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FAO-Bericht warnt vor Wasserkrise

Die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) warnt vor drastischen Auswirkungen wachsender Wasserknappheit für die Ernährungssicherheit.

Von Eike Zaumseil am
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung könnten bis bis Mitte des Jahrhunderts unter Wassermangel  leiden

Der Zustand unserer natürlichen Umwelt verschlechtert sich dramatisch. Neben der Klimakrise und dem Artensterben verschärft sich der Wassermangel in vielen Regionen der Welt und untergräbt damit die Anstrengungen im Kampf gegen Hunger und Armut. Laut dem UN-Weltwasserbericht haben mehr als 2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Nun schlägt auch die Welternährungsorganisation FAO Alarm. Laut neuesten Zahlen des gestern erschienenen Sachstandsberichtes zur Lage der Landwirtschaft und Ernährung (SOFA-Report 2020) leben bereits 1,2 Milliarden Menschen in Gebieten, in denen das Wasser für die landwirtschaftliche Produktion extrem knapp ist. Die meisten davon in Regionen, die auch besonders unter den Folgen der Erderhitzung leiden, wie Nordafrika oder Südasien. Die Vereinten Nationen hatten bereits mehrfach gewarnt, dass die Hälfte der Weltbevölkerung bis Mitte des Jahrhunderts unter Wassermangel leiden könnte, wenn nicht entschieden gegengesteuert wird.

Neben konsequenten Klimaschutz, geht es dabei auch darum, den rapide steigenden Wasserverbrauch einzuschränken und natürliche Ökosysteme besser zu schützen, die große Bedeutung für die regionalen Wasserkreisläufe haben. Der neue FAO-Bericht verdeutlicht die große Bedeutung der Landwirtschaft, die mit 70% den mit Abstand höchsten Anteil an der globalen Frischwasserentnahme hat. Genauer gesagt ist es die oft industrielle Bewässerungslandwirtschaft, die nur 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausmacht und rund 40 Prozent der Nahrung weltweit produziert. Die Ausweitung der industriellen Landwirtschaft ist aber auch aufgrund ihrer negativen Umweltbilanz keine Option mehr. Laut Analysen des Weltbiosdiversitätsrats verursacht sie 1/3 der Treibhausgasemissionen und ist einer der Hauptreiber von Abholzung und Artensterben.

Potentiale des Regenfeldbaus nutzen

Viele Regionen mit Wasserknappheit werden gezwungen sein, die künstliche Bewässerung und den oft intensiven Anbau in Monokulturen zu reduzieren und das knappe Wasser in der Landwirtschaft viel effizienter zu nutzen. Der FAO-Bericht verweist daher auf die Bedeutung und enormen Potentiale, die in der Verbesserung des Wasserressourcenmanagements im Regenfeldbau liegen, der mit 60% zur weltweiten Ernährungssicherung beiträgt. Gerade die Kleinbauernfamilien in Lateinamerika, Asien und Afrika sind für die Produktion ihrer Nahrungsmittel überwiegend vom Regenfeldanbau abhängig. Ihre Produktivität ist aufgrund von mangelndem Zugang zu Land, Wasser und Agrarberatung aber oft sehr niedrig. Entsprechend groß ist das Potential für eine Steigerung ihrer Erträge, etwa durch agrarökologische Anbaumethoden zur Verbesserung der Wasserspeicherfähigkeit von Böden oder durch Regenauffang- und Kleinbewässerungssysteme.

Auch viele Projektpartner von Brot für die Welt unterstützen kleinbäuerliche Familienbetriebe, zum Beispiel durch den Bau von Wasserzisternen oder durch Erosionsschutzmaßnahmen, damit das knappe Regenwasser nicht verloren geht. Zahlreiche Berichte, darunter das hochrangige Expertengremium des Welternährungskomitees (HLPE), haben in den letzten Jahren die Bedeutung von naturnahen, agrarökologischen Produktionsmethoden für gerechte und nachhaltige Ernährungssysteme besonders hervorgehoben. Sie schützen natürliche Ressourcen, stärken bäuerliche Selbstbestimmung und erhöhen die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimarisiken wie zunehmender Trockenheit.

Eine wichtige Grundlage für die nachhaltige Wasserbewirtschaftung - auch das macht der FAO-Bericht deutlich - sind gesicherte Land- und Wasserrechte und die partizipative Verwaltung von knappen Wasserressourcen. Dies ist umso wichtiger, als die steigende Konkurrenz zwischen Bewässerungslandwirtschaft, Industrie und wachsenden Städten die bestehenden Ungleichheiten beim Zugang zu Wasser zu Lasten kleinbäuerliche Produzent*innen massiv verschärfen wird.

Wasserraub beenden

Der zunehme Wassermangel in vielen Regionen wirft auch ein Schlaglicht auf den Agrarhandel. In vielen Ländern drohen kleinbäuerliche Produzent*innen und nomadische Viehhirt*innen beim verschärften Wettbewerb um Wasser leer auszugehen, während die „Cash Crops“ der industriellen Exportlandwirtschaft aufwändig bewässert werden. Durch die globalisierte Landwirtschaft und den Welthandel werden auf diese Weise riesige Mengen an so genannten „virtuellem Wasser“, das in die Herstellung von Produkten mit einfließt, in andere Länder exportiert.

Auch Deutschland und die EU importieren einen erheblichen Anteil von Agrarerzeugnissen aus Ländern und Regionen mit Wasserknappheit. Welche Länder und Produkte das sind, hat ein Forscherteam des Instituts für technischen Umweltschutz der TU Berlin 2018 für Brot für die Welt untersucht. Ihre Analyse der Agrarhandelsströme zeigt, dass ein Drittel der virtuellen Wasserimporte in die EU und Deutschland aus sehr wasserknappen Ländern stammt. Gerade Importe von Baumwolle, Reis, Nüssen oder Tee verursachen lokal erheblichen Wasserstress. Neben Nahrungs- und Genussmitteln sind es aber zunehmend Futtermittel und Agrarrohstoffe für den Energie- und Industriesektor deren Handelsströme steigen. So in den letzten Jahren auch die massive Ausweitung der Bioenergieproduktion zu steigender Konkurrenz um Wasser, Land und den Anbau von Nahrungsmitteln geführt.

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.

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