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Tourismus inklusiv denken – Teilhabe verwirklichen

Millionen Menschen mit Behinderungen sind weltweit vom Reisen ausgeschlossen – weil Verkehrsmittel, Unterkünfte und Informationen vielfach unzugänglich sind und ihre Bedürfnisse oft übersehen werden. Rund 80 Prozent von ihnen leben im Globalen Süden, wo es häufig an barrierefreien und inklusiven Angeboten fehlt. Tourismus kann hier zur Chance werden – für echte gesellschaftliche Teilhabe.

Von Alien Spiller am
Inklusiver Tourismus

Inklusiv unterwegs: Tourismus eröffnet neue Perspektiven, wenn Barrieren fallen und Begegnungen auf Augenhöhe möglich werden.

Weltweit leben über eine Milliarde Menschen mit Behinderungen – rund 15 Prozent der Weltbevölkerung. Die Bandbreite reicht von Mobilitäts- sowie Seh- und Hörbeeinträchtigungen über psychische Erkrankungen bis hin zu chronischen oder altersbedingten Einschränkungen. Diese Vielfalt stellt hohe Anforderungen an eine barrierefreie und inklusive Gestaltung touristischer Angebote. Doch sie nützt allen: Stufenlose Wege, visuelle Leitsysteme, verständliche Informationen oder taktile Orientierungshilfen kommen nicht nur Menschen mit Behinderungen zugute – auch ältere Menschen, Familien mit Kinderwagen oder vorübergehend eingeschränkte Reisende profitieren davon.

Barrierefreiheit ist eine Voraussetzung für Inklusion – und damit für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe. Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) verpflichtet die Vertragsstaaten in Artikel 30, einen gleichberechtigten Zugang zu Freizeit, Erholung und Tourismus zu gewährleisten. Daraus ergibt sich eine rechtliche und politische Verantwortung, Barrieren konsequent abzubauen – für staatliche wie private Akteur:innen. Auch ökonomisch lohnt sich ein inklusiver Ansatz: Menschen mit Behinderungen reisen häufig mit Begleitpersonen und außerhalb der Hauptsaison. Laut UNWTO geben sie allein in den USA jährlich rund 13,6 Milliarden US-Dollar für Reisen aus. Weltweit dürfte das Marktpotenzial deutlich höher sein.

Inklusion als politische Verpflichtung und wirtschaftliche Chance

In vielen Ländern des Globalen Südens wird Menschen mit Behinderungen der Zugang zum Arbeitsmarkt erschwert. Fehlende Qualifizierungsangebote, Vorurteile und strukturelle Barrieren verhindern gleichberechtigte Chancen. Dabei könnte der Tourismussektor als arbeitsintensive Branche dazu beitragen, gesellschaftliche Ausgrenzung abzubauen und inklusive Beschäftigung zu fördern. Inklusiver Tourismus eröffnet Möglichkeiten für wirtschaftliche Selbständigkeit, soziale Mobilität und Sichtbarkeit – etwa, wenn Menschen mit Behinderungen eigene Gästehäuser betreiben, als zertifizierte Tourguides arbeiten oder in handwerklichen Kooperativen touristische Produkte mitgestalten.

Inklusion im Tourismus stellt in zahlreichen Zielgebieten jedoch eine große Herausforderung dar – insbesondere in gemeindebasierten Projekten. Häufig fehlt es an fundierter Planung und an der aktiven Beteiligung von Menschen mit Behinderungen. Was gut gemeint ist, bleibt oft auf halbem Weg stehen. Erfolgreiche Initiativen zeigen: Entscheidend sind partizipative Prozesse, kontinuierliche Qualifizierung lokaler Akteur:innen und eine konsequente Ausrichtung an den tatsächlichen Nutzungserfahrungen. Inklusion muss als Querschnittsaufgabe verstanden werden – von der Angebotsentwicklung über die Infrastruktur bis zur Kommunikation.

Inklusiver Tourismus bringt nachhaltige Entwicklung voran

Ansätze wie die des indischen Sozialunternehmens Planet Abled verdeutlichen, worauf es dabei ankommt: Inklusive Reiseangebote richten sich an Menschen mit und ohne Behinderungen, fördern Perspektivwechsel und machen Vielfalt zur Ressource für Innovation. Für dieses Engagement wurde Gründerin Neha Arora im Jahr 2025 mit dem TO DO Award Human Rights in Tourism ausgezeichnet – einem Preis, der vom Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e. V. vergeben und von Brot für die Welt mitgefördert wird.

Inklusiver Tourismus steht zudem in direktem Zusammenhang mit der Erreichung von sieben der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), darunter hochwertige Bildung (SDG 4), menschenwürdige Arbeit (SDG 8), reduzierte Ungleichheiten (SDG 10) und nachhaltiger Konsum (SDG 12). Für messbare Fortschritte brauchen Unternehmen und Gemeinden verlässliche Indikatoren und geeignete Monitoring-Instrumente, mit denen der Zugang zu touristischen Angeboten systematisch erfasst und gezielte Verbesserungen angestoßen werden können.

Teilhabe braucht klare Intention

Nicht zuletzt muss Barrierefreiheit zum integralen Bestandteil touristischer Planung, Förderung und Kommunikation werden – weltweit. Sie schafft nicht nur gerechtere Gesellschaften, sondern auch resilientere Tourismusmärkte. Ein menschenrechtsbasierter, inklusiver Ansatz ist daher keine Zusatzoption, sondern Grundvoraussetzung für einen verantwortungsvoll gestalteten Tourismus.

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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