Auf der südphilippinischen Insel Mindanao leben 20 Millionen Menschen: Christen, Muslime und Indigene, die eigene Sprachen und Kulturen haben. Seit langem ist die Partnerorganisation von Brot für die Welt mit dem Namen Southern Christian College (SCC) in der Friedensförderung, Ernährungssicherung und ökologischen Landwirtschaft tätig. Vor allem jungen Menschen soll eine wirtschaftliche Perspektive in ihrer von Armut und Bürgerkrieg betroffenen Heimat eröffnet werden. Wie im ganzen Land galt auch in Mindanao von Mitte März bis Mitte Juni ein strikter Lockdown, der die Projektdurchführung für SCC erschwerte: Die Berater*innen dürften nicht in die Dörfer, die Kleinbauern nicht in die Provinzhauptstadt Midsayap reisen, um dort ihre Produkte zu vermarkten. Doch nun normalisiert sich die Lage allmählich.
Im Lockdown wurde in den Gärten gearbeitet
“Anfang März haben wir mit unseren Farmers Groups ihre Jahresplanung gemacht“, erzählt Elma Neyra, die Direktorin des SCC-Programms Sustainable Ecological Agriculture. „Als der Lockdown kam, waren die Menschen auf sich selbst angewiesen, und haben sich ganz ihren Gärten und ihren Feldern gewidmet. Seit Juni dürfen unsere Mitarbeiter*innen nun wieder reisen, das Programm geht weiter, wir setzen unsere Planung um.“ Im August konnten schon drei Workshops für indigene Bauern und Bäuerinnen stattfinden. Besonders stolz ist Elma Neyra auf den Organic Trading Post, den SCC vor kurzem mit Erlaubnis der Landwirtschaftsbehörde auf dem städtischen Gemüsemarkt in Midsayap eröffnet hat. Hier können die von SCC betreuten Bauerngruppen ihre Produkte verkaufen. „Die Leute haben während des Lock downs viel produziert, es gibt genug Überschüsse für die Vermarktung,“ sagt Elma Neyra.
In Kontakt über Radio und whats app
Analyn Derequito, Beraterin beim SCC, stimmt zu: „Trotz Covid-19 können wir unser Programm fortführen, natürlich unter Einhaltung der Gesundheitsbestimmungen. Während des Lockdown waren wir mit den Bauern und Bäuerinnen per whats app und sms in Kontakt. Außerdem haben wir regelmäßig unser Radioprogramm in lokalen Sprachen ausgestrahlt und konnten so den Menschen Mut machen.“
Bogs Abrenilla aus dem Bezirk Pacao, der seit letztem Jahr am Projekt teilnimmt, wurde im August in der SCC-Radiosendung interviewt. Er dient anderen als Vorbild, soll motivieren. Bogs und seine Frau Ivy haben in 2019 mit viel Enthusiasmus in ihrem Hof einen Gemüse- und Kräutergarten angelegt, produzieren Kosmetika, Gewürze und Tees. Im Juni schrieb mir Bogs: „Covid-19 hat uns hart getroffen. Seit Beginn der Pandemie fühlen wir große Mühsal und Entbehrung. Mein kleines Unternehmen musste für zwei Monate pausieren. Doch zum Glück haben wir unseren Garten und können uns damit einigermaßen versorgen.“
Diversifizierte Einkünfte bieten Sicherheit
Mittlerweile geht es Bogs und Ivy wieder besser: Während des Lockdowns haben sie Gemüse- und Blumensamen produziert, die sie nun verkaufen. Außerdem wurde ihr Hof im August von der Landwirtschaftsbehörde als Learning Site für Bio-Landwirtschaft registriert, damit erhält die Familie für jedes Training, das SCC auf ihrer Farm veranstaltet, eine Gebühr von der Behörde. Für September ist ein Workshop zur Herstellung von organischem Dünger geplant.
Hohe Einnahmeverluste im Restaurant
Die 37-jährige Ervy Baracat-Pagulong aus dem Bezirk Aroman nimmt schon seit vielen Jahren am Programm von SCC teil. Sie ist eine erfolgreiche Agri-Unternehmerin, die ihr Stückchen Land diversifiziert hat, verschiedene Lebensmittel herstellt und ein gut gehendes Restaurant sowie einen Laden betrieb - bis Corona kam. „Mein Umsatz ist um 70 Prozent gesunken,“ erzählt Ervy mir Anfang September. Vor der Pandemie habe ich 6,000 Pesos (100€) am Tag eingenommen, heute bin ich froh, wenn ich 2,000 (35€) am Tag umsetze.“ Zwar ist ihr Laden wieder geöffnet und auch die Küche des Restaurants ist in Betrieb, aber der Gastraum bleibt geschlossen. Hier ist der vorgeschriebene Mindestabstand nicht einzuhalten. So kocht man nur Essen zum Mitnehmen, liefert auch aus mit dem Moped.
Es herrsche derzeit noch ein modified general community quarantine, berichtet Ervy. Die meisten Leute blieben zu Hause, gingen nur zum Markt, um für ihre persönlichen Bedürfnisse einzukaufen. Wer das Haus verlässt, müsse Mundschutz tragen. Ervy sagt: „Für mein Restaurant habe ich einen Kredit beim Handelsministerium beantragt und hoffe, so über die Runden zu kommen, bis sich die Dinge wieder normalisieren und ich die Verluste wieder wettmachen kann.“
Lehren aus der Pandemie
Auch wenn Bogs‘ und Ervys Geschäfte durch die Covid-19-Einschränkungen Verluste erlitten haben, versuchen sie, die Dinge positiv zu sehen: „Die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig Landwirtschaft und kleine Gemüsegärten sind“, meint Ervy. Als Vorsitzende des Vereins der Bio-Produzenten von Aroman kennt sie die Situation vieler Kleinbauern. Deren Rolle sei nun gestärkt, weil sie ihre Gemeinde während des Lock downs mit Gemüse versorgen konnten.
Ja, die Pandemie mache ihr Angst. Aber sie sei nun Teil ihres Alltags geworden und sie habe dadurch gelernt, die Natur zu achten und mehr für die Umwelt zu tun. „Zum Glück müssen wir uns um unsere Ernährung keine Sorgen machen. Die diversifizierte, nachhaltige Landwirtschaft, die SCC uns gelehrt hat, hilft uns, unabhängig zu sein und genug Nahrung für unsere Familien zu produzieren.“