Das anglikanische Gotteshaus teilt das Schicksal zahlreicher Kirchen und Moscheen, die wie hunderte anderer Gebäude seit dem Beginn eines brutalen Krieges nicht nur in der Hauptstadt Khartum oder ihrer Zwillingsstadt Omdurman, auf der anderen Seite des Nils, ausgeplündert, zerbombt oder niedergebrannt wurden. Gebäude können wieder aufgebaut werden, sobald Frieden einkehrt, aber ein solcher scheint in weiter Ferne zu liegen: Die Kriegsparteien Sudanesische Armee (SAF) unter General Abdel Fatah Al Burhan und der Rapid Support Forces (RSF) unter Mohamed Hamdan Dagalo (genannt Hemidti) sowie die mit ihnen verbündeten Milizen kämpfen mit bis dato ungekannter Brutalität und ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung seit April 2023 um die Macht im Land. Rund 11 Millionen Menschen sind bisher durch die Kämpfe innerhalb des Landes vertrieben worden und 2,3 Millionen Menschen flüchteten aus Angst um ihr Leben in die Nachbarländer Äthiopien, Tschad, Südsudan und Ägypten.
Unicef hat bereits im August gewarnt, dass fast vier Millionen Kinder im Sudan mangelernährt sind, 730.000 von ihnen so schwer, dass ihr Leben in Gefahr ist. Expert*innen der Vereinten Nationen untersuchen einen möglichen Völkermord in Darfur, im Westen des Landes. Die Menschen, die im Sudan geblieben sind, warten an vielen Orten verzweifelt auf Nahrungsmittel und medizinische Versorgung. Am Leben gehalten werden viele mühsam durch die große Solidarität im Land selbst, insbesondere durch sogenannte selbst organisierte „Emergency Response Rooms“.
Bisher ist es der internationalen Gemeinschaft nicht gelungen, genügend Druck aufzubauen, um zumindest die Gewährung humanitärer Hilfe für den Sudan zu ermöglichen. Zudem spricht außer einigen Hilfsorganisationen kaum jemand öffentlich über die derzeit größte humanitäre Krise weltweit.
Mit dem gemeinsamen Aufruf von Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD) und Brot für die Welt bzw. Diakonie Katastrophenhilfe zur Fürbitte möchte Bischöfin Fehrs das Augenmerk auf dieses immense Leid und die große Not im Sudan lenken:
Es schreit zum Himmel, Gott.
All das Leid.
Die Opfer brutaler Gewalt, im Sudan.
Frauen, Kinder.
Und in der Folge: Vertreibung, Flucht, Hunger, Krankheiten.
Es schreit zum Himmel, Gott.
All das Unrecht,
das kaum noch hörbar ist.
Weil denen die Kraft fehlt, die davon erzählen könnten.
Die sehen müssen, wie sie überleben können.
Weitergehen, das Lebensnotwendige suchen, einen sicheren Ort finden.
Es schreit zum Himmel, Gott.
All die Not
von der wir eigentlich wissen oder die wir zumindest doch erahnen.
Und sie ausblenden. Weil wir nicht mehr können.
Nicht wahrhaben, nicht mehr hören oder sehen wollen.
Die keine Kamera mehr einfängt, kein Mikrofon erreicht.
Es schreit zum Himmel, Gott.
Das Leid, das Unrecht, die Not.
Auch wenn niemand mehr da ist, der dem Leid eine Stimme gibt,
so vertrauen wir doch, dass Du es hörst und siehst, dass Du den Leidenden nahe bist, und wir bitten dich: Bringe die Machthabenden zur Vernunft.
Lass die, die Einfluss haben, diesen nutzen, für ein Ende der Gewalt
und für ein menschenwürdiges Leben der Menschen im Sudan und auf der Flucht in den angrenzenden Ländern.
Lass uns nicht erlahmen, in einer Welt, die uns Angst macht und den Atem raubt,
den Mund aufzutun für die Verstummten,
ihr Leid, das Unrecht und die Not, dennoch zur Sprache zu bringen.
Weil es zum Himmel schreit, Gott.
Amen
Hier können Sie sich gerne über die Arbeit der Diakonie Katastrophenhilfe für die Menschen im Sudan informieren und diese unterstützen.