Noch haben über 80% der Menschen in Tansania keinen Zugang zu Strom. Zum Kochen müssen sie Feuerholz oder Holzkohle verwenden, was verheerende Auswirkungen auf ihre Gesundheit und auf lokale Ökosysteme hat. Diese Energiearmut ist ein großes Entwicklungshindernis für die Menschen im Land.
Was ist der schnellste, nachhaltige und zugleich ökonomisch und technisch sinnvollste Weg, Energiearmut im Land zu überwinden?
Die Antwort hat Brot für die Welt am 17. Oktober 2017 in Daressalam gemeinsam mit seinen Partnern CAN Tanzania und World Future Council vorgestellt. Ein Forscherteam der Universität Sydney hat im Auftrag von Brot für die Welt Szenarien erstellt, wie das Energiesystem Tansanias bis 2050 ausgebaut werden könnte. Dabei wurden insbesondere ein Szenario mit 100% Erneuerbaren Energien und ein Szenario mit fossilem Energieanteil miteinander verglichen.
Die Ergebnisse der Wissenschaftler sind eindeutig: 100% Erneuerbare Energien für alle
- 100% Erneuerbare Energien sind der schnellste und günstigste Weg, die Energiearmut im Land zu überwinden.
- 100% Erneuerbare Energien sind technisch im Land umsetzbar. Nur ein kleiner Teil der verfügbaren Ressourcen (~12%) müsste genutzt werden, auch wenn Tansania einen vergleichbaren Lebensstandard wie Deutschland bis 2050 erreicht.
Um bis 2050 100% Erneuerbare Energien zu erreichen und damit auch den Verkehrssektor abzudecken, sind mehr Investitionen notwendig, als im fossilen Referenzszenario. Diese werden aber dadurch mehr als kompensiert, dass keine Kosten für Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl anfallen. Somit ist es ökonomisch günstiger, nur auf Erneuerbare zu setzen.
Trotz Bevölkerungswachstum und Wirtschaftswachstum kann auch der Verkehrssektor im Land bis 2050 vollständig dekarbonisiert werden. 75% der dafür notwendigen Energie würde dann aus erneuerbarem Strom kommen.
Bis 2020 können bereits 53% der Stromproduktion Erneuerbar sein, 75% bis 2030. Bis 2050 können 100% Erneuerbare Energien mit universellem Zugang für alle erreicht werden.
Die installierte Erneuerbaren Kapazität könnte rund 20GW im Jahr 2030 und 60 GW bis 2050 erreichen. Im Erneuerbaren Szenario werden neue Gaskraftwerke übergangsweise für 20 Jahre benötigt.
Bis 2050 müssten Energiespeicher für nur rund 20% der Stromkapazität betrieben werden, um rund um die Uhr das ganze Jahr eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten.
Bis 2050 können die jährlichen pro Kopf Emissionen bei 0,2 Tonnen bleiben - trotz Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Mit 100% Erneuerbaren Energien gelänge also die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und klimaschädlichen Emissionen.
Mit VertreterInnen von Regierung, Parlament, Kirchen, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Privatwirtschaft wurden diese und weitere Ergebnisse der Studie diskutiert. Es herrschte dabei große Einigkeit darüber, dass Tansania eine kohärente, politische Langfriststrategie braucht, um den in der Studie beschriebenen Weg einzuschlagen. Diese sollte unter dem Vorsitz des Energieministeriums in einem inklusiven Verfahren erarbeitet werden. Wir bleiben dran und unterstützen unsere Partner weiterhin in diesem spannenden Prozess, der für Tansania einen Weg aus der Energiearmut bereiten könnte.