In Indien machen zur Zeit Temeraturen bis zu 50 Grad den Menschen das Leben schwer. So heiß wie dieses Jahr ist es im Frühling normalerweise nicht. Wen trifft die Hitzewelle besonders?
Städtische Wanderarbeiter*innen, Tagelöhner*innen und Landarbeiter*innen, die in der heißen Sonne körperliche Arbeit verrichten – insbesondere diese Menschen trifft die Hitzewelle am meisten. Arme Menschen, die in schlecht belüfteten und behelfsmäßigen Häusern mit Asbestdächern in städtischen Slums leben, leiden ebenfalls besonders darunter, selbst wenn sie während der heißesten Stunden des Tages im Haus bleiben. Auch Menschen, die Fernreisen mit Bussen und Bahnen unternehmen, trifft die Hitze. Hinzu kommt, dass Trinkwasser immer knapper wird, besonders Frauen und Kinder sind von Dehydrierung bedroht. Wir erleben solche Hitzewellen zwar hin und wieder in Indien, aber üblicherweise zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr. Hinzu kommt: Häufigkeit, Schwere und Anzahl der durch die Hitzewelle betroffenen Gebiete sind gestiegen.
Was bedeutet das für die Landwirtschaft?
Im März sind in der Regel die meisten landwirtschaftlichen Arbeiten der vorhergehenden Anbausaison in Indien beendet. Die nächste Agrarsaison beginnt im Juni, wenn der Monsunregen einsetzt. Es gibt jedoch Dauerkulturen und Obstgärten, in denen die Landarbeiter*innen auch während der heißen Sommermonate weiterarbeiten. Einige von ihnen starben jetzt durch die Hitze.
Werden die Rekordtemperaturen zu mehr Hunger in Indien führen?
So eine Hitzewelle wirkt sich insbesondere auf das Leben und den Lebensunterhalt von Familien aus, die von täglicher Lohnarbeit abhängig sind – sei es in ländlichen oder städtischen Gebieten. Gesundheitsprobleme, Krankenhausaufenthalte und Einkommensverluste führen dazu, dass sie weniger nahrhafte Lebensmittel kaufen können. Direkte Auswirkungen von Hitzewellen auf die Lebensmittelproduktionssysteme sind jedoch nicht zu erkennen.
Was tun Sie bei Wassan, um den Menschen angesichts der Hitze und ihren Gefahren zu helfen?
In unsere laufende Arbeit versuchen wir, die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu integrieren. Außerdem haben wir eine innovative Technik zur Wiederauffüllung und Wiederbelebung von Brunnen entwickelt, um auf die Wasserknappheit zu reagieren, mit der wir normalerweise erst im Sommer zu kämpfen haben. Kürzlich haben wir bei einigen städtischen Regenwassersammelprojekten in Nagpur und Hyderabad versucht, kühle Dachanstriche beziehungsweise Dachziegel in staatliche Schulen zu bauen, damit die Innenraumtemperaturen für die Kinder angenehmer sind. Derzeit wird viel wärmeabsorbierender Zement verwendet und es gibt wenig umweltfreundliche Ansätze im Bauwesen bei uns. Kühlende Baumaterialien und Technologien in Verbindung mit dem aktuellen Wissen über Luftzirkulation wirken sich jedoch stark darauf aus, wie die Hitze in Innenräumen erträglicher wird. Dies wollen wir in unserer künftigen Arbeit noch mehr fördern.