Der Berliner Menschenrechtsverteidiger Peter Steudtner, der für Brot für die Welt als freier Trainer arbeitet, wurde am 5. Juli 2017 zusammen mit neun weiteren Menschenrechtsverteidiger*innen in der Türkei verhaftet und war seither in Istanbul in Haft. Kurz vor Mitternacht des 25. Oktober kam nun das befreiende Urteil. Peter Steudtner kann die Türkei ohne Auflagen verlassen und nach Deutschland zurückkehren. Zuvor war am 18. Juli Untersuchungshaft angeordnet worden. Die Staatsanwaltschaft hatte Anklage wegen Unterstützung einer Terrororganisation erhoben. Sie warf Peter Steudtner, seinem Kollegen und IT Spezialisten Ali Gharavi, der türkischen Direktorin von Amnesty International Idel Eser, sowie den anderen türkischen Inhaftierten Unterstützung und Mitgliedschaft einer bewaffneten Terrororganisation vor. Alle Inhaftierten werden mit sofortiger Wirkung aus der Untersuchungshaft entlassen, einige allerdings mit Auflagen. Für sie wird der Prozess im November weitergehen. Der bereits im Juni verhaftete Vorsitzende von Amnesty International, Taner Kilic, bleibt jedoch in U-Haft, sein Prozess soll an diesem Donnerstag in Izmir beginnen.
Brot für die Welt schätzt die Arbeit und den persönlichen Einsatz von Peter Steudtner sehr und war erschüttert über seine Verhaftung. Er sieht seine Aufgabe darin, Gruppen und Individuen zu helfen friedvolle Methoden der Konflikttransformation zu finden. Umso mehr erstaunten die Vorwürfe der türkischen Regierung. Peter Steudtner hat in den letzten Jahren als freier Trainer über den Verein gewaltfrei handeln e.V. für die Abteilung Internationale Personaldienste von Brot für die Welt Seminare für Fachkräfte in Vorbereitung auf ihren Entwicklungsdienst geleitet. Inhaltliche Schwerpunkte der Seminare waren Methoden gewaltfreier Konfliktbearbeitung und Kommunikation, Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen für bedrohte Menschenrechtsverteidiger*innen sowie Vermittlung des Do No Harm Ansatzes.
Peter Steudtner arbeitet u.a. für Kurve Wustrow, eine Partnerorganisation von Brot für die Welt. Er ist im Vorstand des KoordinierungsKreis Mosambik e.V., in dem auch das Referat Südliches Afrika Mitglied ist. Er hat außerdem Fachkräfte des Zivilen Friedensdienstes ausgebildet und schulte in der Vergangenheit auch Partnerorganisationen des ZFD in Nepal, Kenia, Mosambik und Israel/Palästinensische Gebiete in ziviler Friedensarbeit. Im Rahmen seiner Arbeit zu IT-Sicherheit für HIVOS Niederlande berät er eine Partnerorganisation von Brot für die Welt in Angola. Seine Freilassung ist ein Sieg für die Menschenrechte. Aber auch in diesem frohen Moment denken wir an all die mutigen Frauen und Männer, die für ihren Einsatz für die Menschenrechte und für die Gerechtigkeit zu Unrecht inhaftiert sind.