Interview

„Abschiebungen müssen ausgesetzt werden“

Einer gemeinsam mit der Diakonie veröffentlichten Studie zufolge drohen abgeschobenen Afghanen Gefahr für Leib und Leben, Verelendung und Verfolgung. Silke Pfeiffer, Leiterin des Menschenrechtsreferats über die Situation der Menschen vor Ort.

Von Redaktion am
Portrait Silke Pfeiffer, Leiterin Referat Menschenrechte und Frieden

Silke Pfeiffer, Leiterin Referat Menschenrechte und Frieden

Frau Pfeiffer, wie schätzen Sie die Lage in Afghanistan derzeit ein?

Das Land befindet sich seit über 40 Jahren in verschiedenen bewaffnete Konflikten. Es liegt wirtschaftlich am Boden, die humanitäre Situation ist verheerend. Elf Millionen Menschen hungern –mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Afghanistan ist im vergangenen Jahr wie auch schon 2019 als das gefährlichste Land der Welt für Zivilisten eingestuft worden. Allein 2019 kamen 40.000 Afghaninnen und Afghanen in diesem Gewaltkonflikt zu Tode. Noch immer werden Menschen nach Afghanistan abgeschoben – was haben die

Recherchen zu der Studie über ihre Situation ehrausgefunden?

Deutschland schiebt seit 2016 abgelehnte afghanische Asylbewerber:innen in das zerrüttete Land ab. Bislang betraf dies 1035 Menschen. Die Autorin der Studie hat das Schicksal von 113 Betroffenen erfolgt. Was nun erstmals klar belegt werden kann: Sie sind nicht nur wie alle Mitbürger:innen dem Risiko unterworfen, Opfer von Kriegsgewalt zu werden. Sondern diese Abgeschobenen werden, das zeigt die Studie erstmalig anhand von konkreten Daten, wegeb ihres Aufenthalts im Westen stigmatisiert. Sie werden bedroht und misshandelt. Sie leiden unter sozialem Ausschluss. Und das in einem Land, in dem soziale und familiäre Netzwerke überlebenswichtig sind. 90% der befragtwb Abgeschobenen haben zum Teil schwere Gewalterfahrungen gemacht. Es überrascht von daher nicht, dass über die Hälfte von ihnen erneut geflohen ist und dass von den aktuell noch in Afghanistan Verbliebenen bis auf eine Person alle erneute eine Flucht planen. Zwei der 113 untersuchten Abgeschobenen haben Selbstmord begangen.

Wie sollte sich die Bundesregierung dazu verhalten?

Es ist grob fahrlässig Menschen in der derzeitigen Lage nach Afghanistan abzuschieben. Wir fordern die Bundesregierung daher auf, einen sofortigen, generellen und bundesweiten Abschiebestopp zu verhängen. Derzeit leben mehr als 30.000 afghanische Staatsangehörige in Deutschland, die potentiell von einer Abschiebung bedroht sind. Angesichts der nun erwiesenen spezifischen Gefahren für Rückkehrer fordern wir auch das Auswärtige Amt auf, die gewonnenen Erkenntnisse in die Lageberichte aufzunehmen, denn diese werden von den zuständigen Behörden und Gerichten bei ihren Abschiebungsentscheidungen zu Rate gezogen. Die konkrete Gefahr für das Leben der Abgeschobenen muss endlich politisch und juristisch berücksichtigt werden.

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