Kein Land der Welt hat so große landwirtschaftlich nutzbare Flächen wie Brasilien. Teil dieses potentiellen Agrarlands ist die Cerrado-Region im Zentrum Brasiliens. Zugleich gilt die Region als „Wiege“ des Wassers: Dort entspringen einige der wichtigsten Flüsse des Subkontinents, die neben Brasilien auch mehrere Nachbarländer mit Wasser versorgen.
Im Jahr 2015 legte die Regierung Brasiliens ein Programm auf, mit dem die wirtschaftliche Erschließung des Cerrado in vier Bundesstaaten beschleunigt werden sollte. Es handelt sich um Maranhão, Tocantins, Piauí und Bahia, deren Kürzel dem Projekt ihren Namen gegeben haben: MaToPiBA. Es sind just die vier Staaten des Nordostens Brasiliens, in dem die an Biodiversität sehr reiche Cerrado-Region noch am weitesten intakt ist. In anderen Bundesstaaten ist die Cerrado-Vegetation durch die Ausbreitung der Agrarwirtschaft in den vergangenen 50 Jahren bereits zur Hälfte abgeholzt worden.
Dieses Matopiba-Projekt wird damit beworben, dass im großen Stil Lebensmittel zum Kampf gegen den Hunger in der Welt angebaut werden, dass die kleinbäuerliche Landwirtschaft profitieren wird und dass Umweltschutzgebiete eingerichtet werden. Doch das sind nichts als schöne Worte: Es geht in Wirklichkeit um die Ausbreitung von Monokulturen, in erster Linie um Sojaanbau, aber auch um Baumwolle und Viehzucht.
Dieser Region mit intensiver Landwirtschaft zu Leibe zu rücken bedeutet also auch ein großes Risiko für diesen Wasserzyklus. Die Abholzung hat vielerorts bereits zu einem Absinken des Grundwassers geführt. Immer wieder kommt es zu Protestaktionen der dort ansässigen Bevölkerung.
Sowohl beim Weltsozialforum wie gleich danach beim Alternativen Wasserforum FAMA in Brasilia machen wir auf die dramatische Entwicklung in Matopiba aufmerksam. Die jetzige, neoliberale Bewegung treibt das umstrittene Projekt der Vorgängerregierung weiter voran. Nicht nur die Konzerne vor Ort profitieren davon – auch viele internationale Rentenfonds haben in die wirtschaftliche Ausbeutung der Region investiert, darunter mehrere Fonds aus Europa und auch Deutschland. Wir hoffen auf eine gemeinsame Mobilisierung, um diesem Projekt entgegentreten zu können, erklärt Ruben Siqueira.