Die fröhliche Stimmung ist schon von weitem zu bemerken: Musik und lautes Gelächter schallen vom Gelände der ehemaligen Karl-Marx-Schule in Wittenberg. Über 100 Jugendliche aus der ganzen Welt sind hier im Rahmen des International School Camps 2017 zusammen gekommen um gemeinsam Straßenfußball zu spielen, sich auszutauschen, sich kennen zu lernen. Doch dahinter steht noch mehr: Heute dreht sich alles um Fairness.
„Beim Straßenfußball heute gibt es keine Schiedsrichter, nur Teamer. Das soll das Fair Play, das Miteinander und die Eigeninitiative der Spieler stärken. Die Teams regeln alles unter einander!“ Jonas studiert Sportmanagement in Potsdam und ist – genau wie alle Helfer heute – ehrenamtlich dabei. Als Mitglied im Straßenfussballverein ist er für Vorbereitung und Durchführung des heutigen Fußball-Events zuständig. Und während die Teams mit selbstgewählten Gruppennamen wie „Power Girls“, „Halleluja Baby“ oder „Black and White“ auf den 10 x 15 Meter großen Soccer-Courts spielen, wird am Spielfeldrand getanzt, gejubelt, angefeuert.
Für mehr Gerechtigkeit - nicht nur beim Sport
Gleichzeit wird der Fairness-Gedanke nicht nur beim Sport gelebt, sondern auch schon in den vergangenen Tagen in Workshops und Gruppenarbeiten aufgenommen. Ergebnisse dieser Arbeit sind überall zu sehen: Ob in Form von Plakaten an den Wänden des ehemaligen Schulgebäudes oder des selbstgestalteten Gebetsraums. Denn ob beim weltweiten Handel, beim Zugang zu lebensnotwendigen Ressourcen oder der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern: Viel zu oft herrscht Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Brot für die Welt setzt sich für Gerechtigkeit ein und engagiert sich für die Interessen der Armen und Benachteiligten weltweit.
„Fair bedeutet für mich, einander zu respektieren. Leider kann es nicht immer in jeder Situation gerecht zugehen – aber man sollte im Nachhinein immer darüber reden und Kompromisse finden können.“ Charlotte, 16, Deutschland
Um genau dieses Thema zu behandeln hat sich Brot für die Welt mit der Brandenburgischen Sportjugend zusammen getan und den Fair Play Event organisiert: Gerechtes Spiel für gerechtes Leben. Und das nicht zum ersten Mal:
„Wir arbeiten sehr intensiv mit Brot für die Welt zusammen über viele Jahre. Es passt einfach: Faires Spiel auf ein faires Leben übertragen, “ erzählt Uwe Koch, Projektleiter der Brandenburgischen Sportjugend. „Ich finde es schon beeindruckend dass so ein Anlass wie das 500-jährige Lutherjubiläum dazu führt, dass wir auch in diesem Kontext ein Fußball-Turnier machen. Das zeigt auf der einen Seite wie wichtig es ist, das eben auch solche Elemente mit pädagogischen und historischen Inhalten verknüpft werden können. Auf der anderen Seite finde ich es sehr schön, dass hier verschiedene junge Menschen aus der ganze Welt sind, sich hier treffen und gemeinsam Sport treiben, gemeinsam in Workshops miteinander reden, sich ausprobieren – das macht es besonders!“
Jugendliche erarbeiten faire Regeln
Die Schülerinnen und Schüler aus Brasilien, Kamerun, Kongo, Ruanda, Sambia, den Philippinen und Deutschland erarbeiten sich die fairen Regeln selbst. Die Mannschaft mit den meisten Toren gewinnt nicht automatisch – auch der Umgang mit den Mitspielern und gegnerischen Teams geht in die Wertung ein. Alle Regeln können hier eingesehen werden.
Auch Vicky und Junior aus Kamerun sind heute mit dabei. Im Rahmen des Programms schools500reformation sind sie für zwei Wochen zu ihrer Partnerschule nach Herchen nahe Köln gereist. „Das macht total Spaß hier. Fußball ist mein Hobby, deshalb genieße ich den Tag heute sehr“, erklärt der 17-jährige Junior. „Auch die fairen Regeln sind super: Niemand wird gefault, niemand verletzt. Das ist ein faires Spiel!“ In den letzten Tagen haben sie bereits gemeinsam mit ihren Austauschschülerinnen und Schülern ein Musical einstudiert und aufgeführt.
„Das hier ist etwas Besonderes – verschiedene Menschen aus verschiedenen Ländern zu treffen, gemeinsam neue Ideen zu entwickeln und Freundschaften zu schließen.“ Rosa, 38, Lehrerin, Philippinen
„Ich verbinde Fairness auch mit Gleichberechtigung. Fair heißt einfach, dass alle miteinander gleich behandelt werden und dass jeder das bekommt, was er wirklich verdient. Ich finde das ist am Wichtigsten!“ Die 20-jährige Azarakhsh kommt ursprünglich aus dem Iran und lebt seit 2013 in Bad Kreuznach. Zusammen mit ihren Gästen aus Ruanda sind die Schülerinnen und Schüler aus Bad Kreuznach während ihrer Projektwoche angereist.
Neben den 10x15 Meter großen Soccer-Courts gibt es noch zahlreiche weitere Aktivitäten auf dem Gelände: So auch eine Kletterwand, Torwandschießen und eine Bühne. So kann der gelungene Tag nach der Siegerehrung mit Musik und Tanz ausklingen! Weitere Impressionen vom "Fair Play for fair Life" Tag sehen Sie in der Bildergalerie.