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Afrika droht digitaler Kolonialismus aus China

Die Ergebnisse des China-Afrika-Gipfels können sich sehen lassen. Umfangreiche Investitionen sollen den digitalen Wandel in Afrika vorantreiben. Was nach einem umfassenden Entwicklungsprogramm für die afrikanische Digitalwirtschaft aussieht, entpuppt sich jedoch als eine neue Form (neo-)kolonialer Politik. So die Einschätzung von Africa Kiiza von unserer Partnerorganisation SEATINI aus Uganda.

Von Gastbeiträge Politik am
China digitaler Kolonialismus

Zunehmend entwickelt sich China zur neokolonialen Digitalmacht.

An dem neunten China-Afrika-Gipfel, Anfang September 2024 in Peking, nahmen 51 Staats- und Regierungschefs aus 53 Nationen sowie der Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU) teil. Die seit 24 Jahren in regelmäßigen Abständen stattfindenden Gipfeltreffen dienen der Vertiefung der Beziehungen in den Bereichen Handel, Investitionen, Gesundheit und Politik.

Neben einem Finanzpaket versprach China umfassende Maßnahmen zur Erleichterung des E-Commerce auf dem afrikanischen Kontinent. Beide Seiten verpflichteten sich zum Aufbau eines chinesisch-afrikanischen Kooperationszentrums für digitale Technologie und zur Unterstützung chinesischer Unternehmen bei digitalen Infrastruktur- und Vorzeigeprojekten für den digitalen Wandel in Afrika. Zudem vereinbarten die Parteien Regeln für grenzüberschreitende Datenflüsse und den Schutz der Privatsphäre zu entwickeln.

Digitaler Kolonialismus

Was auf den ersten Blick nach einem umfassenden Entwicklungsprogramm für die afrikanische Digitalwirtschaft aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ein digitaler Kolonialismus. Wie auch der digitale Kolonialismus US-amerikanischer Tech-Konzerne, so lebt auch Chinas digitaler Kolonialismus von der Aneignung – genauer gesagt: Ausbeutung – personenbezogener Daten.

Das Geschäftsmodell der Tech-Konzerne aus den USA und China besteht in der Kontrolle unserer Daten und deren Umwandlung in Profite. Nachdem sich die Tech-Konzerne aus West und Ost zunächst auf die Daten der Bürger*innen im Globalen Norden konzentrierten, nehmen sie inzwischen verstärkt die Daten der Menschen ins Visier, die im Globalen Süden leben. Auf dem afrikanischen Kontinent konzentriert sich Chinas digitaler Kolonialismus auf drei Bereiche: den Ausbau von Infrastruktur, die Ankurbelung des E-Commerce sowie die Intensivierung der diplomatischen Beziehungen mit afrikanischen Regierungen.

China will seine Dominanz ausbauen

Der Ausbau der chinesischen Infrastruktur ist einer der wichtigsten Säulen der Datenausbeutung. China dominiert bereits die afrikanische Telekommunikationsinfrastruktur. Gemeinsam mit seinen Tochtergesellschaften besitzt beispielsweise Chinas umstrittener Tech-Gigant Huawei bis zu 70 Prozent der 4G-Netze. In den kommenden Jahren soll sowohl in Glasfaserkabel und Mobilfunkmasten als auch in digitale Endgeräte (wie Smartphones und Smart-TVs) sowie Überwachungskameras massiv investiert werden. Bis zu fünf Milliarden US-Dollar sollen allein die Investitionen in Rechenzentren betragen.

Afrikas E-Commerce-Sektor, also der Kauf und Verkauf von Dienstleistungen und Waren übers Internet, steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber sowohl Mobiltelefone als auch elektronische Spielzeuge und Haushaltsgeräte aus China erfreuen sich großer Beliebtheit. An der Elfenbeinküste und in Ghana entfallen 45 Prozent beziehungsweise 50 Prozent des Gesamtumsatzes am E-Commerce auf chinesische Produkte. Auf einer der führenden afrikanischen E-Commerce-Plattformen, Jumia, bieten etwa 1.500 chinesische Unternehmen ihre Produkte an.

Je einfacher der Kauf chinesischer Waren über digitale Handelsplattformen wird, desto schwerer wird es für Start-ups und kleine Unternehmen, im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Diese Entwicklung könnte sogar Afrikas Handelsbilanzdefizit gegenüber China weiter verschlechtern, das im Jahr 2023 63 Milliarden US-Dollar betrug. Die Verschuldung gegenüber China könnte ebenfalls ansteigen. 2022 entfielen 13 Prozent der Gesamtverschuldung des Kontinents auf chinesische Geldgeber.

Schließlich ebnet die wachsende chinesische Diplomatie dem digitalen Kolonialismus den Weg. Mit 26 afrikanischen Ländern wurden Abkommen zur Stärkung digitaler Partnerschaften in den Bereichen Talentausbildung, Innovation und Infrastruktur unterzeichnet. Kenia, Uganda, Nigeria, Marokko und die Afrikanische Union (AU) haben sich außerdem bereit erklärt, dass Huawei in ihren Ländern die digitale Verwaltung vorantreibt. Pekings politische Partnerschaften gehen Hand in Hand mit dem Expansionskurs der Tech-Konzerne aus China.

Chinesisches Cloud-Imperium

Der Gipfel und seine Ergebnisse verdeutlichen die zunehmende Abhängigkeit Afrikas von China. Angeführt von einem elitären und exklusiven Club gigantischer chinesischer Tech-Konzerne (wie Huawei, ZTE und Tencent) entsteht auf dem afrikanischen Kontinent ein chinesisches Cloud-Imperium.

Ziel dieses Imperiums ist die Vorherrschaft in den Datenwertschöpfungsketten. Je dominanter das Cloud-Imperium wird, umso schwieriger haben es afrikanische Tech-Unternehmen, sich ein eigenes digitales Ökosystem aufzubauen. Wenn die afrikanischen Regierungen nicht bald erkennen, dass China eine aufstrebende (neo-)koloniale Digitalmacht ist, werden ihre Gesellschaften auch zukünftig nur am unteren Ende der digitalen Wertschöpfungskette rangieren. Statt eigene digitale Produkte zu produzieren, bleibt den Afrikaner*innen – wie bereits beim traditionellen Kolonialismus – nur die Rolle als Konsument:in.

Ende Januar 2025 erscheint das Buch „Digitaler Kolonialismus – Wie Tech-Konzerne und Großmächte sich die Welt aufteilen“ von Ingo Dachwitz und Sven Hilbig.

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