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Kampf um den Regenwald

In Indonesien unterstützt Brot für die Welt eine Organisation, die sich für den Kampf der Menschen um Land engagiert. Batak nennen sich die Menschen, die auf Sumatra, nahe des Toba-Sees leben. Ihr Land ist größtenteils Regenwald, und die Batak pflegen diesen Wald, weil sie von ihm leben.

Von Mirjam Dubbert am

Arnod Lumbanbatu ist ein Batak – wie alle Männer geht auch er jeden Montag in den Regenwald, um dort Weihrauch zu ernten. Erst am Wochenende kehren die Männer zurück in die Dörfer. Den kostbaren Weihrauch verkaufen sie – und können sich so ein kleines Einkommen erwirtschaften. Doch der Regenwald wird immer kleiner. Unsere Partnerorganisation KSPPM unterstützt die Batak im Kampf um ihr Land mit dem Regenwald.

Auch Parsaroan Simanjuntak geht jeden Tag in den Dschungel. Er  ist ein Nachfahre des letzten Priesterkönig der Batak. Er erzählt:

 

Die Geschichte unseres Kampfes um unser Land

„Früher haben unsere Vorfahren das Land besiedelt. Sie nannten es Napak-Land. Sie bauten Häuser – ein Dorf entstand. Das Land um das Dorf wurde bepflanzt. Opu Bolus war ihr König. Er hatte drei Frauen und sechs Kinder. Opu Bolus war sehr mächtig. So lange er lebte, lebten auch die Batak glücklich. Früher reichte die Reis-Ernte für ein Jahr, wir konnten Matten flechten und verkaufen und wir sammelten Rattan, flochten daraus Körbe und konnten auch diese verkaufen. Wenn der Reis geerntet war, legten wir in den Becken Fischteiche an, und auch die Flüsse hatten viel Fisch. Und wir ernteten im Regenwald Weihrauch. Mit der Zeit kamen immer mehr Menschen, um Weihrauch zu kaufen. Deshalb ordnete Opu Bolus an, dass der Baum geschützt und immer wieder angepflanzt werden solle, um den Bestand zu erhalten und so halten wir es bis heute. Ich habe bereits diese Tradition an meine Kinder weitergegeben.

Dann aber kam die Firma TPL hierher. Sie rodeten viel Regenwald, ohne uns zu fragen. Sie legen dort Eukalyptus-Plantagen an. Man sagt, dass sie sogar einen Preis für Wiederaufforstung bekommen haben! Doch der Weihrauch-Baum (Kemenyan Tree) wächst nur im Regenwald. TPL kam und zerstörte alles. Die fallenden Bäume des Regenwaldes fielen in die Täler, wo unsere Reisfelder standen, und zerstörten sie. Der Wald hat sich verändert. Die Flüsse wurden entweder zerstört oder durch Pestizide vergiftet. Rattan scheint ausgestorben zu sein. Und die Wildschweine, die eigentlich im Wald leben, kommen nun in die Dörfer und zerstören unsere Felder. Zu Beginn fürchteten wir TPL sehr, denn die Firma ist sehr mächtig. Wenn wir auf unserem Land arbeiteten, wurden wir von TPL vertrieben. Wir werden sogar bei der Polizei deswegen angezeigt!

Schließlich haben wir uns im Dorf versammelt und beschlossen, dass wir etwas tun müssen. Das Land gehört seit Generationen uns, den Batak. Doch weil wir keine Papiere haben, kann man uns das Land einfach nehmen. Aber unser Land ist uns heilig. Der Kenmenyan-Tree  hat für unsere Leute eine ganz besondere Bedeutung. Letztlich können wir auch überleben, weil wir den Weihrauch der Bäume verkaufen können. Wenn der Regenwald verschwunden ist, verschwindet auch der Kenmenyan Tree, denn er braucht mindestens zwölf verschiedene Bäume um sich, um zu gedeihen. Man kann keine Kenmenyan-Tree-Plantagen anlegen. Der Baum wächst dann nicht. Er braucht den Regenwald um sich. Verlieren wir den Regenwald, verlieren wir so auch unsere ganze Kultur und unsere Existenz. Deswegen waren wir uns einig, dass wir etwas tun müssen. Das war im Jahr 2000. Seitdem versuchen wir, der Regierung zu erklären, was mit unserem Land geschieht. Wir haben den Regenwald auch besetzt. Aber die Firma kam, zusammen mit der Polizei und Sondereinsatz-Kommandos. Seitdem befinden wir uns im Kampf um unser Land, und wir lernen immer mehr dazu. Die Organisation KSPPM unterstützt uns dabei sehr. Wir sind jetzt informiert über Landrechte, wir kennen die Gesetzte und Regeln. Wir wissen nun, wie man Beschwerden einlegt, sodass sie auch gehört werden müssen. Unsere letzte Beschwerde ging an den Präsidenten Indonesiens und an das Forstwirtschaftsministerium. Wir haben dort auch alles abgegeben, was nötig ist, um zu beweisen, dass das Land uns gehört: Eine Karte über das Land, auf denen die Grenzen zu den anderen Landgebieten eingezeichnet sind. Die Bestätigung der Nachbar-Dörfer, dass diese Grenzen richtig sind. Unsere traditionellen Rechte und Regeln. Im Oktober ist eine Gruppe von uns sogar nach Jakarta gefahren, um unsere Forderung dem Präsidenten vorzulegen. Und wir hatten Erfolg – uns wurde versprochen, dass der Konflikt bis zum Ende des Jahres gelöst sein solle und das Land endgültig uns zugesprochen wird. Doch wir wissen, dass letztlich erst eine lokale Gesetzgebung unser Recht auch wasserdicht macht. Und die lokale Regierung hat anscheinend kein Interesse daran, als ob sie auf dem Lohnzettel von TPL stehen.  Immerhin haben wir jetzt ein Papier vom Präsidenten, dass uns das Recht auf unser Land bestätigt. Wir sind deswegen voller Hoffnung, dass das Land irgendwann offiziell uns gehören wird – und der Regenwald erhalten bleibt“.

Die Bedeutung des Weihrauchbaumes für die Batak  wird in dem folgenden Märchen deutlich, dass sich die Batak seit Generationen erzählen:

Das Märchen vom Weihrauch-Baum

Nicht weit von dem schönen Toba-See auf Sumatra lebte einmal ein sehr armer Vater, der hatte eine wunderschöne Tochter. Um zu überleben, machte der Vater Schulden bei einer sehr reichen Familie. Eines Tages soll der Vater die Schulden zurückzahlen. Der Mann der reichen Familie weiß, dass die arme Familie das nicht kann, doch er möchte gerne das wunderschöne Mädchen besitzen. Also soll der arme Mann ihm seine Tochter geben als Ausgleich für das geliehene Geld. Der Vater sieht keinen anderen Weg und stimmt erst einmal zu. Doch seine Tochter möchte den reichen und alten Mann nicht heiraten. Der Vater ist verzweifelt: Der reiche Mann besteht auf seiner Forderungen, doch er hat kein Geld. Und dass seine Tochter den reichen Mann nicht heiraten möchte, kann er auch verstehen. Er sucht lange nach einem Ausweg. Doch das Drängen des reichen Mannes wird immer dringlicher, und so versteckt der Vater seine Tochter schließlich tief im Wald. Der reichen Familie gegenüber gibt er an, dass seine Tochter verschwunden sei, und er nicht wisse, wohin. Aber der reiche Mann ist argwöhnisch, wie das reiche Menschen eben so sind, und beobachtet das Haus der armen Familie genau. So dauert es eine Weile, bis sich der Vater schließlich eines Tages ungesehen aus dem Dorf in den Wald schleichen kann. Doch zu seinem Entsetzen kann er seine Tochter nicht finden! Er sucht so lange, bis die Nacht hereinbricht und er in einen tiefen Schlaf fällt. In seinen Träumen erscheint im seine Tochter und sagt zu ihm, dass sie sich in einen Baum verwandelt habe. Denn diese Bäume besitzen einen geheimen Zauber, der dem Vater ermöglicht, alle Schulden zurückzahlen und in Wohlstand zu leben. Der Vater erwacht aus seinem Traum. Er liegt unter einem Baum, in dem er seine Tochter vermutet. Erschüttert von seinem Traum bittet er seine Tochter um Verzeihung, überhaupt daran gedacht zu haben, sie gegen Schulden einzutauschen. Weinend erzählt er, wie glücklich ihre Mutter und er gewesen waren, als sie geboren wurde, und wie sehr sie beide ihre Tochter lieben würden. Er fleht sie an, sich wieder zurück zu verwandeln und mit ihm Heim ins Dorf zu kehren. Da merkt er, wie auch der Baum zu weinen beginnt. Er sammelt die Tränen in einem Tuch, bis sie schließlich versiegen. Als der Morgen hereinbricht, macht er sich auf den Weg zurück. Im Dorf angekommen geht er als erstes zu dem Haus der reichen Familie. Der alte und gierige Mann sitzt vor dem Haus an einem kleinen Feuer und fragt den Vater, noch bevor er ihn begrüßt, ob er denn nun seine Tochter endlich wieder gefunden habe. Zornig öffnet der Mann sein Tuch, das von den Tränen seiner Tochter nass sein sollte. Doch die Tränen haben sich in etwas Hartes verwandelt. Erschrocken wirft er das alles ins Feuer. Sofort steigt ein so guter Duft auf, dass alte Mann mehr davon fordert – er würde dem Vater auch alle Schulden vergeben, wenn er nur mehr von dem Duft haben könne. Und seit dem Tage gehen die Männer in den Wald, um die Tränen der Bäume zu sammeln, die sich in Weihrauch verwandeln. Doch noch immer müssen sie für die Bäume singen und ihnen Geschichten erzählen, damit sie vor Rührung anfangen zu weinen. Deswegen wird er Baum des Lebens genannt. Deswegen kämpfen wir für ihn.

Ende der Geschichte.

 

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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