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Politik der Grausamkeit

Die Fortschritte hin zu pluralistischen und diversitätssensiblen Gesellschaften und multilateraler Zusammenarbeit sind derzeit gefährdet. Es gibt eine Rückkehr zu überholten Denkmustern, Migrant*innen, People of Color und Länder des Globalen Südens dienen erneut als Sündenböcke. Rassismus als konstitutives Element des Kolonialismus tritt wieder offen und ungehemmt zutage.

Von Lars Bedurke am
Wandbild DEI

Wandbild in der "Casa DEI", einem Partner von Brot für die Welt in Costa Rica, der bedrohte Menschenrechtsverteidiger*innen im Exil aufnimmt.

Die Aufnahmen von Migrant*innen, die an Händen und Füßen wie Schwerverbrecher in Militärmaschinen nach Kolumbien, Brasilien und andere Länder Lateinamerikas deportiert wurden, haben auf dem Kontinent für große Betroffenheit gesorgt. Gleichzeitig gibt es Pläne der US-Regierung, die Verwaltung des Panamakanals den USA zu übertragen, Grönland notfalls gewaltsam an die USA anzugliedern und Mexiko militärisch zu besetzen, da vermeintlich von dort aus ungehindert Drogen über die Grenze geschmuggelt werden. Auch andere Länder werden bedroht, mit Zöllen bestraft und Konflikte provoziert, aber die Androhung physischer Gewalt bleibt den „subalternen Regionen“ vorbehalten. Das bedeutet, dass die Rhetorik gegenüber Ländern mit mehrheitlich indigener oder nichtweißer Bevölkerung noch extremer und gewalttätiger ist und sich nicht nur auf handelspolitische Drohungen beschränkt, sondern eindeutig auch militärische Interventionen ins Auge fasst, sollten die Ziele der USA nicht erreicht werden.

Die Handlungen und Äußerungen des US-Präsidenten Trump gegen die Länder Lateinamerikas, gegen People of Color (PoC) in den USA, insbesondere auch gegen die indigene Bevölkerung und natürlich gegen die Millionen von LatinXs in den USA, die von den Razzien betroffen sind, sind unerträglich. Schon während des Wahlkampfes, als er noch belächelt wurde, ließ er seinem Hass freien Lauf, als er die unverschämte und haarsträubende Behauptung aufstellte, Migrant*innen würden Hunde und Katzen essen. Judith Butler, die jüdische US-amerikanische Philosophin, bezeichnet diese Politik als eine „Politik der Grausamkeit“.

Imperiale Logik und Rhetorik

Die Regierung unter Donald Trump ist in einem neokolonialen Diskurs verstrickt, der darauf abzielt, andere zu beherrschen und zu unterwerfen. Die aktuellen Verhandlungen mit Russland über einen „Frieden“ in der Ukraine sowie die gleichzeitige Forderung an die Ukraine, den USA den Zugang zu natürlichen Ressourcen zu gewährleisten, erinnern frappierend an Zeiten kolonialer Landnahme und Aufteilung unter imperialen Mächten. Der neo-koloniale Aktionismus zeigt sich nicht nur in der Forderung nach freier Ausbeutung von Ressourcen wie den seltenen Erden in Grönland oder der Infrastruktur des Kanals in Panama, sondern auch in einer Rhetorik und in Handlungen, die Menschen lateinamerikanischer, afrikanischer, asiatischer oder indigener Herkunft Menschlichkeit abspricht und somit den Unterwerfungsdiskurs verstärken.

Ein aktuelles Beispiel hierfür sind die in aller Eile errichteten Abschiebezentren im Darién, einem schwer zugänglichen Urwaldgebiet in Panama, in denen Migrant*innen aus Asien interniert werden, die von den USA nach Panama abgeschoben wurden. Der Darién symbolisiert einen Ort der Angst. Eine herausfordernde Natur, unwegsames Terrain und kriminelle Banden, die insbesondere für sexualisierte Gewalt an Frauen verantwortlich sind, machen die ohnehin beschwerliche Migrationsroute zu einer existenziellen Bedrohung für die Migrant*innen. Die Rückführung von Migrant*innen an diesen Ort ist perfide und boshaft und besitzt eine enorme symbolische Bedeutung. Ähnliche Bestrebungen sind auch in Europa zu beobachten, beispielsweise bei der Einrichtung von Abschiebezentren in Nordafrika, Ruanda oder Albanien.

Die Logik des Rassismus durchbrechen

In vielen Ländern – nicht nur in den USA – sind PoC tagtäglich mit Benachteiligungen in ihrer gesellschaftlichen Stellung konfrontiert. Sie stehen ständig vor der Herausforderung, die Gleichwertigkeit ihrer Werte, ihres Wissens, ihrer Kultur oder einfach ihrer Person zu beweisen. Diese Gleichwertigkeit wird nie an den Werten, Praktiken, Kenntnissen oder Visionen von Nicht-Weißen gemessen, sondern muss immer dem Kompass einer vorgeblich homogenen weißen eurozentrischen Position entsprechen. PoC werden zudem nicht nur von rechtsextremen Kreisen für eine Vielzahl aktueller Probleme verantwortlich gemacht. Die konzeptionelle Grundlage des Kolonialismus, der Rassismus, besteht fort, und ohne die Überwindung rassistischer Denk- und Handlungsmuster wird eine dekoloniale Welt nicht möglich sein.

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