COVID-19 hat einmal mehr gezeigt, wie verwundbar die Welt durch globale Krisen ist. Besonders Staaten des Globalen Südens, welche bereits unter den zerstörerischen Folgen des Klimawandels leiden, sind von den gewaltigen Auswirkungen der Pandemie betroffen. Gleichzeitig hat COVID-19 auch verdeutlicht, zu welchem solidarischen und schnellen Handeln die Vereinten Nationen (UN) zum Schutz verwundbarer Menschen in Ländern des Globalen Südens in der Lage sind. Aus dem Umgang mit dieser Pandemie können wir einige Erkenntnisse für die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten ziehen, welche uns noch lange nach der Pandemie betreffen werden.
Klimabedingte Schäden und Verluste während der Pandemie
Im Mai 2020 verwüstete der Zyklon Amphan große Teile Indiens und Bangladeschs mit katastrophalen Ausmaßen. Allein in Bangladesch hat der Zyklon eine Schadenssumme von 13 Milliarden US-Doller an klimabedingten Schäden und Verlusten verursacht. Dies hat Bangladesch besonders hart getroffen, da das Land bereits unter großen wirtschaftlichen Einschnitten als Folge der COVID-19 Schutzmaßnahmen litt, welche vor allem starke Auswirkungen auf die angesiedelte Bekleidungsindustrie und weitere internationale Sektoren hatte. Zeitgleich kam es 2020 in Ostafrika durch überdurchschnittliche Regenfälle zu weitreichenden Überschwemmungen, die mehr als 1,5 Millionen Menschen zwangen, ihre Häuser zu verlassen. Diese Beispiele zeigen hier nur ansatzweise die toxische Kombination von Pandemie sowie stärker auftretende Naturkatastrophen als Folge von Klimaveränderungen, welche viele Menschen existenziell bedrohen.
Der Umgang mit verheerenden Folgen des Klimawandels war 2015 bei dem 21. UN-Klimagipfel (COP21) unter dem Stichpunkt ´klimabedingte Schäden und Verluste´ ein zentrales Thema. Am Ende der Verhandlungen wurde ein expliziter Artikel zur Bewältigung klimabedingter Schäden und Verluste in das Pariser Abkommen aufgenommen. Dieser Artikel war besonders für Länder des Globalen Südens ein großer Erfolg, da diese seit langem aufzeigen, dass klimabedingte Schäden und Verluste nicht durch Abschwächung und andere Maßnahmen verhindert werden können und somit über den Aspekt der Anpassung hinausgehen.
Aus der Krise lernen
Aufgrund der katastrophalen Folgen von klimabedingten Umweltzerstörungen auf ärmste Bevölkerungsgruppen, welche durch die Auswirkungen von COVID-19 verstärkt belastet werden, hat Brot für die Welt in Zusammenarbeit mit Stamp out of Poverty, Actionaid, Practical Action und der Heinrich Böll Stiftung das Forderungspapier „Finance for loss and damage- Lessons from COVID-19 for adressing loss and damage in vulnerable developing countries“ veröffentlicht. Auch wenn die Pandemie und die Klimakatastrophe nur ansatzweise miteinander zu vergleichen sind, so lassen sich dennoch einige Lehren aus dem globalen Umgang mit der akuten COVID-19 Krise ziehen, welche sich auf die globale Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten übertragen lassen.
Wir fordern stärkere Solidarität auch bei klimabedingten Schäden und Verluste
Eine zentrale Erkenntnis aus COVID-19 ist die Bedeutung von internationaler Solidarität auf allen Ebenen zur Unterstützung der am meist verwundbaren Menschen. Zu Beginn der Pandemie schätzt die Welthandels- und Entwicklungskonferenz, das 2,5 Billionen US-Dollar mobilisiert werden müssten, damit gefährdete Staaten des Globalen Südens angemessen mit der Pandemie umgehen könnten (UNCTAD, 2020). Die im Mai 2020 neu gegründete Initiative " Financing for Development in the Era of COVID-19“ hat sehr breite Unterstützung von Staats- und Regierungschefs sowie hochrangigen Interessenvertretern erhalten. Es ist wichtig von Initiativen wie dieser zu lernen, bei den Bemühungen, internationale Anstrengungen zur Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten anzuregen. Diese Art der starken Solidarität und tiefen Entschlossenheit zum Handeln sind in Bezug auf die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten dringend notwendig, um sicherzustellen, dass betroffene Staaten die benötigte Unterstützung erhalten.
Eine weitere Erkenntnis, die wir aus dem Umgang mit COVID-19 ziehen, ist die große Notwendigkeit einen internationalen Solidaritätsfonds zu schaffen. Dies ist entscheidend, damit Staaten, welche erheblich unter der Doppellast der Krisen leiden, weiterhin finanzielle Mittel zur Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verluste einsetzen können. Hierbei fordern wir eine erhebliche Aufstockung der öffentlichen Mittel auf 150 Milliarden US-Dollar bis 2030 für gefährdete Staaten des Globalen Südens. Die Mobilisierung dieser jährlichen Summe kann durch alternative und innovative Finanzinstrumente wie beispielsweise durch Subventionen, Finanztransaktionssteuer oder Fluggastabgaben erreicht werden, deren großen Potenziale für die Bereitstellung von Finanzmitteln bereits lange bekannt sind. Im Zuge dessen ist der Schuldenerlass für besonders gefährdete Staaten des Globalen Südens unverzichtbar, denn nur dieser ermöglicht die Freisetzung von ausreichenden Ressourcen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, den Aufbau von Resilienz gegen die Auswirkungen des Klimawandels und die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten.
Wir fordern eine umfassende Unterstützung für verwundbare Menschen, die bereits jetzt unter den Auswirkungen von klimabedingten Schäden und Verlusten leiden. Der Umgang mit COVID-19 zeigt auf, zu welchem wirklich solidarischen Handeln die Vereinten Nationen in der Lage sind. Ein solches Vorgehen ist auch bei der Bereitstellung von Geldern zur Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten entscheidend und muss jetzt beginnen.
Dieser Blogbeitrag wurde zusammen mit Friederike Hippe, Studentin, erstellt.