Mit einem ohrenbetäubenden Kochtopf-Konzert fordern 33.000 Menschen bei der „Wir haben es satt!“-Demonstration zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin die kommende Bundesregierung zu einer neuen Agrarpolitik auf. „Die industrielle Land- und Ernährungswirtschaft verursacht lokal und global Probleme für Bauern, Klima, Tiere und Umwelt“, sagt „Wir haben es satt!“-Sprecher Jochen Fritz und ergänzt im Namen der über 100 Organisationen, die zur Demonstration aufgerufen haben: „Der Umbau hin zu einer umwelt-, tier- und klimafreundlichen Landwirtschaft, in der Bauern gut von ihrer Arbeit leben können, darf von der Politik nicht weiter aufgeschoben werden.“
Für eine zukunftsfähige Agrar- und Ernährungspolitik weltweit
Vor dem Agrarministergipfel im Bundeswirtschaftsministerium schlagen die Demonstranten auf ihre Kochtöpfe und fordern die Achtung der Menschenrechte, faire Handelsbedingungen und mehr Unterstützung für die ländliche Bevölkerung weltweit. Schon am Vormittag hatten die 160 Bauern, die die Demonstration mit ihren Traktoren anführen, eine Protestnote an die 70 versammelten Minister aus aller Welt übergeben. „Wir wollen raus aus der fatalen Exportorientierung und Landkonzentration, die Bauern hier und weltweit das Genick bricht“, so Fritz über die Folgen der Agrarpolitik.
Brot für die Welt setzt sich gemeinsam mit vielen Partnerorganisationen für eine Landwirtschaft ein, die die Menschen ausreichend und gesund ernährt und dabei nachhaltig mit Böden, Saatgut und Wasserressourcen umgeht. Das sind vor allem kleinbäuerliche Betriebe: Sie erzeugen weltweit den Großteil der Lebensmittel. Doch die kleinbäuerliche Landwirtschaft steht in vielen Ländern unter Druck: Landgrabbing, Klimawandel, verfehlte Agrarpolitiken und Dumping-Exporte aus der EU setzen ihr zu. Die Demonstrantinnen und Demonstranten rufen deshalb die in Berlin tagenden Landwirtschaftsminister aus aller Welt zu einer Wende ihrer Agrar- und Ernährungspolitik auf.
„Wir haben Gentechnik satt“
Bündnis-Sprecher Fritz: „Essen ist politisch, immer mehr Menschen erkennen das. Aber die Politik nährt eine Agrarindustrie und lässt sie auf Kosten von Umwelt, Klima und Tieren produzieren. Damit wir alle nicht langfristig die Zeche dafür zahlen, muss die GroKo den Spieß jetzt umdrehen. Diejenigen, die nachhaltig produzieren und essen, müssen belohnt werden.“
Bei der Abschlusskundgebung der Großdemonstration sprachen auch Fátima Aparecida Garcia de Moura von der Organisation Federacão de Órgãos para Assistência Social e Educacional, FASE. FASE ist eine Partnerorganisation von Misereor und Brot für die Welt. Ebenfalls auf der Abschlusskundgebung sprach Professor Antônio Inácio Andrioli . Der Sozialwissenschaftler und Agrarexperte ist ein ehemaliger Stipendiat von Brot für die Welt und inzwischen Vizepräsident einer staatlichen Universität im Süden Brasiliens.