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Frauen ernähren ihre Familien und Gemeinschaften

Am 15.10. ist der Internationale Tag der Frauen in ländlichen Gebieten und am 16.10. der Welternährungstag. Ein passender Anlass, um Frauen als wichtige Nahrungsmittelproduzentinnen und Ernährerinnen ihrer Familien und Gemeinschaften zu würdigen.

Von Carsta Neuenroth am
Ernährungsworkshop

Saatgutvielfalt bedeutet vielfältige und gesunde Ernährung

Der Welternährungstag macht jedes Jahr darauf aufmerksam, dass zu viele Menschen auf der Welt an Hunger leiden. Die Zahl der Hungernden steigt wieder, auch aufgrund der Corona-Pandemie. Frauen sind besonders betroffen. Ob auf dem Land oder in der Stadt, in Klein- oder Großfamilien, in der Jugend oder im Alter, Frauen spielen eine wichtige Rolle für die Ernährungssicherheit, sowohl als Verdienerinnen von Einkommen als auch als Nahrungsmittelproduzentinnen. Darauf weist der Internationale Tag der Frauen in ländlichen Gebieten hin. Die aktuellen Entwicklungen vergrößern die Herausforderungen, mit denen Frauen bereits vor der Pandemie konfrontiert gewesen sind.

Frauen sorgen als Landwirtinnen für Ernährungssicherheit

In ländlichen Gebieten haben Frauen häufig die Möglichkeit, selbst Nahrungsmittel anzubauen und zu vermarkten, um ihre Familien zu versorgen. Frauen spielen eine wichtige Rolle als Landwirtinnen und Managerinnen natürlicher Ressourcen, besonders in Afrika.

Landwirtschaft gilt jedoch weltweit als eine Domäne von Männern. In den meisten Kontexten ist die klassische geschlechtsspezifische Arbeitsteilung richtungsweisend: Frauen versorgen den bäuerlichen Haushalt und unterstützen die Männer als Helferinnen oder Arbeiterinnen, nicht als gleichberechtigte Landwirtinnen, obwohl sie über landwirtschaftliches Wissen, Expertise und Erfahrungen verfügen. Diese Einstellung bleibt erhalten, häufig auch bei den Frauen selber, die die gängige Rollenverteilung nicht hinterfragen, selbst wenn sich die Realität verändert und Männer außerhalb der Landwirtschaft beispielsweise auf dem Bau, im Bergbau, Handel oder Transportwesen beschäftigt sind.

Während Männer in besser bezahlten Jobs arbeiten und vielleicht sogar migrieren, bleiben die Frauen in der Landwirtschaft, die sich auf diese Weise feminisiert. Obwohl Frauen häufig die Verantwortung für die Versorgung ihrer Familien tragen, entscheiden Männer weitgehend über die Nutzung des Landes und verfügen über den Landbesitz. Frauen können ihr Potenzial als Landwirtinnen jedoch nur voll entfalten, wenn ihre landwirtschaftlichen Kompetenzen, Erfahrungen und Kenntnisse sowohl von den Männern ihrer Familien und Gemeinden als auch von staatlichen und nichtstaatlichen Entwicklungsakteuren, die im ländlichen Raum präsent sind, anerkannt und gefördert werden. Dazu gehört eine Reduzierung oder Umverteilung der Arbeitslast von Frauen ebenso wie der gleichberechtigte Zugang zu und Kontrolle über Ressourcen.

Eingeschränkter Zugang zu und Kontrolle über Land – eine besondere Herausforderung für Landwirtinnen

Aufgrund ihrer schwachen gesellschaftlichen Position haben Frauen oft nur eingeschränkten Zugang zu und Kontrolle über Land, Wasser und anderen Ressourcen. In Uganda beispielsweise leisten Frauen den Großteil der Feldarbeit. Es befindet sich jedoch kaum Ackerland in Frauenhand. Nur 14 Prozent der Frauen im Vergleich zu 46 Prozent der Männer besitzen Land. Immerhin 40 Prozent der Frauen und Männer besitzen ihr Land gemeinsam. Rechtliche Ungleichheit beispielsweise im Erbrecht oder auch im Kontext lokaler Rechtssysteme verhindert oder schränkt in vielen Ländern des globalen Südens den Zugang zu und die Kontrolle über Land beispielsweise in Form von Landbesitz von Frauen ein. Um ihre Familien zu ernähren, ist für Frauen nicht nur individueller Landbesitz von Bedeutung, sondern auch der Zugang zu öffentlichem oder Gemeindeland, um Wasser, Brennholz, Viehfutter, Kräuter und Früchte zu sammeln. Das Recht zur Nutzung dieses Landes wird häufig durch lokale Landrechtssysteme geregelt, die Männer in der Regel privilegieren. Verwitwete, geschiedene oder verlassene Frauen müssen damit rechnen, dass ihnen der Zugang zu diesem Land verwehrt wird.

Weiterhin lässt sich beobachten, dass Frauen häufig weniger fruchtbares Land bewirtschaften, was zu niedrigen Erträgen führt, während Männer auf fruchtbareren Parzellen Kulturen (cash crops) anbauen, deren Vermarktung der Erwirtschaftung von Einkommen dient. Da Frauen für die Versorgung ihrer Familien zuständig sind, wählen sie im Gegensatz zu Männern meistens einen diversifizierten Anbau von Nahrungspflanzen, die für eine vielfältige und gesunde Ernährung sorgen und zur biologischen Vielfalt auf den Feldern beitragen. Frauen halten außerdem häufig Tiere wie Hühner, Ziegen oder Schweine, die das Nahrungsangebot ergänzen oder durch Vermarktung zum Einkommen beitragen. Die bäuerlichen Familien leben die geschlechtsspezifische Ressourcen- und Arbeitsteilung je nach Region und Kontext mit mehr oder weniger Flexibilität und Durchlässigkeit.

Mangelnde Gleichberechtigung gefährdet die Ernährungssicherheit

Der beschränkte Zugang zu und die Kontrolle über Land sind nicht die einzigen Herausforderungen, der sich Landwirtinnen stellen müssen. Frauen werden auch bezüglich ihres Zugangs zu Krediten, Technologien, einschließlich digitalen Technologien, Aus- und Weiterbildung in den Bereichen Landwirtschaft und Vermarktung sowie Beratung, die meistens von Männern für Männer geleistet wird, benachteiligt. Mit der Feminisierung der Landwirtschaft hätte schon längst eine Feminisierung der landwirtschaftlichen Beratung erfolgen müssen, sowohl konzeptionell und inhaltlich als auch personell.

Die Benachteiligung von Frauen hat außerdem negative Folgen für die Ernährungssicherheit in Zeiten des Klimawandels. Frauen und Männer verfügen über lokales Wissen, auf dem die bäuerliche Produktion basiert. Frauen nutzen ihre Erfahrungen und ihr Wissen, um sich bestmöglich an den Klimawandel anzupassen. Aufgrund ihres eingeschränkten Zugangs zu Kapital, Information und Wissen über den Klimawandel und entsprechende Anpassungsstrategien leiden sie jedoch besonders stark und anders als Männer unter seinen Folgen. Um die Herausforderungen, vor die der Klimawandel die kleinbäuerliche Landwirtschaft stellt, in vollem Umfang zu verstehen, müssen Frauen und Männer ihre Perspektiven gleichberechtig einbringen und genauso gleichberechtigt nach Lösungen suchen. Wenn das nicht geschieht, besteht die Gefahr, dass sich die Benachteiligung von Frauen fortschreibt mit negativen Folgen für das Klima, die kleinbäuerliche Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit.

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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