Die Frau mischt eine Prise Mehl unter die braunen Kügelchen, die an Couscous erinnern. Dann kommt Wasser dazu, wieder etwas Mehl und ein Schuss Öl. Maftool ist eine Variante des Couscous und in Palästina weit verbreitet. Es ist die Grundlage für viele Gerichte. Die Frauen erzählen, dass das Anrichten von Maftool zwar einfach aussehe, aber anstrengend und zeitintensiv sei. Sie müssen schnell und genau arbeiten, damit keine Klumpen entstehen. Außerdem wird Maftool zwei Stunden lang gedämpft, bevor es an die BewohnerInnen des Flüchtlingslagers Aqbt Jabr in der Nähe von Jericho verkauft wird.
Zubereitet wird das Nahrungsmittel von der Frauengruppe „Women Center Association“. Diese Frauen gehören zu den 8 Gruppen mit denen YWCA - Young Women´s Christian Association - die Partnerorganisation von Brot für die Welt zusammen arbeitet. Das gemeinsame Projekt hat zum Ziel, die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen zu stärken. Jede Frauengruppe spezialisiert sich dabei auf ein Produkt, das mit Unterstützung von YWCA qualitativ verbessert und auf den Markt gebracht werden soll. Die Produkte reichen von Honig, sonnengetrockneten Tomaten bis hin zu getrocknetem Molokhia, einem Gemüse, das in der palästinensischen Küche weit verbreitet ist. Zwei Kooperativen arbeiten in dem Projekt eng zusammen. Eine Gruppe stellt aus Datteln eine Füllung für Backwaren her. Die gemahlenen Dattelkerne werden an eine andere Frauenkooperative weitergegeben. Diese produziert daraus Dattelkaffee.
Die Frauengruppe „Women Center Association“ arbeitet momentan noch auf Bestellung. „Die Kundinnen und Kunden schätzen es, dass das Maftool frisch zubereitet wird und in den Mengen bestellt werden kann, in denen es gebraucht wird. Sie kaufen gerne bei uns ein, weil sie wissen, dass die Qualität passt“, erzählt ein Gruppenmitglied. Um ein stabiles Einkommen und einen fixen Absatz mit dem Verkauf von Maftool zu erreichen, lernen die Frauen mit Unterstützung von YWCA ihr Marketing zu verbessern und neue Absatzmärkte zu erschließen. „Der erste Schritt ist es, die Qualität von einem Produkt so anzuheben, dass es im Minisupermarkt verkauft werden kann“, erzählt Nazar, eine der Leiterinnen von YWCA. Langfristig soll jede Frauengruppe zwei Produkte vermarkten können, um ein höheres Einkommen zu erwirtschaften und nicht nur auf ein Produkt angewiesen zu sein.
Von einem selbstbestimmten Leben sind Frauen auch in Palästina noch weit entfernt. Viele Frauen sind von ihren Ehemännern ökonomisch abhängig und überdurchschnittlich oft von Armut und Gewalt betroffen. Im Jordantal leben 60% aller Menschen unter der Armutsgrenze.
YWCA arbeitet daher seit 15 Jahren mit verschiedenen Frauengruppen im Jordantal zusammen, um Frauen eine eigenständige wirtschaftliche Basis zu ermöglichen und soziale Rechte einzufordern. Die Frauen der „Women Center Association“ sind zuversichtlich, dass sie mit Unterstützung von YWCA langfristig ein höheres Einkommen und somit mehr Unabhängigkeit erreichen werden. Das Projekt wird gefördert durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit und Brot für die Welt.
Ansprechpartner: Jens Halve
Kontakt: asien@brot-fuer-die-welt.de