So haben wir uns gegen Abend auf den Weg zu Alexis, Annkathrins Arbeitskollege und Bruder des zu verheiratenden Mannes Martin, gemacht. Als Alexis und seine Freunde sich in Schale geworfen hatten, orderten wir uns ein Taxi am Straßenrand. Ungewohnterweise teilten wir die Gruppe zu zweit auf, sodass wir mit dem Taxifahrer wirklich nur zu fünft im Auto saßen. Obwohl wir doch auch eigentlich zu neunt herein gepasst hätten.
Zur Hochzeitslocation (das Haus der Eltern der Braut) waren es 10 km. Für diese brauchten wir allerdings eien Stunde durch den unersättlichen Stau Doualas. Währenddessen fing es noch heftig an zu regnen, wodurch die Temperatur von 34 °C auf frostige 26 °C herunterfiel und wir beim Aussteigen froren. Mit großen Schritten eilten wir zu einem Dachvorsprung am Straßenrand, um Unterschlupf vor dem Regen zu finden. Zu dem Zeitpunkt war es gegen 21 Uhr. Annkathrins ehemalige Arbeitskollegin Elodia war jedoch ganz entspannt zu dieser späten Stunde, denn eine traditionelle Hochzeit fängt generell nicht vor 22 Uhr an. Also warteten wir, bis der Regen vorüber war und uns jemand abholte, denn den genauen Weg kannten wir nicht. Angekommen bei der Hochzeitslocation wurden Annkathrin und ich sogleich in einen Raum mit mehreren Stuhlreihen geführt. Alle Plätze waren bereits belegt bis auf drei. So kam es, dass wir in der ersten Reihe direkt neben dem Bräutigam saßen. Der Platz der Braut war leer. Diese war noch nicht da. Sie würde erst im Laufe der Zeremonie dazu kommen, denn zu dieser gehörte unter anderem eine kleine Aufgabe: Dem Bräutigam wurden nacheinander verschiedene Frauen vorgeführt, welche jedoch unter einem Tuch versteckt waren. Jedes Mal, wenn eine Frau herein gebracht wurde, musste er erraten, ob es auch seine Braut ist. War sie es nicht, forderte die Familie der Braut mehr Geld, damit sie die nächste Frau hereinführen. Als diese dann gebracht wurde und der Bräutigam sie auch als seine Braut enttarnte, war die Freude groß und es wurde gesungen.
Die Braut und der Bräutigam trugen Gewänder aus dem gleichen Stoff. In diesem Fall von den Bamiléké. Ein großer Stamm in Kamerun.
Die Lieder wurden vom rhythmischen Klatschen begeleitet und sorgten für eine wunderbare Stimmung. Dabei klebt man den Tanzenden und Singenden 500-Franc- oder 1000-Franc-Scheine an die Stirn. Nachdem das letzte Lied verklungen war, wurden dem Familienoberhaupt der Braut zwei Saftflaschen gereicht. Nach einer kurzen Ansprache füllte er jeweils ein Glas zur Hälfte mit einem Saft und das zweite zur Hälfte mit dem anderen Saft auf. Danach kippte er den Inhalt des einen Glases in das andere. Im übertragenen Sinne steht der vermischte Saft für das Brautpaar, die jetzt zu „einem“ geworden sind. Der Saft wird vom Brautpaar, dem Familienoberhaupt des Bräutigams und der Braut ausgetrunken. Normalerweise wird es mit Palmwein gemacht. Da es in Douala jedoch sehr schwierig ist, frischen Palmwein zu finden, musste der Saft herhalten.
Familienoberhäupter sind oft nicht direkte Verwandte, sondern können auch der Onkel oder Großonkel sein. Diese verhandeln dann auch über den Brautpreis.
Die nächste traditionelle Handlung zeigte sich anhand von Kolanüssen. Diese wurde zerbrochen und an die anwesende Hochzeitsgesellschaft verteilt. Es wird gesagt, dass das Ehepaar bei einer eventuellen Scheidung jeden nach dem Einverständnis fragen muss, der ein Stück der Nuss gegessen hat.
Im Anschluss wurde das Buffet eröffnet. Es gab kamerunische Gerichte, wie Plantains, Ndollé, Reis, Gemüse mit Fleisch und Fisch. Da blüht das Vegetarierherz auf. Alle haben gut zugeschlagen. Vielleicht, um fit für das anschließende Tanzen zu sein, welches mir große Freude bereitete. Es ist immer wieder erstaunlich festzustellen, dass selbst die kleinsten besser tanzen können als ich.
Frühzeitig beendet wurde die Hochzeitsfeier durch einen Stromausfall, von dem man ohne Vorwarnung des Öfteren heimgesucht wird.
Bild und Text: Maria Svetlana