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FAO und Agrarökologie

Mit der FAO und Agrarökologie endlich Hunger und Mangelernährung überwinden

Von Stig Tanzmann am

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen (VN) hat in den letzten Wochen wichtige Beschlüsse gefasst, die eine Trendwende im Herangehen an die Überwindung von Hunger und Mangelernährung andeuten. So wurde einerseits ein zweites internationales FAO Symposium zu Agrarökologie für April 2018 terminiert, andererseits wurde während des 44. Komitee für Welternährung (CFS) in der FAO der Entschluss gefasst, einen Bericht zu Agrarökologie beim High Level Panel of Experts (HLPE) des CFS in Auftrag zu geben. Dieser Bericht soll für das CFS 46 im Oktober 2019 vorliegen, damit auf seiner Basis politische Umsetzungsempfehlungen verabschiedet werden können.   

Beschlüsse haben Einfluss auf Deuschland

Dies bedeutet, es wird zu Agrarökologie einen mindestens zwei Jahre andauernden Prozess innerhalb der FAO und der dortigen Gremien geben. Klar ist dieser Prozess kann nicht Spurlos an Deutschland und der hiesigen Agrardebatte vorbeigehen. Es ist wichtig, die Entwicklungen in der FAO stärker in Deutschland bekannt zu machen, um endlich die hiesige Agrarwendedebatte mit der internationalen Agrarökologiedebatte zu verknüpfen. Denn die Öffnung der FAO, in kritischen Kreisen auch Kathedrale der Grünen Revolution genannt, für Agrarökologie ist ein nicht zu unterschätzender Paradigmenwechsel.

Aus den Ansprachen des Generaldirektors der FAO Graziano da Silva der letzten Wochen wurde deutlich, welche große Bedeutung innerhalb der FAO dem Thema Agrarökologie und dem zweiten Internationalen Symposium inzwischen beigemessen wird. Dies ist sicher auch eine Reaktion darauf, dass durch immer mehr Bericht der FAO und anderer Gremien her durchscheint, dass mit den Paradigmen der Grünen Revolution und der Industrialisierung der Landwirtschaft die Welt nicht zu ernähren ist.

Es ist von großer positiver Bedeutung, dass die FAO endlich offen bekennt: Business as Usual ist keine Option mehr. Dies ist ein Bekenntnis, welches man in Deutschland vom BMEL auch endlich erwarten würde. Mit dem zweiten Internationalen Symposium zu Agrarökologie, welches auf den kontinentalen Regional-Symposien von 2016 aufbaut, lässt die FAO diesem Bekenntnis gleich auch Taten folgen. Klar ist vor, nach und während des Symposiums will die FAO Gelder für das Scaling Up von Agrarökologie einwerben. Ganz sicher werden sich diese Anfragen auch und insbesondere an Deutschland als finanzstarken Geber richten. Agrarökologie und die Finanzierung des Scaling Up von Agrarökologie ist also ein Thema mit dem sich eine neue Bundesregierung sicherlich schon in den ersten Monaten ihrer Amtszeit auseinandersetzen muss.

Agrarökologie als Querschnittsthema

Wichtig wird es sein, Agrarökologie als Querschnittsthema zwischen Ministerien zu sehen, die mit Landwirtschaft, Entwicklung, Ernährung, Klimaschutz und Umwelt zu tun haben. Heute wären dies das BMEL, das BMUB und das BMZ. Den Interessen der deutschen Bevölkerung, die sich seit Jahren eine Ökologisierung und Regionalisierung der Landwirtschaft wünscht würde so ein Herangehen sicher entsprechen.

Auf internationaler Ebene ist zu beachten, dass es seit langen Jahren Ziel der Zivilgesellschaft und von Bauernorganisationen, wie La Via Campesina, ist, das Konzept der Agrarökologie in den Gremien der internationalen Staatengemeinschaft als Alternative zu Grüner Revolution und Climate Smart Agriculture zu etablieren. Diese Akteure haben häufig Jahrzehnte lange positive Erfahrungen in der Arbeit mit Agrarökologie und warten fast ebenso lange auf eine staatliche Unterstützung ihrer Arbeit. Ein schnelles und erfolgreiches Scaling Up von Agrarökologie kann also möglich sein, wenn endlich dafür gesorgt wird, dass staatliche Gelder in diese Richtung fließen. Die Initiativen der FAO sind hierfür sicher ein Startpunkt.

Für die deutsche Regierungspolitik würde dies im Entwicklungsbereich aber die Abkehr von der Zusammenarbeit und finanziellen Unterstützung von AGRA und der Bill and Melinda Gates Stiftung bedeuten.

Weiter ist auf internationaler Ebene wichtig zu beachten, dass es in der FAO einflussreiche Staaten, wie Brasilien, China, Frankreich und Italien gibt, die das Konzept der Agrarökologie bereits unterstützen. Auch viele afrikanische und südamerikanische Staaten sind pro Agrarökologie eingestellt. Die Thematik der Agrarökologie dürfte also in den nächsten Jahren bei der Findung von Entscheidungen innerhalb der FAO eine wichtige Rolle spielen. Hier könnten politisch wichtige Allianzen zwischen Nord und Süd entstehen, die jeder beachten sollte der sich in Zukunft mit der FAO befassen wird. Auch für die Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer Agrar-, Ernährungs-, Gesundheits, und Umweltziele könnten hier wichtige Impulse entstehen.

Gerade der HLPE Bericht für das CFS 46 in 2019 und die dann auf diesem Bericht aufbauenden Politikempfehlungen machen deutlich, das zweite Internationale Symposium der FAO zu Agrarökologie in 2018 wird definitiv keine Eintagsfliege sein.

 

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