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Bildung in einer globalisierten Welt

Bildungsexperten*innen aus Afrika diskutieren in Ruanda über die Rolle von Bildung im Zeitalter einer stark vernetzten Welt. Teilnehmende der Konferenz „Education for Globalization“ reflektieren Ansätze und Methoden für eine globalere Bildung an afrikanischen Schulen, die lokalen Kontexten und Herausforderungen im Sinne einer „Education for Transformation" gerecht werden kann.

Von Dr. Julia Seibert am
Studierende diskutieren im Freien vor einem Poster ihre Forschungsergebnisse

Präsentation der Forschungsergebnisse von IMPEQ Studierenden auf der Konferenz

Konferenz in Ruanda bietet Diskussionsforum 

Das Auditorium der protestantischen Universität in Butare, unweit der ruandischen Hauptstadt Kigali, ist voll besetzt. Studierende, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen des ruandischen Bildungssystems schauen erwartungsvoll zum Podium, das die Konferenz „Education for Globalization“, eröffnen soll. Die Konferenz findet im Rahmen des internationalen Masterstudiengangs „Educational Quality in Developing Countries“ (IMPEQ) statt, der an der Universität Bamberg angesiedelt ist und zusammen mit dem Protestant Institute of Arts and Social Sciences (PIASS) auch in Butare durchgeführt wird.

Brot für die Welt unterstützt das zweijährige Programm mit 20 Stipendien. PIASS ist ein langjähriger Partner von Brot für die Welt und hat nicht zuletzt durch die enge Zusammenarbeit mit der Universität Bamberg eine eigene Fakultät zu Erziehungswissenschaften aufbauen können. Anette Scheunpflug, die an der Uni Bamberg Erziehungswissenschaften lehrt, hat den Studiengang mit einem Team aus Lehrenden in Bamberg, Ruanda, Kamerun und Kongo aufgebaut. Nicht ohne Stolz blicken Scheunpflug und der Rektor von PIASS Elisee Musemakweli bereits auf 3 erfolgreiche Jahrgänge des Masterprogramms zurück. Das beeindruckt auch den Gouverneur der Provinz - Emmanuel Gasana - der die Studierenden willkommen heißt und die Einzigartigkeit des Programms hervorhebt.

Ein Masterstudiengang betritt neue Wege

Und in der Tat betritt der Masterstudiengang neue Wege: Zum einen, weil im Masterstudiengang Studierende aus verschiedenen Ländern in regional übergreifenden Lerngruppen zusammenarbeiten und zum anderen weil die Kandidaten*innen den Master berufsbegleitend absolvieren. Da in vielen afrikanischen Ländern ein großer Mangel an qualifiziertem Personal im Bildungssektor herrscht, ermöglicht das Programm den Studierenden das Weiterführen ihrer Kernaufgaben in ihren jeweiligen Arbeitskontexten.

Im Rahmen der Konferenz werden heute offiziell 23 Studierende begrüßt. Die Studierenden aus Ruanda, der Demokratischen Republik Kongo, Tansania, Süd-Sudan, Liberia, Kamerun, Zimbabwe und Burundi leiten Schulen und Schul-Koordinationen, arbeiten in der Lehrerausbildung oder als pädagogische Berater. Viele der Studierenden, die über einen reichen Schatz an Erfahrungen innerhalb ihrer Bildungssysteme verfügen, haben während des Programms zum ersten Mal die Möglichkeit, ihre Arbeit vor dem Hintergrund globaler akademischer Bildungsdiskurse zu reflektieren. Absolventen*innen von IMPEQ sind nach dem Programm qualifiziert, die Qualität ihrer Bildungseinrichtung zu evaluieren und als Bildungsexperten*innen Reformen anzustoßen und zu begleiten.

Qualitativ hochwertige Bildung für Alle – eine  Herausforderung für viele afrikanische Staaten

Diese Expertise wird in Afrika dringend benötigt. Im globalen Vergleich zeigen Bildungssysteme in Afrika südlich der Sahara die geringste Wirkung, wenn es darum geht, Kindern und Jugendlichen Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung zu ermöglichen. Schulsysteme in vielen afrikanischen Staaten sind nicht in der Lage Schüler*innen mit Grundkompetenzen wie Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeit auszustatten, was zur Folge hat, dass etwa 130 Millionen Kinder nach der Grundschule weder ausreichend Rechnen noch Schreiben können. Der Mangel an ausgebildeten Lehrkräften ist ein zentraler Faktor für die Lernkrise an afrikanischen Schulen, nur 64% der Grundschullehrkräfte sind ausgebildet. Durch die Education for All Initiative der UNESCO haben zwar deutlich mehr Mädchen und Jungen Zugang zu Grund- und Sekundarbildung als noch vor 20 Jahren, die Qualität der Bildung an afrikanischen Schulen entspricht jedoch nicht den globalen Bildungsansprüchen.

Und genau hier setzt das Masterstudienprogramm an, indem es versucht, wichtige Akteure im afrikanischen Bildungssystem zu stärken. Innerhalb von zwei Jahren durchlaufen die Studierenden ein vielseitiges Programm, das ihnen zentrale Inhalte - zum Beispiel - Lerntheorie, Schulmanagement, Grundlagen allgemeiner Didaktik und Methoden sowie Ansätze frühkindlicher Bildung und Inklusion vermittelt. Qualitative und quantitative Methoden zur Messung von Qualität in Bildungseinrichtungen werden außerdem gelehrt. In ihren Masterarbeiten untersuchen die Absolventen*innen dann ein Bildungsthema im Kontext ihres lokalen Bildungssystems. Die Masterarbeiten – einige haben sich bereits zu Promotionen weiter entwickeln können - bieten oft Grundlagenforschung zu spezifischen Themen, denn die Forschung zu Bildung in Afrika ist stark fragmentiert. Auch das Thema der Konferenz ist eingebettet in Inhalte des Masterstudiengangs und wurde in Zusammenarbeit mit Alumni des IMPEQ Programms gestaltet.

Dann geht es endlich los und das Warten hat ein Ende, der Rektor von PIASS Elisée Musemakweli erklärt die Konferenz für eröffnet. In seiner Rede hebt er die Bedeutung des Themas der Konferenz für Reformen von Bildungssystemen in Sub-Sahara Afrika hervor, denn mit der zunehmenden Globalisierung von Bildung ändern sich auch die Ansprüche an Methoden im Unterricht, Lerninhalte und an das Management von Schulen und Universitäten. Afrikanische Bildungssysteme müssen sich transformieren, um Schüler*innen mit Kompetenzen für eine vernetzte Welt auszustatten. Dafür braucht es viele Experten*innen in Afrika, die diese Transformation -zum Beispiel die Reform von Unterrichts Curricula – in ihren Ländern begleiten.

Diesen Herausforderungen muss sich die afrikanische, aber auch die globale Bildungspolitik stellen. Mit der Eröffnung des 4. IMPEQ Studiengangs werden weitere 23 Studierende auf diese wichtige Aufgabe vorbereitet.

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