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Deutschland mach dich stark für Medikamentenzugang

Diese und kommende Woche läuft in Genf die Weltgesundheitsversammlung der Vereinten Nationen. 194 Staaten kommen zusammen um über die großen Herausforderungen der weltweiten Gesundheit zu diskutieren und dadurch sinnvolle Lösungen zu finden.

Von Mareike Haase am

Ein HIV-infiziertes Kind in Russland erhält Medikamente.

Brot für die Welt hat heute gemeinsam mit zehn weiteren Organisationen und Netzwerken aus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit einen offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister Spahn versandt, mit der dringenden Aufforderung, die deutsche Position zu revidieren und den Weg für mehr Transparenz im Medikamentenmarkt frei zu machen.

Denn die größte Aufmerksamkeit der diesjährigen Weltgesundheitsversammlung (WHA) erhält ohne Zweifel das Thema Zugang zu Medizinprodukten – weltweit erhalten weiterhin Millionen von Menschen keine lebensnotwendigen Impfstoffe, Diagnostika oder Medikamente. In vielen Fällen liegt dies daran, dass diese für ärmere Länder und ihre Bevölkerung schlichtweg zu teuer sind. Pharmazeutische Unternehmen argumentieren für hohe Preise, weil ihre Investitionen für die Forschung und Entwicklung neuer Präparate wieder reingeholt werden müssten. Dass der Marktpreis häufig geradezu obszön um ein Vielfaches über den realen Entwicklungskosten liegt, wurde nicht erst seit dem Fall um das Hepatitis C Medikament Sofosbuvir bekannt.

Preis-Verhandlungen im Dunkeln

Viel öfter noch bleibt jedoch im Verborgenen, was die tatsächlichen Kosten für ein Produkt sind – denn es obliegt dem Unternehmen, den Preis zu setzen und es ist nicht verpflichtet, seine Kosten offen zu legen. Dadurch haben Regierungen eine ganz wesentliche Information nicht, wenn sie mit den Unternehmen um die Produkte verhandeln. Am Ende leiden Menschen darunter und viele von ihnen sterben, weil Medikamente ein Luxusartikel geworden sind.

Vorstoß für mehr Transparenz bei der Weltgesundheitsversammlung - Deutschland blockiert

Italien will nun Licht ins Dunkel bringen und hat gemeinsam mit weiteren Regierungen, eine Resolution zum Thema „Preisfestsetzung und Transparenz bei der Entwicklung von Medikamenten“ in die WHA eingebracht. Viele Regierungen und GesundheitsministerInnen unterstützen die Resolution, die für die  WHO eine starke reglementierende Rolle vorsieht.

Deutschland gehört jedoch mit Großbritannien zu den Regierungen, die sich gegen eine Veränderung des Status Quo wehren und dabei, allem Anschein nach, vehement die Interessen der Industrie vertreten. Schon vor Beginn der offiziellen Verhandlungen hat Brot für die Welt deshalb gemeinsam mit über 100 internationalen Organisationen einen offenen Brief an alle Verhandelnden der WHA gesandt.

Zur Debatte stehen im Kern:

Die Transparenz bei Kosten von klinischen Studien zu Medikamenten: Das ist einer der wichtigsten Punkte, da es einen großen Teil der gesamten Forschungs- und Entwicklungskosten für Medizinprodukte ausmacht und die Industrie argumentiert, dass hohe Risiken und hohe Kosten hier die Produktpreise in die Höhe treiben.

Die Transparenz bei Kosten und Investitionen öffentlich geförderter Forschungsanteile: In den meisten Medizinprodukten stecken Steuergelder, denn sie werden vielfach in öffentlichen oder öffentlich geförderten Einrichtungen auf den Weg gebracht. Es ist völlig unverständlich, weshalb Deutschland hier blockiert, könnte es doch stattdessen deutlich machen, wie viel es bereits selbst investiert.

Das Mapping von Patenten für Präparate: Die Bundesregierung stemmt sich dagegen, dass bekannter wird, was für Patente insgesamt rund um ein Präparat bestehen. Eine größere Transparenz hierzu könnte die Ausstellung von Zwangslizenzen oder die Generikaproduktion vereinfachen.

Heute und morgen gehen die Verhandlungen zur Resolution in Genf weiter. Deutschland kann und sollte noch einlenken um den Weg für einen besseren Zugang zu Medikamenten zu ebnen!

 

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