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Alltag in Kafue

Nach gut einem Monat in Sambia hat Andre verstanden, dass er sich die Aufgaben zum großen Teil selbst suchen muss und demzufolge auch sehr viele Freiräume hat. Und an Ideen zur Umsetzung mangelt es ihm nicht.

Von Klaus Ehrlich am

Inzwischen habe ich bei vielen kleineren und größeren Baustellen mitgeholfen. Ich habe gelernt, Nshima (das Nationalgericht Sambias - einen Maisbrei) selbst zu kochen - sowohl in großen Behältern im Dining oder in der eigenen Küche. Auch bin ich dazu angeleitet worden, mit dem Traktor der Schule zu fahren, und ich habe eine Bootstour auf dem Kafue River mit dem Boot der Schule mitgemacht.

Zum Nshima kochen muss ich dazu auch gleich sagen, dass das zwar vom Prinzip her relativ einfach ist, allerdings ist die manuelle Arbeit dabei in den großen Behältern schon echt anspruchsvoll. Zuerst muss man das Wasser heiß werden und dann mit einer gewissen Menge Maismehl umrühren und ne Weile quellen lassen. Wenn das Gemisch dann so weit ist, muss man noch eine größere Menge Maismehl hinzugeben und dann wird es  echte körperliche Arbeit! Das Nshima wird durch das ständige Wenden immer fester und man muss sich schon echt anstrengen, die Masse gut auch dann hinzubekommen, das schafft man fast gar nicht allein. Zum Schluss hat man dann eben die fertig feste Masse Nshima, zu der dann alles mögliche dazu gegessen wird, wie verschiedenes Fleisch oder Fisch, Bohnensuppe, Gemüse oder Salat.

Mit der Zeit werde ich mich hier eben auch an bestimmte Umstände gewöhnen, wie eben die immer wiederkehrenden Stromausfälle und Wasserknappheiten. So muss ich mir zum Teil genau überlegen, wann ich überhaupt mich oder irgendwas anderes wasche. So dusche ich jetzt zum Beispiel fast nur noch alle 2-3 Tage, da es sonst wie neulich erst auch vorkommen kann, dass ich auf einmal vollgeseift in der Dusche stehe und kein Wasser mehr kommt und ich mir dann eben irgendeine alternative Lösung suchen muss. Dabei bin ich sehr froh, dass ich Lichter und Stirnlampe aus Deutschland mitgenommen habe! Einmal ist es sogar vorgekommen, dass ich mit einem Kollegen hier ausgegangen bin, wo zwar eh nicht so viel los war, aber dann war es da auf einmal auch bloß noch finster bei so nem Stromausfall!

Inzwischen ist mir auch bewusst geworden, dass Sambia ein relativ großes Problem mit Umweltverschmutzung hat: So sehe ich eigentlich fast jeden Tag  irgendwo irgendwelchen Müll rumliegen und davon nicht gerade wenig. Auch wird der Müll größtenteils zusammen in Gruben geschüttet und dann einfach verbrannt.

Aber es gibt natürlich auch sehr viel Schönes hier zu sehen, wie eben zum Beispiel diesen einmalig klaren Sternenhimmel jede Nacht oder dass ich fast jeden hier ohne Probleme und mit einem Lächeln begrüßen kann. Beim Sternenhimmel ist mir zum Beispiel auch aufgefallen, dass wenn ich mir ihn wirklich erst spät in der Nacht, also gegen um 3 oder 4 Uhr morgens ansehe, ich sogar das Sternbild Orion sehen kann, nur dann eben nicht aufrecht sondern seitrecht.  Ansonsten hab ich mich dabei aber auch schon relativ gut daran gewöhnt, dass es eben auch immer zeitiger und schneller abends dunkler wird, als in Deutschland. Außerdem sieht man auch fast andauernd, wie offen hier der Glaube von so ziemlich fast jedem hier gelebt und gezeigt wird, sei es im Gespräch, wenn ich zum Beispiel dazu direkt befragt werde, an Postern in anderen Häusern und Aufklebern an allen möglichen Autos oder der alltäglichen Musik. Inzwischen kann ich wohl auch sagen, dass ich von den Arbeitern, Lehrern und Schülern der Schule wohl mindestens schon 20 bis 30 Personen zumindest vom Namen her kenne und ich gerade bei meinen näheren Kollegen sicher sein kann, dass die sich immer gerne um mich kümmern und zum Essen (eigentlich fast immer Nshima) einladen. Mittlerweile ist es für mich auch schon so ziemlich zur Gewohnheit geworden mit den Fingern zu essen, nur bei manchem Essen sträubt es mir noch, wie zum Beispiel solche ganz winzigen Fische, wo die Augen auch so groß sind.

Durch meine Kollegen habe ich nun auch schon einige Orte zum Ausgehen kennen gelernt, wie eben zum Beispiel das sogenannte Muyanganas direkt am Kafue River und von meinem Haus in etwa einer halben Stunde Laufweg gut zu erreichen. So habe ich mich entschieden, dort meinen Geburtstag zu feiern, und deshalb am Samstag die anderen vier Mitfreiwilligen von Brot für die Welt zu mir eingeladen, für sie Nshima mit Bohnensuppe (das ist etwa so wie Bohnen in Tomatensauce) und frittiertem Hühnchenstückchen zubereitet (Ok, das Zubereiten war eigentlich der Plan, bloß hatten das dann doch ein paar liebe Freunde von hier für mich erledigt  ) und mit ihnen gegessen und dann sind wir eben zu besagtem Ort gegangen. Es war ganz gut was los und so hatten wir auch eine gute Zeit bei guter Musik, Getränken und Tanz.

Leider hatten wir es dann nicht mehr geschafft, die eigentlich von mir noch geplante Bootstour mit Motorboot über den Kafue River zu bekommen, aber klappt dafür sicher beim nächsten Besuch.  Am nächsten Morgen hatte ich dann für uns wenigstens noch das erste Mal seit langem und dazu auch noch in Sambia selbstgeraspelte Kartoffelpuffer zum Frühstück gemacht und die waren auch echt lecker!  Nachdem wir dann alles soweit wieder aufgeräumt hatten und ich meine Sachen fertig gepackt hatte, ging es dann los für uns. Zuerst quer über Wege durch die Landschaft von der Schule zur Straße und da kam auch gerade direkt ein Kleinbus direkt nach Lusaka in den wir alle fünf  auch noch ganz gut reingepasst hatten. Allerdings muss man dazu auch sagen, dass diese Kleinbusse größtenteils so gebaut sind, dass man sich wirklich auf relativ kleinem Raum schon sehr reinquetschen muss und ich kam mir auch echt so vor wie in einer Sardinenbüchse, aber es war ok.  Und in Lusaka sollte es dann nun auch endlich losgehen mit dem Orientierungsseminar.

Ich weiß noch, wie sehr ich mich dann in Lusaka bei der Gossner Mission über die endlich wieder richtig funktionierende Dusche ohne Angst vor Stromschlägen gefreut hatte! Aber das ist ja „eigentlich“ bloß Nebensache.  Ansonsten kann ich auch wieder über dieses Seminar sagen, dass es sehr lehr- sowie hilfreich und wichtig für uns alle war! Zudem war es sehr schön, dass wir da auch wieder einige neue Leute kennenlernen konnten; denn wir waren insgesamt 15 Freiwillige und zwei Leiterinnen des Seminars. Das heißt wir fünf von „Brot“, jeweils 2 von unterschiedlichen Gemeinden aus Herrmannsburg, welche in Choma arbeiten und noch sechs Sportler für Schulen in Livingstone vom ASC Göttingen organisiert. Sonst natürlich auch noch unsere Landessmentorin Heidrun Fritzen von der Gossner Mission und Nina vom ASC Göttingen, die beide sehr gut die Inhalte mit uns bearbeiten konnten!

Zuerst ging es da vor allem um unsere Einsatzplätze und wie wir damit klar kommen würden und was für Erwartungen wir noch hätten und wieso wir überhaupt nach Sambia gekommen wären. Was dann aber wohl eins der wichtigsten Themen war, war das über die Sicherheiten in bestimmten Situationen, mit bestimmten Menschen, ob mehr oder weniger, bei Fahrten, auf Partys oder sonstwas und im Umgang mit wilden Tieren, wie Schlangen, Elefanten, Hippos (Nilpferde  ) oder Krokodilen. Anschließend ging es für uns zur deutschen Botschaft, wo wir sogar den deutschen Botschafter direkt kennen lernen und zu bestimmten Projekten und Abläufen Informationen bekommen konnten. Dazu kann ich sonst noch sagen, dass er ein ziemlicher cooler Typ mit echt gutem Auftreten ist und sehr sympathisch wirkte und uns sogar schon für den 3. Oktober zur Botschaft eingeladen hatte anlässlich des Festes zum Tag der deutschen Einheit, mir fehlt nur bisher noch die richtige Einladungs-E-Mail dazu. Am nächsten Tag hatten wir dann eine Führung durch Lusaka, wo wir zuerst auf einem der größten Gebäude wunderbare Aussichten genießen und anschließend in einem Museum zur sambischen Geschichte uns auch über bestimmte kulturelle Entwicklungen und Bräuche schlau machen konnten. Nachher ging es dann noch zu einem ehemaligen Präsidentensitz, wo wir auch nochmal Infos zu den früheren Präsidenten bekommen konnten. Was ansonsten aber auch noch sehr interessant und wichtig war, dass wir am nächsten Tag sehr umfassend über Themen wie traditionelle Vorgehensweisen bei Partnerschaften, Hochzeiten und Beerdigungen aufgeklärt wurden, allerdings aber auch über HIV/ Aids und wie man sich am besten davor schützt oder wie manche Menschen hier damit einfach umgehen müssen. Dazu hatten wir auch noch die Möglichkeit einen Kurzfilm zu einem Projekt hier in Sambia in einem westlicheren Gebiet dazu zu sehen, was auch sehr ansprechend war. Was mir aber auch sehr gut in Erinnerung geblieben ist, wie wir an dem letzten Tag, durch ein relativ ärmliches Viertel von Lusaka gelaufen sind um einfach da auch die Menschen zu sehen und wie sie da ihr Leben leben, aber trotzdem sehr herzlich sein können und es wohl auch gut fanden, wie wir da durch gelaufen sind. Ich habe dabei auch unzählich viele Leute begrüßt auf Nyanja, ganz viele Handschläge oder halbe Umarmungen weitergegeben und auch das ein oder andere Kind getragen oder einfach nur an die Hand genommen, während diese immer nur wieder voller Freude uns „Hey Muzungu!“ (das bedeutet so viel wie „Weißer“) zugerufen hatten. Nach den ganzen Eindrücken war ich aber allerdings auch wieder ziemlich fertig. Was ansonsten aber auch ganz schön war, dass wir Freiwilligen eigentlich so ziemlich jeden Abend immer noch was zusammen gespielt oder sonst was in der Richtung gemacht hatten und es am letzten Abend sogar noch ein Lagerfeuer gab.  (ok, darum hatte ich mich dann letztendlich selbst gekümmert, weil es wohl sonst nichts mehr geworden wäre  )

Text und Bilder: Andre Wuttke

 

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