Brasilia befindet sich seit einiger Zeit in einer schweren Wasserkrise. Es besteht die Gefahr, dass Brasilia in Zukunft eine Stadt ohne Wasser sein wird. Bereits seit 2016 ist klar, dass es für das Problem keine kurzfristigen Lösungen gibt. Derzeit wird in erster Linie Wasser rationiert, und zwar vor allem in den ärmeren Stadtvierteln und in den Vorstädten. Es ist ein sehr ungleicher Umgang mit dem Wasserproblem, bei dem die Reichen kaum etwas zu spüren bekommen, während die Armen schon jetzt keine ausreichende Wasserversorgung mehr haben.
Zum Teil ist der Wassermangel in der Hauptstadt Brasiliens auf die wachsende Bevölkerung und den Bau immer neuer Immobilienprojekte zurückzuführen. Die eigentliche Ursache aber ist die industrielle Landwirtschaft, die sich immer schneller in der Cerrado-Region im Zentrum des Landes ausbreitet. Der Boden in dieser Region ist wie ein Schwamm: Er nimmt Wasser auf und speichert es - sowohl Niederschlag sowie Wasser von mehreren Flüssen. Obwohl die Landschaft meist trocken aussieht, gibt es viel Grundwasser, das auch die Quellen von einigen der wichtigsten Flüsse in Brasilien speist.
Dieses natürliche Gleichgewicht wird von der industriellen Landwirtschaft durcheinander gebracht. Deren intensiver Wasserverbrauch erschöpft schon jetzt die Wasservorräte und führt zu Trockenheit. Das betrifft die ganze Region in vielen Bundesstaaten, da die unterirdischen Wassersysteme miteinander vernetzt sind. Die Ausbreitung von Landwirtschaft Hunderte Kilometer entfernt kann sich also durchaus in Brasilia verheerend auswirken.
Für uns vom Nationalen Rat der Christlichen Kirchen Brasiliens CONIC ist das Wasserproblem ein sehr wichtiges Thema. Zum Auftakt des Weltwasserforums und des Alternativforums FAMA wollten wir zeigen, dass Brasilia nicht nur aus dem Regierungsviertel und der vom Architekten Niemeyer entworfenen Innenstadt besteht. Wir haben einen Ausflug in die anderen, versteckten Gegenden der Stadt organisiert, um den Besuchern zu zeigen, wie die Menschen in der Peripherie leben, wie die Cerrado-Landschaft zerstört wird und welche sozialen und Umweltprobleme es gibt. Und die Art und Weise, wie die Menschen damit umgehen - zum Beispiel Indigene, die sich mitten im Stadtgebiet gegen ihre Vertreibung durch den Bau eines Luxusviertels wehren oder Kleinbauern, die Land besetzt haben und statt Monokultur eine agroökologische Landwirtschaft betreiben. Oder wie Menschen in Armenvierteln durch Selbstorganisation auf einen bewussteren Umgang mit Wasser hinarbeiten.