Soweit wir wissen, fiel Gasmy einem Entführungsversuch zum Opfer. Die Tat spielte sich im wohlhabenden Vorort der Hauptstadt Port-au-Prince, Pétion Ville, ab. Nach Angaben von Anwohner*innen hatten kriminelle Banden einen Hinterhalt für eine Massenentführung gelegt. Mehrere Personen wurden entführt, Gasmy Zamor versuchte zu fliehen und wurde hierbei erschossen. Im Ballungszentrum der haitianischen Hauptstadt sind Entführungen immer mehr zum Geschäftsmodell krimineller Banden geworden, die dort auch mehrere Stadtviertel unter ihrer Kontrolle haben. Potentiell kann derzeit jede und jeder Opfer einer Entführung werden.
Gasmy Zamor wurde 40 Jahre alt. Wir kannten ihn als sehr ruhigen und freundlichen Mensch mit einer offenen und direkten Art. Wir haben gern mit ihm zusammen gearbeitet. Ich selbst habe lebhafte Erinnerungen an gemeinsame Reisen nach und in Mare Rouge im Nordosten Haitis. Im Karibikteam von Brot für die Welt, wie auch in der gesamten Abteilung Lateinamerika, sind wir noch immer sehr schockiert und fassungslos über diese Nachricht. Und sehr traurig.
Wir sind in Gedanken bei seinen Lieben, die er hinterlässt und auch bei unserer Partnerorganisation und wünschen inständig, - und gegen jede Vernunft angesichts der Situation in Haiti - dieses Verbrechen möge aufgeklärt werden. Wir stehen im engen Kontakt und Austausch mit CCH, um die Organisation sowie die Hinterbliebenen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen.
Mit CCH verbindet uns eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit: Bereits 1999 schlossen wir einen ersten Kooperationsvertrag zur Verbesserung der Berufsausbildung im Nordosten Haitis. Seit 2010 fördert Brot für die Welt Projekte der Organisation im Gesundheitsbereich mit Schwerpunkt Frauengesundheit. Die Organisation betreibt unter anderem ein Gesundheitszentrum im Landkreis Môle-Saint-Nicolas im Nordosten Haitis, einer der ärmsten und entlegensten Regionen des Landes. Hier gibt es kaum eine Gesundheitsversorgung.
Im Rahmen unserer Zusammenarbeit bildet CCH Hebammen und Gesundheitshelfer*innen für die Gemeinden aus. CCH betreibt Präventionsarbeit durch Aufklärungs- und Sensibilisierungsveranstaltungen sowie Radiospots zu Themen wie Hygiene, sexuelle Aufklärung und Familienplanung. Darüber hinaus hat sich CCH vor Ort der desolaten Trinkwassersituation angenommen. Gemeinsam mit Vertreter*innen der lokalen Zivilgesellschaft und Entscheidungsträger*innen aus Staat, Wirtschaft und Gesellschaft unterstützt die Organisation den Aufbau eines lokalen Wasserkomitees, das für Gewährleistung und Instandhaltung der Trinkwasserversorgung verantwortlich ist. Hiermit setzt CCH auch an den Ursachen für viele Krankheiten in der Region an.
Die Arbeit des Gesundheitszentrums von CCH wurde im vergangenen Jahr für den Weltspiegel portraitiert. Der 6-minütige Clip ist unter folgendem Link zu sehen:
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/Haiti-100.html