In der Abschlusserklärung wurde mit einigem Stolz betont, wie es in den vergangenen Jahren gelungen sei, die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Rechte für die Gemeinschaften an den Küsten mit Nachdruck einzufordern, sich dabei aber auch selbst in die Pflicht nehmend die Küstenökosysteme zu bewahren.
In seinem Eröffnungsvortrag forderte der Generalsekretär von CAOPA, Dawda Saine, aus Gambia die Fischereiministerien auf, „konkrete Aktionspläne zu entwickeln und umzusetzen, die der handwerklichen Fischerei eine nachhaltige Zukunft geben“. Wie in jedem Jahr nahmen auch 2021 Vertreter:innen von CAOPA-Partnerorganisationen, wie Brot für die Welt, die Koalition für Faire Fischereiabkommen (CFFA) oder die deutsche Meeresorganisation Fair Oceans an den Beratungen teil. In diesem Jahr hatte die Jahreskonferenz von CAOPA besonderes Gewicht, denn sie war eingebettet in den online verfolgten feierlichen Auftakt zum Internationalen Jahr der handwerklichen Fischerei und Aquakultur (IYAFA), der in Rom unter der Federführung der Welternährungsorganisation FAO stattfand.
Wir Fischer kennen die Fischgründe besser als jeder andere
„Wir sind stolz darauf, dass die handwerkliche Fischerei heute auf internationaler Ebene durch die Freiwilligen Leitlinien für eine nachhaltige handwerkliche Fischerei der FAO besser anerkannt wird, sowie durch das Ziel 14 (Ozeane) der von den Vereinten Nationen verabschiedeten Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), die alle Länder auffordern, handwerklichen Fischern den Zugang zu Ressourcen und Märkten zu gewährleisten'', sagte Dawda Saine in seinem Eingangs-Statement. In der der Abschusserklärung der Konferenz wird ebenfalls gefordert, dass Fischer einen sicheren und privilegierten Zugang zu den von ihnen benötigten Fischgründen benötigen“. Die Erklärung richtet sich auch deutlich an die afrikanischen Regierungen, die nicht ihren Job machten und allzu oft den Interessen von Investoren an Küste und Meer den Vorzug gäben, die mit großen finanziellen Versprechungen lockten, zum Beispiel bei Erdgasvorkommen oder Tourismus: „Unsere Anstrengungen dürfen auch nicht dadurch zunichte gemacht werden, dass unsere Behörden der zerstörerischen industriellen Fischerei zu viel Raum geben und die illegale und unverantwortliche Fischerei ungestraft weiterlaufen lassen.“
Die juristische Beraterin von CAOPO Dienaba Beye, machte klar, dass es notwendig sei, rechtliche Instrumente zu schärfen, um die Zugangsrechte der handwerklichen Fischerei in entsprechenden Fischereigesetzen juristisch in rechtlich abgegrenzten und respektierten Fischereizonen abzusichern.
Francisco Mari von Brot für die Welt rief in seinem Grußwort im Namen der Partner von CAOPA dazu auf, das UN-Jahr 2022 dafür zu nutzen, den Beitrag der Kleinfischerei zur Ernährungssicherung, zur Armutsreduzierung und als Teil des kulturellen Erbes vieler Küstenländer auch außerhalb der Meeres- und Fischereidiskursen in Entwicklungs- und Ernährungsdebatten oder auch in Klima- und Umweltdiskussionen einzubringen.
„Macht euch bereit, wir kommen!“
„Mit der richtigen Unterstützung sind die Fischergemeinschaften am besten in der Lage, die Küstenfischerei zu bewirtschaften, einschließlich der als Meeresschutzgebiete ausgewiesenen Gebiete, und den Fisch zu ihnen zurückzubringen, heißt es weiter in der Abschlusserklärung. Dass es einer der jüngeren Delegierten, Nana Kweigyah aus Ghana war, der im Jugendteam von CAOPA aktiv ist, und den Text der Erklärung feierlich vortrug, war kein Zufall:
„Bei so vielen Möglichkeiten, das Internationale Jahr der handwerklichen Fischerei und Aquakultur in Afrika zu einem Erfolg zu machen, stellt sich uns, der jüngeren Generation im Fischereisektor Afrikas eine klare Aufgabe. Mit der Erfahrung unserer Ältesten im Rücken durchschreiten wir mit der Energie unserer Jugend die von ihnen geöffneten Türen und hoffen, in ihre Fußstapfen treten zu können. Dabei haben wir eine klare Botschaft für unsere Politiker:innen: Macht euch bereit, wir kommen!"
Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit im Fischereisektor
Auch die im Fischereisektor in der Verarbeitung tätigen Delegierten der Frauenverbände machten deutlich, dass wohlmeinende Worte allein nicht weiterhelfen. Sie seien es leid, seit vielen Jahren immer wieder ihre Rechte einklagen zu müssen und fordern, Geschlechtergerechtigkeit ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen, wenn es um eine Neuordnung des Kleinfischereisektors geht. Was auf dem Papier gut klingt, sei in der Praxis kaum erreicht. Die Frauen berichten, dass die Anlandestellen der Fischer vor allem für junge Aufkäuferinnen und Verarbeiterinnen, die direkt an den Booten kaufen, nicht sicher sind. Die Arbeitsbedingungen in der Fischverarbeitung sind häufig besonders beim Räuchern von Fisch gesundheitsschädlich. Frauenarbeit in der handwerklichen Fischerei ist immer noch prekär: Die Fangmengen, die den Frauen zur Verarbeitung übrigbleiben, erwirtschaften aufgrund von Überfischung, Konkurrenz durch Zwischenhändler oder Fischmehlfabriken zu wenig Einkommen. Zudem bleibt der Zugang zu den besseren Fangarten, mit den mehr Gewinn zu erzielen wäre, den meist männlichen Zwischenhändlern von Fabriken oder Exporteuren vorbehalten.
Khady Diop, CAOPA Programmleiterin formulierte es so:
„Geschlechterungleichheit zu hinterfragen, bedeutet nicht, ein Geschlecht (Mann oder Frau) zu bevorzugen, sondern jeder und jedem den Platz zu geben, der ihr oder ihm im wirtschaftlichen und sozialen Gefüge Einkommen und soziale Teilhabe sichert. Dabei müssen aber dennoch vor allem die Frauen im Sektor unterstützt werden, um die Diskriminierung beim Zugang zu den besseren Fangqualitäten zu überwinden." Diop beschrieb diese Aufgabe als die Umsetzung nationaler und internationaler Menschenrechtsverpflichtungen zur Geschlechtergerechtigkeit.
Fischverarbeitung als Frauenökonomien stärken
Frauen sind als Kleinunternehmerinnen in allen nachgelagerten Phasen der Wertschöpfungskette der handwerklichen Fischerei in afrikanischen Ländern stark vertreten. Sie sind das wesentliche Bindeglied, um den Fisch zu den lokalen und regionalen Märkten zu bringen. Dennoch machten die Vertreterinnen der Fischereigemeinden auf der CAOPA-Konferenz deutlich, muss die Beteiligung von Frauen in Berufsverbänden und an Entscheidungsprozessen gestärkt werden, zum Beispiel bei Entscheidungen zum Fischereimanagement und bei den Vergaben der Fanglizenzen. Zu diesem Zweck sollten von den Berufsverbänden regelmäßig Schulungen und Arbeitstreffen nur für und von Frauen aus dem Sektor organisiert werden. Außerdem sollte das Internationale Jahr der Kleinfischerei genutzt werden, die Arbeitsbedingungen der Frauen in der Kleinfischerei und Aquakultur auch praktisch zu verbessern und in die dafür notwendige Infrastruktur investiert werden. "Dies wird auch dazu beitragen“, so die Hoffnung der Frauen, „in der Hochsaison Nachfangverluste durch fehlende Kühl- und Verarbeitungskapazitäten zu verringern.“ Damit ließe sich eine regelmäßigere Versorgung der Frauen mit frischem Fangfisch verbessern und eine bessere Qualität der verarbeiteten Produkte für die Konsument:innen gewährleisten."
Aber dass die Verantwortung der Frauen viel weiter geht, machte einmal mehr Micheline Dion deutlich, erfolgreiche Fischhändlerin und seit 2014 Koordinatorin für Frauenprogramme bei CAOPA: „Wir werden die afrikanische Bevölkerung nicht mit Erdöl ernähren. Wir werden nicht Tausende von Arbeitsplätzen mit ein paar Luxushotels schaffen. Der Fisch der afrikanischen Länder gehört allen afrikanischen Bürger:innen. Das gibt uns allen das Recht, aber verpflichtet uns auch zugleich dazu Transparenz bei allen Fischereiaktivitäten in unseren Gewässern einzufordern und dafür zu sorgen, dass die Fischerei auf die Mengen beschränkt wird, die unsere Ressourcen und Ökosysteme verkraften können. Es ist an der Zeit die Ärmel, hochzukrempeln. Machen wir uns auf den Weg zu einem erfolgreichen Internationalen Jahr der handwerklichen Fischerei und Aquakultur."
Innovationen – Schlüssel für eine Zukunft in Fischfang und Fischverarbeitung
In der Erklärung der Konferenz heißt es abschließend auch, dass „Innovationen (…)der Schlüssel zum Überleben unseres Sektors (sind), ganz gleich, ob es um die Verbesserung der Verarbeitungstechniken oder um die Verbesserung der Sicherheit an Bord, der Fang- und Bootsausrüstung oder der Kühlungsmöglichkeiten in den Booten oder als Kühllager an Land für die Verfügbarkeit von erschwinglichem Fisch als Verarbeitungsrohstoff geht.“ Es sei höchste Zeit, dass, wie es auch die FAO formuliert hat, „die Bedeutung der handwerklichen Fischerei und Aquakultur im Hinblick auf nachhaltige Entwicklung, insbesondere in Bezug auf Ernährungssicherheit, Armutsbekämpfung und die Nutzung natürlicher Ressourcen sichtbarer wird.“
2022 stehen auch die afrikanischen Regierungen in der Verantwortung
„Auf dem Papier unterstützen uns unsere Staaten und die internationale Gemeinschaft und geben vor an unserer Seite zu stehen, dafür danken wir ihnen. Aber in der Praxis geben sie allzu oft den Interessen von Sektoren den Vorzug, die vermeintlich hohe Staatseinnahmen versprechen'', bedauerte Dawda Saine. Dass der Präsident von CAOPA (Gaoussou Gueye) kurz zuvor zum Vorsitzenden der von der Afrikanischen Union geförderten Afrikanischen Plattform der nichtstaatlichen Akteure in der Fischerei gewählt worden war, wurde als hoffnungsvolles Zeichen gesehen. „Das macht uns alle stolz, aber noch wichtiger ist, dass es uns Hoffnung gibt, dass unsere Stimmen von allen Mitgliedsländern der Afrikanischen Union in Zukunft gehört werden."
Dieser Beitrag wurde von Cornelia Wilß (Passage-Agentur für WeltThemen) mit Hinweisen von Francisco Marí erstellt.