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Konferenz zu Verschwindenlassen in Lateinamerika

Über 200.000 Menschen sind bisher in Lateinamerika verschwunden und damit führt diese Region die weltweite Bilanz an. Vor diesem Hintergrund trafen sich am 26. und 27. Februar 2020 Fachleute und Betroffene zu einer internationalen Konferenz mit dem Titel „Politische Repression, Gewaltsames Verschwindenlassen und Resilienzstrategien in Ungleichheitskontexten“ im mexikanischen Guadalajara.

Von Jula Munz am

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Während die Militärdiktaturen des Cono Sur in den 1970 und 1980er Jahren das Verschwindenlassen als Repressionstechnik gegen die politische Opposition einsetzten, gehört es in Ländern wie Kolumbien oder Mexiko nach wie vor zur traurigen Aktualität. Neben staatlichen Akteuren beteiligen sich dort vor allem kriminelle Organisationen an den Verbrechen. 

Verschwindenlassen als Strategie sozialer Kontrolle und Element organisierter Kriminalität

Trotz regionaler Unterschiede haben Verbrechen des Verschwindenlassens eines gemeinsam: Sie zielen auf die Kontrolle, Disziplinierung und Einschüchterung derjenigen ab, die als Gefahr für den Status Quo wahrgenommen werden. Das können politische Gegner, soziale Bewegungen, Journalist*innen oder Menschenrechtsverteidiger*innen sein. Im Fall von Zwangsrekrutierung, Menschenhandel oder Sklavenarbeit könnten sie jeden treffen.

In den Konferenzbeiträgen wurde immer wieder auf die Rolle des Staates hingewiesen, sei es in Form direkter Beteiligung staatlicher Akteure an den Verbrechen, in Form der Missachtung seiner Schutzpflicht oder der fehlenden Aufklärung und Verfolgung der Delikte. Die vielfache Straflosigkeit, Korruption sowie die Verquickung von staatlichen und kriminellen Strukturen tragen wesentlich dazu bei, dass sich diese weitverbreiteten Verbrechen nicht eindämmen lassen.

Besonders beunruhigend erschien den Konferenzteilnehmenden die Situation der Familienangehörigen. Für diese stellt das Verschwinden eines geliebten Menschen eine extreme Belastung ihrer körperlichen und seelischen Gesundheit dar: „Wenn sie unsere Kinder verschwinden lassen, dann lassen sie uns tot im Leben zurück“, so die Vertreterin eines lokalen Familienverbandes. Oftmals missachten staatliche Stellen ihre Rechte, und sie werden durch Stigmatisierung und Kriminalisierung erneut zum Opfer.

Familienangehörige als zentrale Akteure im Kampf gegen Verschwindenlassen

Kollektive Aktionen seitens der organisierten Zivilgesellschaft sowie eine Vielfalt an Strategien, welche auf die Erinnerung, Wahrheit, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Nicht-Wiederholung abzielen, haben sich im Kampf gegen Verschwindenlassen als wirksam erwiesen. Die treibende Kraft sind dabei die Familienangehörigen. Nationale und internationale Organisationen, darunter auch Partnerorganisationen von Brot für die Welt, Menschenrechtsverteidiger*innen und Expert*innen unterstützen sie dabei. Aber auch Wissenschaft, Kunst und Kultur und die Kirchen haben dazu beigetragen, das Phänomen des Verschwindenlassens in Lateinamerika sichtbar zu machen, politischen Druck aufzubauen und Lösungsansätze voranzutreiben.

Räume wie die Konferenz in Mexiko ermöglichen nicht nur Begegnungen, voneinander Lernen, Austausch und Reflektionen sondern auch die Erfahrung von Empathie und Solidarität: wir sind nicht alleine im Kampf gegen Verschwindenlassen und jede/r kann seinen/ihren Beitrag dazu leisten.

 

Die Konferenz wurde organisiert von der Universität Gießen und dem Center for Advanced Latin American Studies in Kooperation mit Brot für die Welt, dem Institut Capaz und der Heinrich-Böll-Stiftung Kolumbien sowie der Heinrich-Böll-Stiftung Mexiko und Karibik.

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