Heuschreckenplagen gibt es in Ostafrika immer wieder. Doch die aktuelle ist die schlimmste seit 70 Jahren. Milliarden von Insekten fallen über weite Teile Kenias, Somalias und Äthiopiens her, zerstören Äcker und Weiden. An nur einem Tag können die Tiere bis zu 150 Kilometer zurücklegen. Lassen sie sich irgendwo nieder, frisst ein Schwarm von einem Quadratkilometer Größe so viel, wie es braucht, um 35.000 Menschen satt zu machen. Dabei vermehren sich die Insekten rasant: In nur drei Monaten kann sich ihre Zahl verzwanzigfachen, in sechs Monaten um das Vierhundertfache steigen. Vor allem für die ländliche Bevölkerung stellt die Heuschreckenplage eine enorme Bedrohung dar: Viehhirten finden kaum noch Futter für ihre Tiere. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sorgen sich um ihre Ernten. Gleichzeitig beginnen die Preise für Nahrungsmittel und Tierfutter auf den lokalen Märkten zu steigen. Wer keine Reserven hat, findet sich schnell in einer dramatischen Notlage wieder.
Ausgangssperren treffen vor allem die Armen
Auch die Corona-Pandemie lässt die Zahl der Hungernden steigen. Besonders betroffen sind die Menschen in den Armenvierteln der Städte. Viele von ihnen halten sich mit kleinen Jobs über Wasser: Sie arbeiten als Putzhilfe, verkaufen Snacks am Straßenrand oder haben ein Motorradtaxi. Aufgrund der Ausgangssperren sind viele dieser Jobs inzwischen weggefallen, kaum jemand hat Rücklagen. Aber auch die Menschen in ländlichen Regionen leiden unter den Folgen der Pandemie. Viele Regierungen haben die Märkte geschlossen. Den meisten Menschen wurde so ihre einzige Möglichkeit genommen, ihre landwirtschaftlichen Produkte oder ihr Vieh zu verkaufen und somit ein Einkommen zu erzielen. Eine zusätzliche Herausforderung ist die Ausgangssperre zwischen 19 und 5 Uhr, wie sie zum Beispiel die kenianische Regierung verhängt hat. Denn gerade die frühen Morgenstunden werden für den Gang zur nächsten Wasserquelle oder die Bewässerung der Felder genutzt.
Schnelle Hilfe ist nötig
Auch für unsere Partnerorganisationen bedeutet das Coronavirus eine große Herausforderung: Workshops zur Herstellung von Kompost, Schulungen zum Anbau von Obst und Gemüse, Infoveranstaltungen über gesunde Ernährung ‒ viele Projektaktivitäten mussten abgesagt bzw. verschoben werden. Doch unsere Partner haben sich schnell auf die Situation eingestellt und ihre Programme angepasst oder neue ausgearbeitet. So nutzen einige nun verstärkt WhatsApp oder andere soziale Netzwerke, um den Menschen zur Seite zu stehen. Andere verteilen Lebensmittelpakete, Seife und Desinfektionsmittel oder klären per Radio und Internet über Ansteckungsrisiken und Möglichkeiten der Vorsorge auf. Dafür stellt ihnen Brot für die Welt zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung.