Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland ist der Meinung, dass die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit gesenkt werden sollten ‒ das ergab eine Studie des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) im vergangenen Jahr. Zwei Jahre zuvor waren es noch weniger als 20 Prozent. Woran das liegt? Zum einen an der schlechteren wirtschaftlichen Lage in unserem Land. Angesichts knapper Kassen sind viele Menschen der Meinung, dass sich die Politik zuerst um die Probleme im Inland kümmern sollte. Zum anderen haben viele aber auch den Eindruck, dass die in den vergangenen Jahrzehnten geleistete Unterstützung nichts bewirkt hat ‒ oder dass sie sogar für unnütze Dinge ausgegeben wurde. Falschmeldungen in den Sozialen Medien (Beispiel: 315 Millionen Euro für Radwege in Peru) tragen zu dieser Wahrnehmung bei. Dabei gibt es gute Gründe dafür, die Länder des Globalen Südens auch weiterhin zu stärken:
1. Entwicklungszusammenarbeit wirkt
Auch Brot für die Welt weist immer wieder auf Hunger, Armut und Ungerechtigkeit in den Ländern des Globalen Südens hin. Das bedeutet aber nicht, dass dort in den vergangenen Jahrzehnten keine Fortschritte erzielt wurden. So ist die Zahl der Hungernden seit 1990 um rund 200 Millionen Menschen zurückgegangen ‒ und das, obwohl die Weltbevölkerung seitdem um 2,7 Milliarden Menschen gewachsen ist. Der Anteil der Menschen, die weltweit in extremer Armut leben, sank in diesem Zeitraum von 35,9 auf 8,8 Prozent. Und die Zahl der Kinder, die vor ihrem fünften Geburtstag sterben, hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten halbiert ‒ dank der besseren Gesundheitsversorgung.
2. Deutschland hat eine globale Verantwortung
Das deutsche Wirtschaftswunder der 1950er Jahre wäre ohne die große internationale Unterstützung nach dem Zweiten Weltkrieg nicht möglich gewesen. Auch deshalb richtete die Bundesrepublik im Jahr 1961 als erstes Land in Europa ein Entwicklungsministerium ein. Heute ist Deutschland eine der größten Volkswirtschaften der Welt und hat eine besondere globale Verantwortung. Wenn sich die USA weitgehend aus der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zurückziehen, so darf Deutschland diesem Beispiel nicht folgen: auch um einen Dominoeffekt unter den Industrienationen zu verhindern.
3. Entwicklungszusammenarbeit nutzt auch uns selbst
Entwicklungszusammenarbeit verursacht nicht nur Kosten, sie hat auch einen Nutzen für uns. So ist Deutschland als Exportnation auf globalen Handel, Innovationen und funktionierende Lieferketten angewiesen. Wenn sich die wirtschaftliche Situation in den Ländern des Globalen Südens verbessert, so kommt das letzten Endes auch der deutschen Wirtschaft zugute. Zudem kann der Klimawandel nur in einer globalen Kraftanstrengung aufgehalten werden. Jede Tonne weniger CO2 hilft dabei ‒ egal, ob sie in Peru oder in Deutschland eingespart wurde. Schließlich trägt Entwicklungszusammenarbeit auch dazu bei, Krisen und bewaffneten Konflikten vorzubeugen. Das rettet Leben, schützt Entwicklungserfolge und ist deutlich kostengünstiger, als später Nothilfe leisten zu müssen.
Warum jeder Euro für Brot für die Welt gut angelegt ist
Als kirchliches Entwicklungswerk verfügt Brot für die Welt über ein großes Netz von lokalen Partnerorganisationen, die gesellschaftlich etabliert sind und das Vertrauen der Menschen vor Ort genießen. Dadurch erreichen sie besonders verletzliche und auf Unterstützung angewiesene Bevölkerungsgruppen auch jenseits von Ballungszentren und der medialen Öffentlichkeit. Gemeinsam mit ihnen entwickeln sie Lösungsstrategien.
Brot für die Welt fördert diese Projektarbeit finanziell. Aktuell leisten wir so in fast 90 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa Hilfe zur Selbsthilfe. Davon profitieren Millionen von Menschen. Um von unseren Erfahrungen zu lernen, führen wir regelmäßig Evaluationen durch. Jedes Jahr lassen wir mehr als 100 unserer Projekte von externen Gutachterinnen und Gutachtern auf den Prüfstand stellen. So verbessern wir kontinuierlich die Wirksamkeit unserer Arbeit.