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Steigt wegen Corona die Zahl der Hungernden?

Die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen warnt vor einer von der Corona Krise ausgelösten Ernährungskrise. Es wird erwartet, dass mehr Nahrungsmittelhilfe notwendig wird.

Von Dr. Bernhard Walter am
Agrobiodiversität in Kuba

Schon seit Tagen steigen weltweit die Preise für die wichtigsten Grundnahrungsmittel wie Weizen oder Reis an. Einige Länder haben auch schon Exportbeschränkungen beschlossen, damit genügend Nahrungsmittel für die Versorgung der eigenen Bevölkerung zur Verfügung stehen. Gleichzeitig ist die Schließung von öffentlichen Märkten, wie sie jetzt auch in vielen Ländern des Südens erfolgt, sowohl für Bäuerinnen und Bauern als auch die Verbraucherinnen katastrophal, denn oft sind dies ihre einzigen Möglichkeiten, Nahrungsmittel zu kaufen oder zu verkaufen. In der Coronakrise wird vor allem der Zugang durch die Schließung der lokalen Straßenmärkte dazu führen, dass die Bevölkerung - auch hier besonders in den Städten – versucht, ihren Grundbedarf über überteuerte Supermärkte oder kleine Läden zu decken. In diesen werden in aller Regel importierte haltbare Waren, in Dosen oder Verpackungen oder als Schüttgut angeboten. Besonders auch in Bereichen der Grundversorgung wie Getreide, Zucker, Speiseöle sind viele Länder von Importen abhängig, vor allem in den Städten. Es hängt jetzt sehr stark davon ab, wie lange die Beschränkungen im öffentlichen Leben andauern. Unabhängig davon sollten aber folgende Maßnahmen durchgeführt werden.

  1. Angesichts der zu erwartenden Engpässe in der Lebensmittelversorgung ist ein starkes aktives Handeln des Staates gefordert, um Spekulationen an den Agrarmärken zu unterbinden und über Bewirtschaftungsmaßnahmen die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln zu gewährleisten. Ebenfalls sind Programme der Nahrungsmittelhilfe auszubauen, um den Versorgungsengpässen vor allem in den ärmsten Ländern zu begegnen. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass Nahrungsmittelhilfe möglichst aus regionaler und lokaler Produktion stammt und den Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung angepasst ist.
  2. Die aktuelle Corona-Krise zeigt die Risiken einer zu starken Konzentration auf internationale Liefer- und Wertschöpfungsketten und einer hohen Abhängigkeit vom Weltmarkt bei der Beschaffung von Nahrungsmitteln. Hohe Nahrungsmittelpreise durch die Coronakrise und Lieferengpässe treffen vor allem Entwicklungsländer hart, die jetzt schon Nettoimporteure von Nahrungsmitteln sind. Die Bundesregierung sollte in der Entwicklungszusammenarbeit jetzt und in Zukunft noch stärker einen Fokus darauflegen, diese Länder bei der Versorgung mit Grundnahrungsmitteln unabhängiger von Importen zu machen. Dies gilt auch bei der Ausgestaltung der Anbausysteme. Gerade Anbausysteme, die stark abhängig sind von zugekauften Düngemitteln, Saatgut oder Pestiziden, sind besonders krisenanfällig. Daher ist die Förderung von agrarökologischen Anbausystemen auszubauen, da diese widerstandsfähiger gegenüber äußeren Einflüssen ist. Das Sonderprogramm Eine Welt ohne Hunger des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) geht schon in diese Richtung.
  3. Des Weiteren sind geeignete öffentliche Programme erforderlich, um Ernährungssicherung zu erreichen. Insbesondere Schulessensprogramme oder andere öffentliche Beschaffungsprogramme, die von Kleinbauern beliefert werden, haben große Erfolge bei der Hungerbekämpfung und der Steigerung bäuerlicher Einkommen vorzuweisen. Gerade diese werden aber gerade im Rahmen der Corona Krise heruntergefahren. Das muss aber verhindert werden. Es sind Ansätze zu entwickeln diese Programme trotz Corona Krise weiter auszubauen. Die Welternährung lässt sich nicht durch Agrarindustrie und Supermärkte sichern.
  4. Ein weiterer Ansatz: die Afrikanische Union hat sich in der Erklärung von Maputo dazu verpflichtet, zehn Prozent ihres nationalen Budgets in die Landwirtschaft zu investieren. Aber bisher landet dieses Geld vor allem in der Subvention von Düngemitteln, Saatgut und Pestiziden, die auf dem Weltmarkt gekauft werden müssen und die im Rahmen der Corona Krise schwer verfügbar sind. Daher ist mehr Beratung anzubieten die afrikanischen Agrarprogramme an Agrarökologie, die auf lokale Kreisläufe setzt, auszurichten.
  5. Auf internationaler Ebene muss nun das Welternährungskommittee CFS (Committee on World Food Security) der Vereinten Nationen die Koordination für die verschiedenen Programme im Ernährungs- und Agrarsektor übernehmen, damit die Hilfsmaßnahmen auf einander abgestimmt ablaufen, sich nicht gegenseitig blockieren und damit vor allem auch die ärmsten Staaten nicht zu kurz kommen.

Weitere Informationen zu Corona und Ernährungssicherheit finden Sie auch auf der Website der FAO www.fao.org

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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