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Die Hoffnung stirbt zuletzt

Tini von Poser ist freie Journalisten und hat sich auf der COP25 in Madrid mit Partnern von Brot für die Welt aus Kolumbien, El Salvador und Brasilien getroffen. Sie alle engagieren sich für Klima- und Umweltschutz in ihren Ländern, in denen die Folgen des Klimawandels schon seit langem spürbar sind.

Von Gastautoren am

v.l.n.r. Kenia Mendoza, Maritza Carrillo, Alfredo Guevara, Jacqueline Martínez

Die Partner aus Lateinamerika haben einige Dinge gemeinsam: Sie sind fast alle jung, sie sind engagiert und stecken voller Energie, den Klimawandel zu bekämpfen. Und sie sind zum ersten Mal auf einer UN-Klimakonferenz. Sie alle sind mit großen Hoffnungen nach Madrid gereist, mit handfesten, klimafreundlichen Ergebnissen in ihre Länder zurück zu kehren. Zwei Tage vor Beginn der Klimakonferenz nahmen sie an einem Workshop von Brot für die Welt teil, der sie auf die Realität der Klimakonferenz vorbereiten sollte. Der 22-jährige Alfredo Guevara aus El Salvador setzt sich für den Klimaschutz unter dem Dach der salvadorianischen, lutherischen Synode ein. „Wir sind alle mit großen Erwartungen gekommen. Als junger Mensch fragt man sich, warum wird nicht gehandelt. Warum werden Verursacher-Länder nicht einfach sanktioniert?“

Der Workshop habe sie auf den Boden der Tatsachen geholt, pflichtet ihm Jacqueline Martínez bei – ebenfalls aus El Salvador. Sie arbeitet für die Organisation Fundasal. Die TeilnehmerInnen seien darüber aufgeklärt worden, wie zäh und schleppend die Verhandlungen laufen. Aber gleichzeitig ist die Konferenz notwendig, denn sie bildet einen Ort, überhaupt zu verhandeln und sich auszutauschen. Jacqueline versteht sich als Botschafterin aus ihrem Land: „Es ist wichtig, dass wir hier auf den Tisch bringen, in welcher prekären Lage sich viele Gemeinden in El Salvador befinden. Das muss jemand machen, der das Leben dieser Menschen kennt. Das geht nicht vom Schreibtisch aus.“

El Salvador ist fast unbewohnbar

Die ruralen Gemeinden in El Salvador bauen vor allem die Grundnahrungsmittel Bohnen und Mais an. Doch seit Jahren leidet das Land unter Dürre. Ernten gehen immer wieder verloren. „Bereits am frühen Morgen herrscht nun seit einigen Jahren unerträgliche Hitze, an die unsere Körper sich kaum anpassen können.“ Sagt die Maritza Carrillo, während Kenia Mendoza über die plötzlichen Regenfälle spricht:  „Wenn es heutzutage regnet, regnet es an einem Tag so viel, wie sonst in einer Woche.“ Durch solche Vorfälle liege in El Salvador immer wieder das Leben brach. Ihre Prüfungen in der Universität beispielswiese müssten oft verschoben werden, weil bei solchen Regenfällen niemand aus dem Haus kann, berichtet Kenia. Auch Krankheiten, wie Denguefieber, häufen sich in El Salvador. Oft werden diese Krankheiten aber nicht als Folge des Klimawandels anerkannt, sagen die jungen Partner. Sie sind gut über Klimawandel und seine Folgen informiert und sehen es als ihre Aufgabe an, auch andere darüber aufzuklären. – Ganz nach dem Motto: Nur wer Bescheid weiß, ist fähig zu handeln.

Alfredo hat Fotos mitgebracht. Das erste zeigt, wie er und seine Mitstreiter von der lutherischen Synode am Strand Müll einsammeln. Das nächste Foto ist wie aus einem Tourismusmagazin. Ein sauberer Strand mit Palmen. - Das Ergebnis ihrer Aufräumarbeit. Ein Bild der Idylle.

Alfredo, Jacqueline, Maritza und Kenia kämpfen um ihr Heimatland. Doch manchmal sei es ein Kampf gegen Windmühlen. El Salvador hat nicht das Geld, sich an den Klimawandel anzupassen und vor Wetterextremereignissen besser zu schützen. Eine besondere Herausforderung sei der Wassermangel. Ein Teufelskreis, sagt die 25-jährige Maritza: „Wegen der Hitze müssen wir eigentlich mehr trinken, doch das Wasser aus den Leitungen ist kein Trinkwasser.“ Es mache krank und es gibt immer weniger.

Immer mehr Menschen machen sich auf den gefährlichen Weg durch Mexiko in die USA, weil sie in El Salvador keine Überlebenschancen mehr sehen.

Klimawandel verstärkt soziale Konflikte in Kolumbien

Auch Kolumbien sei vom Wassermangel stark betroffen, sagt Juliana Peña von der Partnerorganisation „Fundación Foro“. Besonders im Norden des Landes breitet sich die Wüste immer mehr aus. Wasser ist eine Rarität.  Und ausgerechnet hier wird Kohle im großen Stil abgebaut. „In der Region herrscht schon Wassermangel, und die Minen verbrauchen obendrein Wasser. Dadurch kommt es immer wieder zu Konflikt mit den umliegenden Gemeinden, für die nicht genug Wasser da ist.“ Die Organisation „Fundación Foro“ setzt sich für Demokratie und die Partizipation der Bürger ein. Der Klimawandel spiele eine immer größere Rolle bei ihrer Arbeit, erklärt Juliana. Denn das veränderte Klima hat Einfluss auf das tägliche Leben. „Es ist aber noch nicht genug im kollektiven Bewusstsein angekommen. Die Leute bringen die klimatischen Probleme noch nicht in Zusammenhang mit den sozialen.“ Da müsse man noch viel Aufklärungsarbeit leisten.

Gefahr für Brasiliens Küsten

Dass die Menschen noch nicht genug über Klimawandel aufgeklärt sind, ist eine Erfahrung, die auch Athayde Motta in Brasilien macht. Er arbeitet für das Brasilianische Institut für Soziale und Ökonomische Analysen (IBASE). In Brasilien ist besonders die Küste von den Folgen des Klimawandels betroffen, weil der Meeresspiegel immer mehr ansteigt. „Viele Menschen sind in großer Gefahr, denn die Mehrheit der Bevölkerung Brasiliens lebt an den Küsten“, sagt Athayde besorgt. Brasilien sei in keinster Weise auf die Fluten vorbereitet. „Wir haben sowieso große Probleme im Land, und der Klimawandel verstärkt diese Probleme noch.“

Viele Slums in Brasilien erstrecken sich über Hügel. Bei starken Regenfällen kommt es zu Erdrutschen, und die Menschen verlieren ihre Häuser und ihre wenigen Habseligkeiten. „Und die Regierung braucht lange Zeit, den Menschen eine neue Bleibe zu verschaffen“, sagt Athayde. „Diese Menschen sind dann auch verhindert, wieder in ihr Leben zurück zu kehren, ihrer Arbeit nachzugehen.“

Brasiliens Regenwälder

Athayde Motta zeigt sich peinlich berührt, dass Brasilien durch die Abholzung der Regenwälder stark zum globalen Klimawandel beiträgt. „Ich fühle mich so beschämt, dass die destruktive Haltung von Brasilien ein entscheidendes Thema bei dieser Konferenz ist.“ Athayde rollt mit den Augen. Bei den vorherigen Regierungen in Brasilien sei das Problem der Abholzung zwar nicht gelöst worden, doch unter der aktuellen Regierung sei die Situation völlig aus der Kontrolle geraten, und die Abholzung sei schlimmer denn je. „Es muss internationaler Druck auf Brasilien ausgeübt werden, damit die Abholzung der Wälder endlich aufhört“, fordert Athayde.

Auch Athayde ist das erste Mal auf einer UN-Klimakonferenz. Er hofft so sehr, dass die Staaten sich auf das 1,5-Grad-Limit einigen und Brasilien somit etwas Zeit bleibt, sich an den Klimawandel anzupassen.

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