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Starke Frauen – Starker Tourismus

Im Tourismus arbeiten mehrheitlich Frauen – viele von ihnen unter prekären Bedingungen. Auf den Chefetagen zeigt sich ein anders Bild, denn drei von vier Geschäftsführern von Tourismusunternehmen sind Männer. Doch viele Frauen, die im Tourismus arbeiten, wollen nicht länger unsichtbar bleiben. Wir stellen einige Unternehmensgründerinnen im Tourismus vor.

Von Antje Monshausen am
Mural Diversity

Die große Mehrheit der Beschäftigten im Tourismus sind Frauen. Rechnet man auch den informellen Sektor hinzu, sind es in Ländern des Globalen Südens sogar 75 Prozent. Kein Wunder: Die Reisebranche bietet flexible Arbeitszeiten, einen leichten Zugang zu Jobs und vermeintlich schnelles Geld. Doch oft ist der Arbeitsort weit entfernt vom Wohnort ihrer Familien. Die Mehrheit der Frauen muss sich mit schlechter Bezahlung, schwachen Arbeitsrechten und miserablen Arbeitsbedingungen wie Schichtarbeit abfinden.

Ein Teufelskreis, denn aufgrund dieser prekären Arbeitsbedingungen haben Frauen weniger Zugang zu staatlichen Sozialleistungen und Gesundheitsversorgung und können sich schlechter gewerkschaftlich organisieren. Ein eigenes Unternehmen kann für Frauen mehr Selbstbestimmung und Empowerment bedeuten. Doch eine Unternehmensgründung ist kein Selbstläufer. Gerade Frauen haben schweren Zugang zu Krediten. In der Corona-Pandemie zeigte sich, dass sie in Konjunkturprogrammen häufig übersehen wurden. 

  • Karla Gómez ist Gründerin eines dörflichen Tourismusverbandes in Nicaragua: „Die kleine Gemeinde, in der ich lebe, war jahrelang komplett von der Landwirtschaft abhängig. Ich selbst habe als Hausangestellte an unterschiedlichen Orten gearbeitet. Das Geld hat nie gereicht. Daher habe ich 2005 gemeinsam mit 14 anderen Familien den Verband ‚Puesta del Sol‘ gegründet. Wir bieten Tourist:innen Gästezimmer in unserem Zuhause an, betreiben ein Gemeindezentrum und ein Café, in dem Kinder aus unserer Gemeinde regelmäßig Folklore tanzen. Wir bieten Massagen an und haben einen Fahrrad- und Kayakverleih. Außerdem können Reisende bei uns geführte Touren über unsere wunderschöne Insel Ometepe buchen. Ich selbst stelle Wein, Marmelade, Tee und Säfte aus Hibiskusblüten her und verkaufe diese an Tourist:innen. Seitdem kann ich endlich an meinem Wohnort arbeiten und mit meiner Familie zusammenleben. Und unsere finanzielle Situation hat sich verbessert, so dass unsere Kinder studieren konnten. Leider war das Glück nicht von Dauer. Seit vier Jahren haben wir keine Tourist:innen mehr. Erst durch die Wirtschaftskrise, jetzt durch die Pandemie. Ich hoffe, die Situation erholt sich bald."
  • Thaís Rosa ist Gründerin einer Reiseagentur in Brasilien: „Ich habe 2013 die Tourismusagentur ‚Conectando Territórios‘ gegründet. Wir bieten Workshops, Reisen und Veranstaltungen über die Kultur afrobrasilianischer Gemeinschaften an. Wir besuchenden Erinnerungsorte wie Little Africa in Rio de Janeiro und traditionelle Gemeinschaften wie die Quilombolas (Nachfahren afrikanischer Sklaven und Sklavinnen). Vorher habe ich in der Wissenschaft und Lehre an Tourismusschulen und Universitäten gearbeitet. Aber ich wollte den Menschen die afrobrasilianische Geschichte näherbringen und fand dafür den Tourismus geeignet. Zur Gründung erhielt ich eine Förderung von Start-Up Rio, einem staatlichen Förderprogramm für Gründer:innen. Dadurch habe ich viel über Betriebswirtschaft gelernt. Trotzdem war der Schritt in die Selbstständigkeit hart. Als Afro-Unternehmerin hat man in Brasilien immer noch stark mit strukturellem Rassismus zu kämpfen. Im Vergleich zu meinem regulären Job habe ich es heute daher vor allem finanziell schwerer, insbesondere seit der Pandemie. Aber Unternehmertum ist für Frauen immer eine Herausforderung, ich mache weiter, weil ich an die Kraft der Veränderung glaube."

 

Die beiden Beispiele stammen aus dem neuen Brot für die Welt-Journal „Tourismus - Wunsch trifft Wirklichkeit“

 

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