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Gendertraining

Ein spannender Tag erwartet die Freiwillige Clara Liesong, die Ihren entwicklungspolitischen Freiwilligendienst bei unserer Partnerorganisation KDF in Sambia in einem Jugendzentrum absolviert.

Von Sandra Lüttke am

Gendertraining im Jugendzentrum KDF

Gendertraining

5:30 Uhr, mein Wecker klingelt. Am liebsten würde ich mich nochmal ins Bett kuscheln, weil es draußen empfindlich kalt ist. Trotzdem stehe ich auf, um mir schnell noch einen Kaffee zu machen, bevor der Strom heute ausfällt.

Normalerweise haben wir den Vormittag keine festen Termine, weil wir das Jugendzentrum erst nachmittags, wenn die Kinder aus der Schule kommen, öffnen. Wir nutzen die Zeit zur Planung, Organisation und Weiterentwicklung des Jugendzentrums. Aber heute findet eines der seltenen Gendertrainings an einer der umliegenden Schulen statt. Während ich mit dem Kaffee auf unserer Terrasse auf Jeff - den Projekt Officer und Moderator der Trainings - warte, geht hinter den Bäumen die Sonne auf, begleitet von einem Konzert aus Vogelgezwitscher, dem Meckern von Ziegen und ein paar Hähnen, die den Morgen begrüßen, vermischt mit dem entfernten Donnern der Kohletrucks, die in den frühen Morgenstunden ihre Arbeit beginnen.

Als Jeff, meine Mitfreiwilligen Charlotte und ich nach einer halben Stunde Fahrt an der Schule ankommen, werden wir zu unserer Freude schon erwartet und können pünktlich mit dem Training beginnen.  Das Thema für das heutige Training ist early pregnancy and marriage, also Schwangerschaft und Verheiratung von Teenagermädchen. Das ist in Zambia, insbesondere in den ländlichen Gebieten mit viel Armut, leider immer noch ein großes Problem.

Wie immer beginnt das Training offiziell mit einem Gebet und einleitenden Worten von dem Schulleiter, danach ist der förmliche Teil aber auch schon vorbei. Jeff ist es sehr wichtig, dass wir keine Lehrer sind, sondern facilitators und dass die Schüler offen und frei mit uns reden und eigene Gedanken und Ideen beisteuern können. Das finde ich sehr gut, weil der Unterricht sonst oft sehr streng und nur frontal abläuft. Auch wenn wir es noch nie mitbekommen haben, wird an dem Verhalten der Kinder deutlich, dass Schlagen sowohl zuhause als auch im Unterricht nicht unüblich ist.

Anfangs sind die Schüler noch etwas schüchtern, aber mit seiner lustigen, lockeren Art schafft Jeff es schnell ihr Vertrauen zu gewinnen und sie zur Mitarbeit anzuregen. Das Training besteht aus einer Mischung aus Fakten bzw. Hintergrundinformationen (wie z.B. wie sich der Körper bei Jugendlichen verändert) und Gruppenarbeiten, bei denen die Schüler überlegen, wodurch sie beeinflusst werden, was dann eventuell zu einer frühen Schwangerschaft oder Ehe führen kann. Bei den Jungs sind die Antworten ähnlich wie man sie sicherlich auch in Deutschland hören könnte, aber bei den Mädchen sind es auch heute wieder andere Gründe. Einer der Hauptgründe ist Armut bzw. Vernachlässigung durch die Eltern des Mädchens. Wenn die Eltern zu arm sind um dem Mädchen Geld für Essen oder Schulgebühren zu geben oder sich einfach nicht gut um sie kümmern, dann kann es vorkommen, dass das Mädchen sich einen Freund (oder mehrere) sucht, der ihr das Geld oder die fehlende Aufmerksamkeit gibt. Es kann aber auch sein, dass das Mädchen sich die Haare flechten lassen oder schickere Kleidung haben möchte, um auf dem Schulhof und unter ihren Freundinnen besser dazustehen und dafür mit jemandem schläft, der ihr das bezahlt. Was für mich stark nach Prostitution klingt, erzählen die Mädchen so, als wäre es total normal und alltäglich. Sicherlich gibt es viele Mädchen, die so etwas niemals machen würden, aber zumindest ist es allen bewusst, dass es quasi eine „Option“ ist und ich denke, dass viele zumindest schon mal in diese Richtung angesprochen wurden und entsprechende Angebote bekommen haben.

Nach der Mittagspause sind Charlotte und ich dann dran. Wir erzählen ein bisschen darüber, wie die Situation in Deutschland ist und wie mit dem Thema umgegangen wird. Außerdem versuchen wir zu erklären, warum dies in Deutschland kein so ein großes Problem ist, was gar nicht so einfach ist, denn eine richtige Antwort haben wir darauf auch nicht.

Im letzten Teil des Trainings versucht Jeff die Schüler dazu zu motivieren, bewusste und gut durchdachte Entscheidungen für ihr Leben zu treffen und zu diesen dann auch deutlich zu stehen. Und bei Problemen Unterstützung und Hilfe bei den Vertrauenslehrer*innen oder anderen öffentlichen Stellen zu suchen, statt Geld von Fremden anzunehmen.  

Fazit des Trainings: Es liegt in der Hand jedes einzelnen Menschen, wie er sein Leben leben möchte, aber man sollte sich immer, bevor man eine Entscheidung trifft bewusstmachen, welche Auswirkungen diese Entscheidung auf einen selbst, die Familie und auf die Zukunft hat oder haben könnte.

Nach neun anstrengenden, aber erfolgreichen Stunden, geht es wieder zurück nach Hause. Das Training hat heute wieder viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass die Schüler etwas davon mitgenommen haben und das Gelernte an ihre Freunde weitergeben.

 

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