaire EU-Agrarpolitik zerstört werden, wenn wir sehen, was für eine Fischereipolitik wir betreiben, dann haben wir eine Mitschuld an der Verschärfung der Hungerkrise. Dass man eine Kohärenz schafft mit Wirtschafts- und Handelspolitik - und das ist wichtiger als die Frage von Entwicklungszusammenarbeit - ist ein Anspruch, den man sicherlich nie vollständig erfüllen kann und über den es immer wieder Spannungen und Differenzen geben wird. Das als Ziel anzugeben, wäre ein riesiger Schritt und das versuchen wir in unserem Programm durchzudenken.“
Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär im BMZ, in Vertretung für CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer
„Unser Ansatz sind natürlich die Kleinbauern, schon alleine weil sie den Großteil der Bevölkerung der Gesellschaften ausmachen. Wenn wir dort nicht ansetzen, dann können wir den Hunger nicht wirksam bekämpfen. Aber es ist auch klar: man muss den Kleinbauern eine Perspektive über die Subsistenzwirtschaft hinaus geben. Denn solange die Mehrheit der Bevölkerung nur für die eigene Familie wirtschaften kann und nicht darüber hinaus, wird das nicht genügen, um den Hunger zu bekämpfen. Es gibt also Bedarf, die Wertschöpfungsketten zu verbreitern.“