Der 45jährige Brighton Mutigwe lebt mit seiner achtzehnköpfigen Familie im trockenen Tiefland des Chimanimani Distrikts im Osten von Simbabwe. Auf seinen drei Hektar Land baut er Hirse, Sorghum und Mais an, den seine Familie weitgehend selber verzehrt. Zum Geldverdienen hält er Hühner und Ziegen und betreibt eine kleine Popcornherstellung – die Kenntnisse für diese Erwerbstätigkeiten hat er bei der Brot für die Welt Partnerorganisation Tsuro erworben. Mutigwe ist in seinem Dorf Chishakwe ein erfolgreicher Kleinunternehmer.
Ende März verhängte die simbabwische Regierung zur Eindämmung von Covid-19 einen strikten Lockdown, der Produktion und Handel in dem bettelarmen Land zum Erliegen brachte. Elf Wochen dauerten die Beschränkungen, auch in Chishakwe standen die Geschäfte still. Bisher forderte die Pandemie landesweit vergleichsweise wenige Opfer: 567 Infizierte und sieben Tote (Stand 28.06.2020). Wie geht es seiner Familie gerade wirtschaftlich, frage ich Mutigwe.
Dramatische Ernteausfälle
„Wegen der Trockenheit ist dieses Jahr meine Ernte komplett ausgefallen“, berichtet er. „Um meine Familie zu ernähren, muss ich Mais kaufen. Im Gegensatz zu unserer Gegend hat es im östlichen Hochland von Simbabwe geregnet, dort gab es eine gute Ernte, und die Preise sind günstig. Ich habe nützliche Kontakte dorthin, weil ich schon seit langem den Mais für mein Maputi (Shona-Wort für Popcorn) dort kaufe. Jetzt habe ich einen kleinen Handel aufgebaut, verkaufe Zucker und Butter im Hochland und kaufe mit dem Erlös dort Mais, für uns zum Essen und für die Maputiherstellung.“
Den handbetriebenen Kessel, in dem Mutigwe die Maiskörner über offenem Feuer röstet, hat er vor zwei Jahren mit Hilfe eines Kredites für 800 US-Dollar gekauft. „Während des Lockdowns konnte ich kaum Popcorn produzieren, weil man nicht in die Berge konnte“, sagt er. „Jetzt darf man wieder reisen, aber die Kosten sind gestiegen. Meine Aufwendungen für die Fahrten sind enorm, nicht nur beim Einkauf von Mais, sondern auch im Verkauf des Popcorns. Es gibt Nachfrage nach meinen Produkten in anderen Distrikten, aber ich kann es mir nicht leisten, sie dorthin zu bringen.“
Gutes Einkommen durch Maisrösterei
Der Maputi-Kessel bietet Mutigwe dennoch ein gutes Einkommen, gerade in Krisenzeiten. Aus 10-15 Kilometern Entfernung kämen Leute, um Popcorn bei ihm herstellen zu lassen, berichtet er. Selbst aus der Provinzhauptstadt Mutare reisten Geschäftsleute an, um bei ihm zu rösten, erzählt er – denn in der Stadt gäbe es weiterhin Beschränkungen für Betriebe.
Die hohen Transportkosten hängen freilich nur teilweise mit den Covid-19-Restriktionen zusammen. Sie gründen auch in der Hyperinflation, die den Lebensunterhalt der meisten Menschen in Simbabwe existentiell bedroht. In den letzten zwölf Monaten sind die Preise in dem bitterarmen Land durchschnittlich um 800 Prozent gestiegen, auch der Spritpreis ging rapide hoch.
Hyperinflation führt zu Hunger
„Unsere Wirtschaft ist nicht stabil“, klagt Mutigwe. „Der Wechselkurs zum US-Dollar steigt jeden Tag, das bringt alle meine Geschäfte ins Wanken, denn ich kann nicht täglich meine Preise anheben. Die Leute können sich kaum etwas leisten.“ Jeden Morgen, sagt er, warteten junge Männer und Frauen vor seinem Betrieb in der Hoffnung, einige Stunden Arbeit bei ihm zu finden. Fünf oder sechs von ihnen gibt er täglich einen kleinen Job, und achtet darauf, dass jeder einmal dran kommt. „So versuche ich, unserer community zu helfen“.
Mutigwe ist besorgt. „Wegen der Trockenheit haben die Leute im Dorf nicht genug zu essen. Mittlerweile kauen die meisten morgens einfach Maputi, um wenigsten etwas zwischen den Zähnen zu haben. Sie können sich kein richtiges Frühstück mehr leisten.“ An seinem Kessel sammelten Kinder die übriggebliebenen Maiskörner vom Boden auf, das tue ihm im Herzen weh. Auch darum betreibe er seine Maschine so oft wie möglich: Um den Menschen zu helfen.