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Reshoring statt Outsourcing

3 D-Drucker dienen inzwischen auch zur Herstellung von Massenwaren. Langfristig könnte diese Zukunftstechnologie disruptive Auswirkungen auf den Weltmarkt und die Zirkulation von Waren und Rohstoffen haben. Betroffen wären sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer.

Von Sven Hilbig am

3 D-Drucker

Im Frühjahr 2018 stellte die Berenberg Bank zusammen mit dem Kieler Institut für Weltwirtschaft eine Studie zur Zukunft des Hamburger Hafens vor: Darin prognostizieren sie einen signifikanten Rückgang der Containerschifffahrt, bei gleichzeitiger Zunahme von Stückgutschiffen, die Rohstoffe nach Deutschland transportieren.

Hauptursache für diesen Wandel sind 3D-Drucker. Es ist noch nicht lange her, da waren Fachleute der Ansicht, dass sich 3D-Drucker lediglich für die Herstellung von Spezialprodukten eignen. Für Massenwaren seien sie hingegen untauglich. Inzwischen wurden wir eines besseren belehrt. Nach 25 Jahren Outsourcing eröffnete Adidas 2016 wieder eine Fabrik in Deutschland. Jogger können sich in Ansbach mittels 3D-Druckern hergestellte Sneakers kaufen, auf denen, so gewünscht, auch ihr Name steht, - Aufpreis inbegriffen.  

Insbesondere die Unterhaltungselektronik und die Automobilindustrie nehmen diese Technologie zunehmend in Anspruch. Aber auch medizinische Geräte werden inzwischen in 3D-Druckern hergestellt: 98 Prozent der Hörgeräte stammen aus dieser Zukunftstechnologie. In China entstehen täglich sogar mehr als ein Dutzend Häuser aus riesigen (150 Meter langen und 50 Meter breiten) Druckern.

In den kommenden Jahren wird diese Art der Produktion stark zunehmen. Prognosen gehen von einer Vervierfachung bis 2022 aus. Grund für diesen starken Anstieg ist der Rückgang der Produktionskosten um 50 Prozent, bei gleichzeitigem Anstieg der Herstellungsgeschwindigkeit um das Vierfache. Die EU, China, die USA und Singapur haben 3 D-Druckern strategische Priorität eingeräumt und investieren dreistellige Millionenbeträge in ihre Weitentwicklung.

Die Konsequenz, den dieser Prozess für die Entwicklungsländer haben wird, lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Reshoring! Das bedeutet eine Rückverlagerung der industriellen Produktion von Entwicklungsländern in die Industriestaaten. Wobei niemand annimmt, dass Fabriken in Bangladesch geschlossen werden, um sie anschließend, mit 3 D-Druckern ausgestattet,  in Deutschland wieder aufzubauen. Es geht vielmehr darum, dass sich zukünftig ein deutsches oder US-amerikanisches Unternehmen dafür entscheiden könnte, eine neue Fabrik in ihrem Heimatland zu bauen, anstatt die Produktion in den Süden auszulagern, wie sie es seit den 1970er Jahren bevorzugten.

Eine solche Entwicklung ist umso wahrscheinlicher je stärker die Automatisierung den bisherigen komparativen Kostenvorteil der Entwicklungs- und Schwellenländer, der in erster Linie auf billiger Arbeitskraft beruht, verloren geht. Da gegenwärtig nicht nur die Automatisierung in der Produktion voranschreitet, sondern insbesondere in verschiedenen Schwellenländern die Löhne steigen, ist dies ein nicht unwahrscheinliches Szenario.

Wenn Roboter nähen

Anders ausgedrückt: Je stärker die Löhne in den Ländern des globalen Südens steigen, und die Produktion sich in den Industrieländern aufgrund der Automatisierung verbilligt, umso höher ist die Gefahr dass europäische und US-amerikanische Unternehmen (menschenleere) Fertigungshallen in ihren Ländern aufbauen, anstatt im fernen Äthiopien oder Bangladesch, wo sie mit besonderen Herausforderungen, wie Korruption, unterschiedlichen Rechtssystemen und weiten Transportwegen konfrontiert sind

Ein solcher Prozess könnte insbesondere jene Sektoren betreffen, in denen es nicht nur darum geht, möglichst kostengünstig zu produzieren, sondern bei  denen noch weitere Aspekte darüber entscheiden, ob ihre Geschäftsmodelle erfolgsversprechend sind, oder nicht. Die Bekleidungsindustrie könnte beispielsweise schneller auf neue Modetrends reagieren und die aus 3D-Drucker stammenden Kleidungsstücke wären nicht mit dem Makel behaftet unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt worden zu sein. Und in einer späteren Phase könnten im vollautomatisierten Verfahren hergestellte Kleidungsstücke möglicherweise sogar so günstig sein, dass sich der Export in den Süden rentiert. Dann würden, neben dem billigen Hühnerfleisch aus europäischen Schlachthöfen, auch in der EU hergestellte T-Shirts auf afrikanischen Märkten angeboten werden, die günstiger sind als die dort produzierte Kleidung. Dem ist Vorsorge zu leisten!

Der folgende Beitrag 'Handelsrecht - freie Fahrt auf der Datenautobahn?' beschäftigt sich mit neuen Entwicklungen in Handelsabkommen.

 

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