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So weit muss es nicht kommen

In weiten Teilen Ostafrikas droht eine große und schwere Hungersnot. Anhaltende Dürre, Kriege und fehlende Staatlichkeit treffen besonders im Südsudan und in Somalia Millionen Menschen hart.

Von Prof. Dr. h. c. Cornelia Füllkrug-Weitzel am

Die Hungerkrise in Ostafrika ist in Wirklichkeit eine Hungerkatastrophe. Eine Katastrophe, die nicht erst vor der Türe steht, sondern schon längst da ist und sich noch länger angekündigt hat. Hunger ist keine Naturkatastrophe, wie ein Erdbeben oder ein Tsunami. Ein Erdbeben kann nicht verhindert werden, der Hungertod von Hunderttausenden sehr wohl. Denn eine so lang anhaltende Dürre und damit verbundene Ernteverluste wie derzeit in Ostafrika hat viele und bekannte Gründe. Auch der Klimawandel hat seinen Anteil daran, dass die Häufigkeit und Intensität steigen. Aber wegen einer Dürre muss niemand sterben. Menschen sterben, weil sie nichts oder nicht ausreichend zu essen haben.

Fehlende Staatlichkeit, Kriege und Konflikte wie im Südsudan und in Somalia erschweren die Nahrungsmittelversorgung zudem immens – mit oder ohne Dürre. Wo es keinen oder nur einen sehr schwachen Staat gibt, steigt die Unterversorgung mit Nahrungsmitteln, denn es fehlen eine funktionierende Infrastruktur und gute Rahmenbedingungen für Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Die Diakonie Katastrophenhilfe ist mit ihren lokalen Partnern deshalb vor allem dort, wo die Menschen kaum Hilfe vom Staat erwarten können. Unsere Partner setzen sich auch in Gebieten für die Bevölkerung ein, wo die Sicherheitslage Händler und Helfer abschreckt. In manchen Gegenden Somalias oder Südsudans verweigern  Konfliktparteien Helfern jeden Transport in Kampfgebiete. Die internationale Politik hat versäumt, in den vergangenen Jahrzehnten größere Anstrengungen aufzubringen, um friedliche Lösungen von Konflikten herbeizuführen und besseren Zugang zu den Menschen zu ermöglichen.

Diese Hungerkatastrophe hätte verhindert werden können. Internationale Frühwarnsysteme  haben gut funktioniert und Hilfe hätte frühzeitig eingeleitet werden können. UN und Hilfsorganisationen haben schon im vergangenen Jahr intensiv davor gewarnt, dass es 2017 wieder Hunger-Bilder zu sehen gäbe, wenn nicht entschlossen gehandelt würde. Versorgungsketten hätten installiert werden müssen, um Nahrungsmittel dort zu haben, wo die Menschen sie jetzt brauchen. Passiert ist nichts. Die Geberländer haben nicht rechtzeitig auf die Appelle der humanitären Gemeinschaft reagiert und sie tun es noch nicht einmal jetzt: Die Nothilfe-Programme der UN und anderer Organisationen bekommen nicht genug Geld für Hilfsmaßnahmen – ein moralisches Desaster und ein massives politisches Versagen!

Die internationale Agenda ist voller Themen, die alle wichtiger zu sein scheinen als Hungernde in Somalia, im Südsudan oder im Jemen – die sogenannte „Flüchtlingskrise“ allen voran. Zynisch gesprochen: Ist es ihr politisches Pech, dass Menschen auf ihrer Flucht vor dem Hungertod zu entkräftet sind, um es bis nach Europa und damit auf dessen Tagesordnung zu schaffen? Sie zu versorgen bleibt Sache der bitterarmen Nachbarregionen.

Wir alle sind jetzt gefragt, zu helfen. Wir müssen den Politikern im Wahljahr aber auch klar machen, dass wir es nicht hinnehmen, dass im Jahr 2017 noch Menschen verhungern müssen.

 

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