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Zur Bewahrung der Schöpfung auf der Buga in Erfurt

Bundesgartenschau in Erfurt: Was bedeutet das Motto der Kirche auf der Buga 21 „Ins Herz gesät“ für Brot für die Welt? Der Auftrag von Brot für die Welt bedeutet: mit den von Hunger und Armut Betroffenen das Brot zu teilen, ihnen neue Hoffnung ins Herz zu säen.

Von Stig Tanzmann am
Aufbereitung der Reisernte

Der Auftrag von Brot für die Welt bedeutet: mit den von Hunger und Armut Betroffenen das Brot zu teilen, ihnen neue Hoffnung ins Herz zu säen. Im Sinne des Menschenrechts auf angemessene Ernährung, dem Leitbild von Brot für die Welt, bedeutet dies allen Menschen, die von Hunger und Armut betroffen sind, zu ermöglichen, sich wieder selbst mit angemessener Nahrung, ganz häufig ist dies nicht Brot wie wir es kennen, zu versorgen. Ganz grundsätzlich ist Brot im Kontext von Brot für die Welt als christliches Symbol für das Teilen von Nahrung und dem Einsatz für das Recht auf Nahrung für allen Menschen auf der Welt zu verstehen. Dieses Menschenrecht ist zurzeit das am meisten verletzte Menschenrecht auf der Welt. Die in der Folge der COVID Krise stark gestiegen Hungerzahlen, circa 120 Millionen Menschen mehr hungern als vor der Krise, mahnen uns dringend zum Handeln. „Brich dem Hungrigen dein Brot“ (Jesaja 58), bleibt daher eine Aufforderung von höchster Aktualität und Dringlichkeit.

Was bedeutet „Brich dem Hungrigen dein Brot“ mit Blick auf das Saatgut?

Nur aus Saatgut kann Brot werden. Und aus 5000 Samenkörnern können 5000 kleine Brote werden, die geteilt werden können. Für die Arbeit von Brot für die Welt bedeutet dies: Saatgut teilen ist wie Brot, wie Lebensmittel, teilen. Daher hat jedes Landwirtschaftsprojekt von Brot für die Welt, wo immer dies möglich ist eine Saatgutkomponente. Dies bedeutet die Parteiorganisationen von Brot für die Welt unterstützen den Aufbau von lokalen Saatgutbanken und von Märkten zum Saatguttausch. Gleichzeitig sollte nur Saatgut, das seine Eigenschaften von Jahr zu Jahr, von Aussaat zu Aussaat verlässlich wieder ausprägt, vermehrt, getauscht und verkauft werden. Nur auf dieser Basis können durch gezielte Kreuzungen auch bäuerliche Neuzüchtungen entstehen. Aus diesem Grund fördert Brot für die Welt ausschließlich die Nutzung von samenfestem Saatgut und unterstützt weltweit bäuerliche Organisationen bei der Pflege und dem Ausbau ihrer Saatgutsysteme. Samenfestes Saatgut teilen, ist wie Brot brechen. Samenfestes Saatgut aussäen, säht Hoffnung in die Herzen. Säen bedeutet vermehren, essen und das Saatgut durch Pflege und Auslese verbessern.

Wir müssen alle wieder Züchter:innen werden, um Artensterben und Klimawandel zu begegnen

Nicht nur der Hunger nimmt unerbittlich wieder zu, auch andere Krisen bedrohen den Planeten, den Menschen und alle anderen Lebewesen. Insbesondere das Artensterben und der Klimawandel stellen große Bedrohungen und Herausforderungen dar. Artensterben und Insektensterben bedeutet, für viele Kultur- und Wildpflanzen wichtige Bestäuber, wie die Hummel, die Wild- und Honigbiene drohen auszusterben oder in ihren Populationen stark einzubrechen. Gleichzeitig sterben auch immer mehr Kulturpflanzen, die unsere Ernährungsvielfallt sichern, aus.

Gerade mit dem Blick auf den Klimawandel und die Welternährungslage ist dies dramatisch. Um uns angemessen zu ernähren, brauchen wir wieder mehr Vielfalt auf dem Teller und um dem Klimawandel widerstehen zu können brauchen wir wieder mehr Vielfalt auf Äckern und in agrarökologischen Anbausystemen. Nur mit Vielfalt werden wir den verschiedenen kommenden und sich zu spitzenden Klimaextremen widerstehen können. Diese Vielfalt erhalten und erzeugen wir aber nur, wenn WIR ALLE wieder züchten, uns mit samenfestem Saatgute befassen und im Anbau aktiv werden. Hier ist jeder gefragt und kann jeder mit dem Teilen von Brot und Samen beginnen.

Klimaextreme in Deutschland

Die Klimaextreme der letzten Jahre haben auch in Deutschland gezeigt, es braucht eine sehr vielfältige Züchtung, sehr viel breit verteiltes Wissen. Nach mehreren Dürrejahren kamen diese Jahr Hagel und Flut. Für einige ökologische Züchter haben diese Extreme bedeutet, dass sie viel wichtiges Zuchtmaterial, viele samenfeste Samen mit besonderen Eigenschaften verloren haben. Ins Herz zu säen bedeutet auch, all die Züchter:innen wertzuschätzen und zu unterstützen die sich der Zucht von Saatgut widmen.

Zum Beispiel extreme Dürre in Brasilien

Wichtig ist es aber insbesondere auch in die Länder zu schauen, die schon jetzt noch stärker vom Klimawandel betroffen sind. So gibt es Regionen im Nordosten Brasiliens, wo der Regen ein so knappes Gut ist, dass dort generell in der Hoffnung auf Regen zwei Mal mit speziellem über bäuerliche Zucht angepasstem samenfasten Saatgut ausgesät werden muss. Dies gelingt nur, weil dort fast alle Saatgut vermehren und züchten. Brot für die Welt unterstützt auch hier viele Bäuer:innen über seine Partnerorganisationen. Ein Züchter allein könnte die Mengen von Saatgut nicht erzeugen und die regelmäßigen Totalausfälle an Ernten und damit auch Saatgut kompensieren.

Zum Beispiel Dürre und Zyklone in Mosambik

In wieder anderen Regionen kommen die Extreme innerhalb einer Anbausaison aufeinander, erst Hitze und Dürre dann Zyklon und Überschwemmungen, wie in Mosambik uns Zimbabwe mit den Zyklonen Kenneth und Idai. Hier kam es in vielen Fällen zum Totalverlust von traditionellem Saatgut. Einiges konnte aus Saatgutbanken von Brot für die Welt Partnern aus anderen nicht so stark betroffenen Landesteilen an die notleidenden Bäuer:innen verteilt werden. Sehr viel „verlorenes“ Saatgut konnte noch einmal aus den Sammlungen der Saatgutbanken des Saatgutvertrages der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zurück in den Anbau geholt werden. In einem beispielhaften und vom Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützen Projekt des FAO Saatgutvertrages wurde auch aufgezeigt welche wichtige Rolle, die im FAO Saatgutvertrag verbrieften Farmer’s Rights in solchen Extremsituationen haben. Diese Rechte garantieren Bäuer:innen Saatgut von den Pflanzen die sie anbauen zu lagen, zu vermehren, zu tauschen und zu verkaufen.

Das Recht auf Saatgut und die Farmers‘ Rights sind stark gefährdet

Doch diese genannten praktischen Rechte an Saatgut, die wir alle brauchen, wenn wir unseren Beitrag als Anbauer:innen, Züchter:innen und Teiler:innen von Saatgut im Einsatz gegen Artensterben und zur Anpassung an den Klimawandel leisten wollen, sind bedroht. Schon seit Jahrzehnten müssen sich in Deutschland tausende bäuerliche Betriebe in der Interessengemeinschaft Nachbau organisieren, um immer wieder aufs Neue und durch alle Instanzen ihr eigentlich von den Vereinten Nationen garantiertes Recht auf Nachbau einzuklagen und die Saatgutkonzerne und ihre Vertreter in die Schranken zu verweisen. Weltweit sieht es kaum besser aus. Überall versuchen die Saatgutkonzerne ihre Interessen in Gesetze zur Saatgutzulassung, Saatgutvermarktung und zum Schutz geistiger Eigentumsrechte an Saatgut zu gießen. Diese Gesetze heben dann die bäuerlichen Rechte an Saatgut auf und Jahrtausende von bäuerlicher Praxis von Aussaat, Ernte, Vermehrung und Vermarktung von samenfestem Saatgut sind auf einmal illegal. Insbesondere in Afrika spitzt sich die Lage in den letzten Jahren dramatisch zu. Brot für die Welt unterstützt seine Partnerorganisation weltweit in der politischen Auseinandersetzung um das Recht auf bäuerliches Saatgut. Ein Recht, das auch hier in Deutschland nur sehr eingeschränkt Bestand hat und dringend gestärkt werden muss.

Dieses Recht bzw. dieses Geschenk sichert uns auch Gott in der Bibel zu in 1. Mos 1, 29: „Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Welt Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.“

Ins Herz gesät für eine gerechte Zukunft und die Bewahrung der Schöpfung

In diesem Sinne sind Aussaat, Ernte, Vermehrung, Tausch und auch der Verkauf von samenfestem Saatgut immer ein Akt von Güte, Solidarität und Widerstand. Wer sein Saatgut teilt, bricht mit dem anderen sein Brot. Wer sein Saatgut teilt, lebt sein Recht auf Saatgut und schützt das Recht der anderen. Und wer samenfestes Saatgut vermehrt, erfreut, wenn es in den Eigenschaften der Pflanze liegt, mit den Blüten das Auge vieler anderer Menschen. Zusätzlich sind Bienen und hunderte andere Bestäuber erfreut. Für diese Bestäuber ist jedes samenfeste Korn wie ein Brot. Daher bedeutet Saatgut vermehren auch mit der Biodiversität, den Insekten, der Schöpfung das Brot zu brechen. Im Gegenzug werden wir als Menschen nicht nur mit reichen Ernten der bestäubten Pflanzen belohnt, sondern von den Honigbienen auch mit köstlichem Honig für unser Brot beschenkt. Dies ist der Kreislauf von bebauen und bewahren und um ihn zu stärken, fördert Brot für die Welt in vielen Projekten nicht nur die praktische und politische Saatgutarbeit, sondern auch die agrarökologische Bienenhaltung.

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.

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