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Freiwilligendienst mit Kaffee & Tourismus

Nach intensiver Vorbereitung auf das Land, das Projekt und die Vorwegnahme des sogenannten Kulturschocks mithilfe von Seminaren flog Julia im August nach San José de Costa Rica, Hauptstadt des Landes der Bananen und Ananas, berühmtes Tropenparadies und beliebtes Urlaubsziel.

Von Gastautoren am

Die ersten Wochen verbrachte ich gemeinsam mit meinen sechs Mitfreiwilligen in der Hauptstadt im Zentrum des Landes. Hier erhielten wir in Gastfamilien und auf eigene Faust die ersten Einblicke in das Leben in einem völlig anderen Land. Nebenbei hatten wir einen Spanisch-Sprachkurs, um unsere derzeitigen Kenntnisse zu vertiefen und uns einzustimmen.

Am letzten Augusttag traten wir dann endlich die Fahrt zu unseren Einsatzstellen an. Für mich hieß das, gemeinsam mit einem gerade aus Deutschland zurückkehrenden Süd-Nord-Freiwilligen in ein winziges und sehr abgelegenes Dorf im Süden des Landes zu fahren. Das Dorf Biolley gehört zu Buenos Aires in der Provinz Puntarenas und hat etwa 250 Einwohner. Es handelt sich um ein ziemlich lang gestrecktes Dorf, dessen kleine, einstöckige Holzhäuser jeweils umgeben von Weiden oder Plantagen an Schotterstraßen liegen.

Im sogenannten Dorf-Zentrum gibt es eine Pulperia (kleiner Supermarkt), eine kleine Grundschule, die kommunale Küche und eine katholische sowie eine evangelische Kirche. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist nicht ganz einfach. Am besten startet man mit dem ersten Bus früh morgens aus der Hauptstadt, der nach fünf bis sechs Stunden Fahrt über die Berge auf Wunsch an einer bestimmten Stelle an der Carretera (wie die Asphaltstraße genannt wird) hält. So kann man von dort mit etwas Glück montags, mittwochs oder freitags mit einem privaten Sammeltaxi in das weitere 16 Kilometer entfernte Dorf gelangen. Einmal am Tag fährt auch ein regulärer Bus, morgens um fünf Uhr vom Dorf nach „draußen“ und abends um fünf Uhr wieder zurück. Das Leben hier ist wie das einer anderen Welt, gerade wenn man es mit der wuseligen und schmutzigen Großstadt vergleicht!

Ich bin in einer großartigen Gastfamilie untergebracht, habe eine 15-jährige Gastschwester und liebevolle Gasteltern. Durch sie lerne ich die bergige Umgebung kennen und kann leicht Kontakte zu anderen Dorfbewohnern knüpfen. Außerdem kann ich so tief in das costa-ricanische Leben eintauchen. Dazu gehört nicht nur, die Familienfeste wie Weihnachten oder Geburtstage mitzufeiern, sondern auch die Rollenverteilung in einem Machismo-geprägtem Land zu erleben. Ich kann es genießen, frisch gemolkene Milch zu trinken oder selbstgeangelten Fisch zu essen. Eier werden morgens aus den Hühnerställen geholt und Obst und Gemüse werden selbst angebaut. Das Wichtigste zu jeder Mahlzeit sind aber Reis und Bohnen. Meine Gastmutter und -Schwester können sich auch mal über ein Müsli oder ein Nudelgericht freuen, mein Gastvater dagegen sagt jedoch, ein Essen sei keines ohne Reis und rote Bohnen. So werden Reis und rote Bohnen beispielsweise als Beilage zu Nudeln mit Tomatensoße gegessen oder morgens beides gemischt als berühmter „Pinto“ zusammen mit einem Spiegelei.

Aber was macht eine Freiwillige an einem solchen Ort außer einzigartigen Erfahrungen zu sammeln, die sie das Leben lang begleiten und prägen werden?

Ich arbeite in einer kleinen Frauenorganisation, ASOMOBI (= asociación de mujeres organizadas de Biolley). Gegründet 1997, hat sie heute 37 weibliche Mitglieder und betreibt eine kleine Herberge und eine Kaffee-Rösterei. In der Zeit der Kaffee-Ernte von August bis Januar wird hier täglich Kaffee von den Plantagen der Nachbarn angeliefert, getrocknet und verarbeitet. Das ganze Jahr über wird in der „tostadora“ der Kaffee geröstet, gemahlen und in unterschiedlichen Präsentationen verpackt, um ihn innerhalb Costa Ricas zu vermarkten.

Bei all diesen Arbeitsschritten bin ich mit eingespannt. Außerdem helfe ich in der Herberge beim Zimmer-Herrichten und -Saubermachen, beim Kochen und bei der Betreuung der Touristen. Wenn im Garten etwas getan werden muss oder Renovierungen und Malerarbeiten anstehen, bin ich mit „am Start“. Außerdem arbeite ich viel im Büro; hier versuche ich unsere Homepage „auf Vordermann“ zu bringen, helfe im Bereich Werbung der Tourismusangebote und bei Abrechnungen sowie der Ablage. Gut etabliert haben sich inzwischen meine Sprachkurse, die ich in Englisch auf zwei unterschiedlichen Niveaus in 3-er- bis 6-er-Gruppen gerade für Erwachsene anbiete, sowie den Deutsch-Anfängerkurs. Großer Nachfrage erfreuen sich auch meine Nachhilfen in Mathematik und den Naturwissenschaften, sowie die Unterstützung des Musikunterrichts in der „höheren“ Schule im Nachbardorf.

Die letzten sieben Monate, in denen ich schon unheimlich viele spannende Dinge erfahren und mitbekommen habe, vergingen daher wie im Fluge. Täglich tun sich neue Fragen auf und gesellschaftskritische Themen treten in den Vordergrund, denen ich nachgehe.

Ich finde es spannend, Vergleiche mit Deutschland anzustellen, sich Probleme bewusst zu machen und sie mit den Leuten hier vor Ort zu diskutieren.

Wie handelt man, wenn große Ananasplantagen in der Umgebung das Grundwasser verseuchen?

  • Wie kann man die Müllentsorgung verbessern, damit nicht jeder seinen Müll selbst verbrennen muss?
  • Wieso können die Englisch-Lehrer kaum Englisch? Wie kann man da Abhilfe schaffen?
  • Wie geht man damit um, wenn der Ehemann von der Ehefrau bekocht werden möchte, aber selber nicht im Haushalt hilft?

Dies sind nur einige Fragen, die mich beschäftigen.

Wer Vorschläge oder weitere Fragen hat, darf sich gerne unter costarica1617[at]gmx.de an mich wenden. Gerne nehme ich diese entgegen oder versuche sie zu bearbeiten. Ansonsten lädt die Homepage unserer Organisation zu einem Besuch ein.

Text und Bilder: Julia Otto

 

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