Herr Ddamulira, am 20. Januar verfügte US-Präsident Donald Trump das Einfrieren aller Mittel für Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Wie wurden Sie darüber informiert?
Wir erhielten an diesem Tag ein Schreiben, in dem wir aufgefordert wurden, alle von der Behörde finanzierten Projektaktivitäten gemäß der Anordnung von Präsident Trump für 90 Tage zu stoppen. In dieser Zeit werde überprüft, inwieweit die Projekte im Einklang mit den Interessen der US-Regierung ständen.
Welche Bedeutung hat die Unterstützung von USAID für Ihre Organisation?
USAID war bislang unser wichtigster Partner. Wir haben von dort knapp vier Millionen US-Dollar im Jahr erhalten, das entsprach ca. 60 Prozent unseres jährlichen Budgets. Damit konnten wir unter anderem zwei große HIV/Aids-Projekte für Waisen und andere gefährdete Kinder und Jugendliche finanzieren. Sie kamen insgesamt knapp 80.000 Minderjährigen und ihren Betreuungspersonen zugute.
Im Februar entschied ein US-Richter, dass die Regierung alle Mittel für bereits geleistete Hilfsmaßnahmen freigeben müsse. Hat Ihre Organisation davon profitiert?
Zunächst ja. Wir wurden aufgefordert, lebensrettende Maßnahmen wie die intensive Beratung zur Medikamenteneinnahme sowie die Verteilung von Medikamenten für die nächsten 30 Tage wieder aufzunehmen. Aber schon zwei Wochen später kam das nächste Schreiben von USAID. Darin wurde die Finanzierungsvereinbarung widerrufen und wir wurden angehalten, alle Verträge mit Mitarbeitenden und Dienstleistern zu kündigen.
Das heißt, Sie mussten alle von USAID finanzierten Projektaktivitäten einstellen?
Ja. Uns wurde unmissverständlich mitgeteilt, dass keine Ausgaben mehr übernommen würden. Wir mussten unsere 175 Mitarbeitenden in diesen Projekten bitten, die Arbeit einzustellen und ihre dienstlichen Geräte wie Laptops zurückzugeben.
Worum geht es in den bislang von USAID finanzierten Projekten genau?
Es geht in erster Linie darum, HIV-Neuinfektionen unter Kindern und Jugendlichen zu verhindern und bereits Infizierte durch den Zugang zu Medikamenten vor dem Ausbruch der Krankheit zu schützen. Wir identifizieren betroffene Kinder, stellen sicher, dass sie in staatlichen Gesundheitseinrichtungen behandelt werden und schulen sie, die Medikamente konsequent einzunehmen. Darüber hinaus unterstützen wir ihre Familien dabei, ein höheres Einkommen zu erzielen, damit sie in der Lage sind, den Kindern eine ausgewogene Ernährung zu ermöglichen. Denn die ist wichtig, damit die Medikamente keine negativen Auswirkungen auf ihre Gesundheit haben. Schließlich bieten wir auch Schulungen für Waisenkinder an, die nicht zur Schule gehen, zum Beispiel eine Ausbildung in den Bereichen Fahrzeug- und Motorradmechanik sowie Friseurhandwerk und Schreinerei, damit sie ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen und auf eigenen Beinen stehen können.
Was bedeutet eine Einstellung des Programms für die betroffenen Kinder?
Es bedeutet, dass sich mehr Kinder mit dem Virus anstecken und bereits infizierte häufiger erkranken werden. Vor wenigen Tagen haben wir die erste schlechte Nachricht erhalten: Ein HIV-infizierter Junge starb, weil er seine HIV-Medikamente nicht mehr genommen hatte.
Haben Sie noch die Hoffnung, dass USAID die Zahlungen doch wieder aufnehmen könnte?
Ein wenig Hoffnung haben wir noch, ja. Vor wenigen Tagen haben wir einen Fragebogen erhalten, in dem wir begründen sollten, warum wir weiterhin von USAID unterstützt werden sollten. Wir haben ihn ausgefüllt und abgeschickt. Jetzt warten wir auf Antwort. Einige unserer Partnerorganisationen wurden bereits darüber informiert, dass sie ihre Arbeit wieder aufnehmen sollen. Aber den meisten geht es wie uns: Sie warten auf weitere Informationen.
Die britische Regierung hat angekündigt, ihre Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit zu halbieren, auch in Deutschland steht der Etat für Entwicklungszusammenarbeit unter Druck. Was denken Sie darüber?
Das sind keine guten Nachrichten. Wir können nur hoffen, dass nicht noch mehr Regierungen dem Beispiel der USA folgen. Unserer eigenen Regierung fehlen einfach die Mittel, die notwendigen Gesundheitsleistungen bereitzustellen.