Sie waren Einzelkämpferinnen. Allein auf sich gestellt versuchten die jungen Frauen den Lebensunterhalt für sich oder ihre Familien zu sichern. Ein schweres Unterfangen in Nyiragongo. Das Gebiet nördlich der Stadt Goma an der Grenze zu Ruanda ist deutlich geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen der jüngsten Vergangenheit und von einer Gesellschaft, in der sich frauenverachtende Strukturen und Mechanismen in physischer und psychischer Gewalt manifestieren. Vor allem sexuelle Gewalt in Form von Vergewaltigungen und Zwangsprostitution führt bei vielen Frauen zu Traumata, die ihr Sozialleben maßgeblich erschweren. Andererseits wird trotz dieser Umstände eine starke Solidarität gelebt, in Familienclans und zwischen den Frauen.
Dieses Gefüge macht sich das Frauenprojekt von CREDDI zu nutze. CREDDI entstand auf Initiative einer jungen Frau die aus der baptistischen Kirche (CBCA) heraus mit anderen gut ausgebildeten jungen Menschen die Organisation ins Leben riefen. Unterstützt wird CREDDI vom Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises Herne in Westfalen, der seit mehr als 35 Jahren partnerschaftlich mit der Kirche verbunden ist. Gemeinsam wurden bereits mehrere Projekte, z.B. ein Schulbau, realisiert.
Das Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der auf das psychische und finanzielle Wohlergehen der Zielgruppe ausgerichtet ist. Das vom Partnerschaftsprojektefonds von Brot für die Welt geförderte Projekt zielt ebenso wie die Arbeit von CREDDI insgesamt auf die Verbesserung der sozialen sowie der wirtschaftlichen Situation von Mädchen und Frauen in der Region ab. Dementsprechend besteht das Projekt aus zwei Komponenten. Zunächst bildeten sich drei Gruppen mit jeweils 25 Frauen. Diese initiierten für sich ein Kredit- und Sparsystem. Angedacht war, dass jede Teilnehmerin ein persönliches Startguthaben von 50 US$ erhält, allerdings beschlossen alle Gruppen, dass das Geld gleich in den gemeinsamen Fonds fließt. Über die Verwendung des Geldes wird gemeinsam entschieden. Somit entstand eine Genossenschaftsbank, die den Einzelnen Zugang zu einem Kredit- und Sparsystem ermöglicht. Verwendet wurde das Geld u.a. für einen Wassertank und eine Mühle. Zusätzlich zur Gründung der Sparclubs wurden Methoden zur Einkommenserhöhung erörtert sowie entsprechende Kurse angeboten (z.B. Kurzausbildung zur Schneiderin).
Doch die Frauen arbeiten nicht nur wirtschaftlich zusammen. In wöchentlichen Gruppentreffen und therapeutischen Gruppengesprächen, die von Hausbesuchen flankiert werden, arbeiten sie gemeinsam ihre Traumata von Vergewaltigungen, Zwangsprostitution und sexuellem Missbrauch auf. Die Koordinatorin fasst das Projekt zusammen: „Das Ziel dieser Aktivitäten ist es, durch ein Austausch- und Teilhabesystem innerhalb der Gruppe die Traumatisierungen dieser Frauen zu lindern und darüber hinaus die ökonomische Situation ihrer Familien zu verbessern und so dank der das Einkommen hebenden Aktivitäten Strategien zu entwickeln, das Risiko zu mindern, sich sexueller Gewalt auszusetzen.“
Sie waren Einzelkämpferinnen – jetzt arbeiten sie zusammen – und sie sind stark.