Greta Thunberg bezog sich in ihrer Rede immer wieder auf wissenschaftlich basierte Fakten der letzten IPCC Reporte und betonte mehrfach, die Politik der hier verhandelnden Nationen werde der voranschreitenden Klimakrise nicht gerecht – sie sei sogar irreführend. Der schiere Ausruf eines Klimanotstandes sowie das Anstreben der Treibhausgasneutralität bis 2050 seien unzulänglich angesichts der Dringlichkeit, die sich mehr als deutlich in den wissenschaftlichen Studien niederschlage.
Die 16-Jährige machte in Ihrer Rede auch auf den Verhandlungsstrang zur Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten in Entwicklungsländern aufmerksam, welcher hier gerade in die heiße Phase geht. Die Forderung der Entwicklungsländer nach einem finanziellen Entschädigungsmechanismus unter dem sogenannten Warschau Mechanismus findet aber von einigen Industrienationen, allen voran der USA, keine Unterstützung. In Anbetracht der drastischen Zunahme an Extremwetterereignissen und den damit verbundenen Schäden und Verlusten, ist eine finanzielle Unterstützung der Industrienationen jedoch dringend notwendig.
Dies machten auch Gretas MitstreiterInnen auf dem Podium deutlich. Die jungen AktivistInnen aus Uganda und Chile schilderten lebhaft die klimabedingten Veränderungen in ihren Heimatländern sowie deren Auswirkungen auf die junge Generation. Da der Klimawandel die Zukunft der jungen Generation gefährdet, so Nakabuye Hilda aus Uganda, kämpft sie lieber auf der Straße für Klimagerechtigkeit, als ihre Prüfungen zu bestehen.
Dies wurde auch im direkten Nachgang der Veranstaltung deutlich: Nach Beendigung der Veranstaltung stürmten zahlreiche Fridays for Future AktivistInnen aus aller Welt auf das Hauptpodium der Klimakonferenz und forderten die Regierungen dieser Welt in Sprechchören und Gesängen auf, die Stimme der Jugend zu hören und dementsprechend zu handeln.
Auch am Nachmittag machten einige AktivistInnen lautstark auf sich aufmerksam. Vor dem großen Plenarsaal, in dem der UN Generalsekretär Antonio Guterres eine Rede hielt, sammelten sich VertreterInnen indigener Organisationen mit weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren und forderten die Einhaltung humanitärer und insbesondere indigener Rechte in den Klimaverhandlungen. Der Protest wurde nach wenigen Minuten von den Sicherheitsbeamten unterbunden. Rund 320 Personen wurden dem Gelände verwiesen und für den Rest des Tages war der Zugang zur Konferenz für Beobachter gesperrt. Viele der hier anwesenden zivilgesellschaftlichen Organisationen sehen diesen Vorfall als symptomatisch für eine zunehmende Einschränkung zivilgesellschaftlichen Engagements in den globalen Klimaverhandlungen.
Auch wenn der aktuelle Stand der Verhandlungen nicht annähernd den Erwartungen der NGOs entspricht, spürt man auch auf dieser COP den starken zivilgesellschaftlichen Zusammenhalt und die internationale Solidarität mit den besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen.
Die jungen Menschen geben ihre Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel nicht auf. So meint auch Greta: “Well I am telling you there is hope. I have seen it. But it does not come from governments or corporations. It comes from the people.”
Dieser Artikel wurde gemeinsam mit Tanja Gerstenberger, Praktikantin der Arbeitsstelle internationale Klimapolitik verfasst. Sie verfolgt die Klimaverhandlungen in Madrid gemeinsam mit dem Team von Brot für die Welt.